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Human Resources
Rückkehr ins Büro keine Option: Grindr verliert halbe Belegschaft

Rückkehr ins Büro keine Option: Grindr verliert halbe Belegschaft

Marié Detlefsen | 12.09.23

Branchengrößen wie Google streben eine Rückkehr zur vorpandemischen Normalität an. Die Dating App Grindr kündigte nun ebenfalls eine Büropräsenzpflicht an, mit erheblichen Folgen.

Seit dem Beginn der Coronapandemie steht das Modell der Heimarbeit oder der Remote Work im Vordergrund vieler Beschäftigter. Zahlreiche Mitarbeiter:innen weltweit haben ihre Büros verlassen und sind vermehrt von zu Hause aus tätig. Einige haben sich in der Zeit sogar Jobs gesucht, deren Standorte nicht einmal im gleichen Bundesland waren. Diese flexible Arbeitsweise findet derzeit immer noch großen Anklang bei Angestellten, jedoch drängen immer mehr Unternehmen darauf, ihre Mitarbeiter:innen wieder vermehrt ins Büro zurückzuholen. Dieser Trend spiegelt sich vor allem bei größeren Konzernen der Tech-Branche wie Google, Amazon oder Meta wider. Inmitten dieser Veränderungen hat auch die Dating App Grindr im August angekündigt, dass Angestellte wieder im Büro arbeiten müssen, doch diese Entscheidung hat drastische Konsequenzen: Fast die Hälfte der Belegschaft hat zum Monatsende gekündigt.

80 von 178 Angestellten verlassen Grindr

Im August hat Grindr angekündigt, dass einige Abteilungen ab Oktober zweimal pro Woche wieder im Büro arbeiten müssen. Weitere Teams sollen ab 2024 folgen. Hiervon betroffen sind Beschäftigte in den Abteilungen Design, Technik und Marketing. Laut Informationen des Wall Street Journal (WSJ), die sich auf die Gewerkschaft Communications Workers of America (CWA) berufen, haben 80 der 178 Mitarbeiter:innen der Dating-App ihre Kündigung eingereicht.

George Arison, CEO von Grindr, gab in einem internen Memo zu Beginn des vergangenen Monats bekannt, dass das Unternehmen nicht mehr den „remote first“ Ansatz verfolgen wird. Stattdessen wird ein hybrider Zeitplan eingeführt, der darauf abzielt, Flexibilität und Zusammenarbeit auszugleichen. Arison erinnerte daran, dass viele Team-Mitglieder während der schwierigen Phase der Pandemie angestellt wurden, als die Notwendigkeit für das Home-Office-Modell akut war. Er ist der Auffassung, dass man sich der aktuellen Situation wieder anpassen müsse, da bereits eine Mehrheit der Unternehmen die Arbeitsweise von vor der Pandemie wieder aufnimmt und Grindr dieser allgemeinen Norm folgen möchte.

Google und Amazon haben Präsenzpflicht bereits eingeführt

Die Entscheidung von Grindr hat nicht nur Mitarbeiter:innen dazu veranlasst, ihre Arbeit in einem physischen Büro zu verrichten, sondern hat auch diejenigen betroffen, die nicht in der Nähe der Büros wohnen. Für sie bedeutet dies, dass sie umziehen müssten. Dennoch blieb den betroffenen Mitarbeiter:innen nur eine knapp 14-tägige Frist, um eine Entscheidung zu treffen. Aus diesem Grund habe sich fast die Hälfte der Angestellten für eine Kündigung entschieden.

Mit dieser Ankündigung folgt Grindr dem Schritt vieler größerer Unternehmen. Bereits im Juni ist Google ebenfalls auf diesen Zug aufgesprungen und erhöhte den Druck auf die Beschäftigten, wieder öfter aus dem Home Office zurückzukommen. Google teilte mit, die Anwesenheit im Büro in die Leistungsbeurteilung mit einfließen zu lassen. Somit sollen die Angestellten der Präsenzpflicht nachkommen, da sonst ihr Nichterscheinen in ihren Leistungsbeurteilungen auftauchen könnte. Auch Amazon hat kürzlich seine Mitarbeiter:innen in den USA aufgefordert, wieder vermehrt ins Büro zurückzukehren. Eine Warn-E-Mail wurde an die Belegschaft geschickt, in der darauf hingewiesen wurde, dass einige Angestellte die Erwartungen an die Büropräsenz nicht erfüllen. Die neue Anwesenheitsregelung von Amazon verlangt von den Arbeitnehmer:innen in den USA, sich mindestens drei Tage pro Woche im Büro einzufinden. Diese Ansage führte allerdings zu Spannungen zwischen dem Konzern und der Belegschaft, woraufhin einige Angestellte sogar einen Protest gegen die Rückkehr zur Büroarbeit organisierten.

Die Wünsche nach Arbeitsmodellen wie Remote Work sollten also nicht unterschätzt werden. Der Greenhouse Candidate Experience Report verdeutlicht, das etwa die Hälfte aller Beschäftigten sich heutzutage nicht mehr auf eine Stelle bewerben würde, die nicht ihrem bevorzugten Arbeitsmodell entspricht. Des Weiteren würde etwa die Hälfte aller befragten Angestellten einen neuen Job suchen, wenn ihre aktuellen Arbeitgeber:innen keine flexiblen Arbeitsmodelle mehr anbieten würden. Die jüngsten Entwicklungen bei Grindr verdeutlichen somit, dass die Frage nach dem richtigen Arbeitsmodell für die Zukunft weiterhin eine Herausforderung für Unternehmen darstellen wird und diese mit Folgen zu rechnen haben, wenn sie ihre Belegschaft ohne Schonfrist und Anreize zurück ins Büro holen wollen.


„Hybrid kombiniert Teamgeist und Remote Work“

– Tracy Hawkins über innovative Arbeitsplätze

Frau sitzt draußen im Park vor ihrem laptop.
© vladimirov – Unsplash

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