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Quiet Vacation: Heimlicher Urlaub – ein neuer Trend auch in Deutschland?

Quiet Vacation: Heimlicher Urlaub – ein neuer Trend auch in Deutschland?

Marié Detlefsen | 22.08.24

Statt zur Arbeit einfach mal an den Strand fahren? Was nach Wunschvorstellung klingt, ist in den USA mittlerweile als Quiet Vacation-Phänomen bekannt. Erfahre, inwieweit dieser Trend in Deutschland verbreitet ist und was Arbeitgeber:innen dagegen unternehmen können.

In den heißen Sommermonaten sehnen sich viele nach endlosem Urlaub am Strand. Dank moderner Arbeitsmodelle wie Remote Work oder Workation können einige bereits Beruf und Erholung miteinander verbinden. Doch was passiert, wenn Arbeitnehmende heimlich eine Auszeit nehmen, ohne dies mit ihren Vorgesetzten abzusprechen? Dieser Trend wurde 2024 vor allem in den USA beobachtet und stellt für viele Unternehmen ein großes Problem dar. Das Phänomen wird mittlerweile als Quiet Vacation bezeichnet und erfreut sich in einigen Ländern größerer Beliebtheit, doch ist es auch in Deutschland angekommen? Eine Umfrage der Jobplattform Monster in Kooperation mit YouGov Deutschland hat sich dieser Frage angenommen und herausgefunden: Lediglich fünf Prozent aller Arbeitnehmer:innen haben bereits heimlich Urlaub während der Arbeitszeit gemacht.

In vielen Berufen ist Quiet Vacation gar nicht möglich

Die Studie befragte im Mai 2024 1.330 erwerbstätige Personen und stellte fest, dass Arbeitnehmende aus Deutschland im Gegensatz zu den USA eher zurückhaltend sind, wenn es um heimliche Urlaubsreisen während der Arbeitszeit geht. Laut der Umfrage lehnen hierzulande 32 Prozent der Erwerbstätigen es strikt ab, heimlich Urlaub zu machen und würden dies selbst nie tun. Zehn Prozent sehen es hingegen weniger streng und finden, dass eine kleine unerlaubte Auszeit in Ordnung ist, solange die Arbeit darunter nicht leidet. Tatsächlich haben jedoch nur fünf Prozent der Befragten bereits eine Quiet Vacation unternommen.

23 Prozent der Befragten geben außerdem an, dass es in ihrem Beruf gar nicht möglich sei, während der Arbeitszeit in den Urlaub zu fahren. Dies zeigt, dass das Phänomen vor allem digitalisierte Branchen und Wissensarbeiter:innen betrifft.

Jüngere Arbeitnehmer:innen sind gegenüber Quiet Vacation offener

Die Umfrage beleuchtet dabei auch die Ansichten der unterschiedlichen Generationen, so betonen ältere Erwerbstätige, dass es sofort auffallen würde, wenn sie während der Arbeitszeit fehlen. 32 Prozent der 45- bis 54-Jährigen und 34 Prozent der ab 55-Jährigen geben an, dass eine Quiet Vacation in ihrer Arbeitssituation nicht machbar ist. Bei den jüngeren Generationen, den 18- bis 24-Jährigen und 25- bis 34-Jährigen, sind es nur sieben beziehungsweise 13 Prozent, die eine heimliche Auszeit für unmöglich halten. Insgesamt stehen die Babyboomer und die Gen X dem Thema Quiet Vacation kritisch gegenüber: 38 Prozent der 45- bis 54-Jährigen und 37 Prozent der ab 55-Jährigen lehnen heimliche Urlaubsreisen während der Arbeitszeit strikt ab. Bei den 18- bis 24-Jährigen und 25- bis 34-Jährigen sind es nur 25 beziehungsweise 23 Prozent.

Der geheime Urlaubstrend findet vor allem bei der Gen Z und den Millennials Anklang. So haben 17 Prozent kein Problem damit, heimlich Urlaub zu machen, solange die Arbeit nicht leidet. Bereits zwölf Prozent der Gen Z und 14 Prozent der Millennials haben eine Quiet Vacation unternommen. Zum Vergleich: Nur vier Prozent der Gen X und sechs Prozent der Babyboomer haben nichts gegen eine unerlaubte Pause und lediglich zwei Prozent dieser Altersgruppen haben es bereits getan.


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© Dessidre Fleming – Unsplash


Mehrheit verpfeift nicht ihre Kolleg:innen

Dennoch lässt sich nicht pauschal sagen, dass eher jüngere Arbeitnehmer:innen heimlich blau machen während der Arbeitszeit. Studien zeigten, dass insbesondere die Generation Z häufiger auf ihre wohlverdienten Urlaubstage verzichtet als ältere Generationen. Im vergangenen Jahr blieben bei dieser Gruppe im Durchschnitt vier Urlaubstage ungenutzt. Ein zentraler Grund dafür ist die weit verbreitete Angst, wichtige Entscheidungen oder Entwicklungen im Büro zu verpassen, die sogenannte „Fear of Missing Out“ (FOMO). Babyboomer lassen hingegen 2,5 Tage ihres Urlaubsanspruchs ungenutzt.

Nichtsdestotrotz lässt sich bei allen Generationen erkennen, dass sie Kolleg:innen, welche heimlich Urlaub machen, in den meisten Fällen nicht verpetzen würden. Denn obwohl viele Befragte selbst niemals während der Arbeitszeit unerlaubt wegfahren würden, sind einige nachsichtiger gegenüber Angestellten, die dies tun: 14 Prozent ist es egal, ob ihre Kolleg:innen Quiet Vacation betreiben, solange keine Nachteile oder Mehrarbeit entstehen und nur sieben Prozent würden es ihrem Vorgesetzten melden, wenn sie von einer heimlichen Urlaubsreise erfahren.

Mit flexiblen Arbeitsmodellen gegen die Quiet Vacation

Insgesamt lässt sich anhand der Studie erkennen, dass der Trend der Quiet Vacation in Deutschland weniger verbreitet ist als in den USA. In den Vereinigten Staaten gibt es allerdings auch keine gesetzlich verankerte Mindesturlaubszeit, viele haben kaum oder gar keinen Urlaubsanspruch. Besonders ältere Generationen lehnen hierzulande solche unerlaubten Auszeiten ab, während jüngere Generationen offener dafür sind. Dennoch zeigt die Umfrage, dass viele Arbeitnehmende sich flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Urlaubstage wünschen. Arbeitgeber:innen sollten diesen Wunsch ernst nehmen und überlegen, wie sie attraktive Arbeitsbedingungen schaffen können, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Kerstin Woll, Senior HR Business Partnerin bei Monster rät:

Wir würden Arbeitnehmenden grundsätzlich von einer Quiet Vacation abraten. Insbesondere, da ein unabgesprochener Urlaub beziehungsweise nicht geleistete Arbeit mitunter auch rechtliche Konsequenzen haben kann. Doch auch wenn das Phänomen Quiet Vacation in Deutschland bisher weniger stark ausgeprägt ist, zeigt es doch sehr deutlich, dass sich einige Arbeitnehmende flexiblere Arbeitsmodelle und Orte wünschen, oder auch einfach mehr Urlaubstage. Dies sollten Arbeitgebende berücksichtigen wenn sie langfristig attraktiv bleiben möchten. Beispielsweise kann ein Workation-Angebot ein beliebteres Instrument sein, jüngere Arbeitnehmende anzulocken. Mittlerweile gibt es aus einigen Unternehmen auch schon erste Erfahrungsberichte, dass dies gut funktionieren kann.

Auch wenn Arbeitgeber:innen es nicht leisten können, mehr Urlaub zu genehmigen, gibt es zahlreiche Alternativen. Besonders beliebt ist dabei das Modell der Workation. Es bietet Mitarbeitenden die Flexibilität, an einem anderen Ort außerhalb ihres gewöhnlichen Arbeitsumfelds zu arbeiten, während es gleichzeitig von den Unternehmen Flexibilität erfordert, die diese Möglichkeit anbieten möchten. Die Vorteile für Arbeitgebende liegen auf der Hand: Es steigert die eigene Attraktivität als Arbeitgeber:in, stärkt die Bindung der Mitarbeitenden und fördert den Austausch von Erfahrungen, was die Vielfalt im Unternehmen bereichern kann.


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© Andrea Piacquadio – Pexels


Dieser Beitrag erschien erstmals am 2. August 2024.

Kommentare aus der Community

Michael am 23.08.2024 um 11:52 Uhr

Was hier noch gar nicht angesprochen ist, ist der Arbeitsunfall. Also wenn Mitarbeiter zum Urlaubsort fahren, sich dort aufhalten. Da kein Urlaub vorliegt und es während der Arbeitszeit ist ist die Frage wie das Versicherungstechnisch wird wenn beispielsweise aufgrund Unfall eine lebenslange Beeiträchtigung vorliegt?

Antworten
Niklas Lewanczik am 26.08.2024 um 08:19 Uhr

Hallo Michael,

spannende Frage. Die Allianz schreibt etwa: „Hierbei [bei der Telearbeit] sind Sie gesetzlich unfallversichert – sofern Sie zur Zeit des Unfalls arbeitsbezogene Tätigkeiten verrichten. Dies gilt übrigens auch für den Weg zur erstmaligen Arbeitsaufnahme in der eigenen Wohnung, wie das Bundessozialgericht in Kassel im Dezember 2021 entschied. In diesem Fall hatte sich ein Arbeitnehmer durch einen Sturz auf der Treppe zwischen Schlaf- und häuslichem Arbeitszimmer verletzt (Az. B 2 U 4/21 R).“

https://www.allianz.de/themen/homeoffice-versicherung/#:~:text=Versicherungsschutz%20im%20Homeoffice%3A&text=Zwar%20gibt%20es%20keine%20extra,wie%20am%20Arbeitsplatz%20im%20Unternehmen.

Daher dürfte der Versicherungsschutz entfallen, wenn eindeutig ist, dass keine Arbeitstätigkeit ausgeführt wurde, man auch nicht auf einem Arbeitsweg war etc. Aber das wäre dann sicher im Einzelfall von Expert:innen zu beurteilen.

Liebe Grüße

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