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Human Resources
Human Resources: Wie beliebt sind ältere Bewerber:innen bei Unternehmen?

Human Resources: Wie beliebt sind ältere Bewerber:innen bei Unternehmen?

Hauke Eilers-Buchta | 29.09.22

In Zeiten des Fachkräftemangels stellt sich vielfach die Frage, welche Chancen ältere Bewerber:innen bei Unternehmen haben. Grundsätzlich müssten diese gestiegen sein – doch sieht das in der Realität auch so aus?

Ältere Bewerber:innen auf einen Job haben oftmals schlechtere Chancen. Und das, obwohl der Fachkräftemangel in vielen Unternehmen bereits zu Problemen führt. Allerdings sind in einigen Bereichen inzwischen positive Tendenzen erkennbar. Die Erhöhung der Lebensarbeitszeit, also eine spätere Rente, wird seitens der Politik immer wieder ins Spiel gebracht. Obwohl sich der Arbeitsmarkt mit älteren Bewerber:innen oftmals schon jetzt sehr schwer tut. Das betrifft keinesfalls nur Bewerber:innen jenseits der 60 Jahre. In nicht wenigen Fällen gelten schon 45-Jährige als zu alt für viele Unternehmen.

Die Jobplattform Indeed hat gemeinsam mit einem Marktforschungsinstitut Angestellte über 45 Jahre und zudem Personaler:innen befragt. Unter anderem lag der Fokus dabei auf Erfahrungen rund um Jobchancen für ältere Bewerber:innen sowie einer möglichen Diskriminierung dieser Personengruppe.

Bewerber:innen über 60 gelten oft als „zu alt“

Die Erhebung macht deutlich, dass die meisten Personaler:innen eine Altersgrenze für Bewerber:innen auf ausgeschriebene Jobs im Kopf haben. Mehr als ein Viertel der Befragten befand nämlich, dass Bewerber:innen über 60 Jahre zu alt für die jeweiligen Unternehmen seien. Aber auch Bewerber:innen über 55 Jahre gelten für 20 Prozent der Befragten als zu alt.

Besonders auffällig: Bei acht Prozent der Studienteilnehmer:innen galten sogar Bewerber:innen über 45 Jahren bereits als zu alt. Die Chancen auf eine Einstellung gehen in solchen Fällen häufig schon in Richtung Nullpunkt.

Diese Ansicht vertreten auch viele Bewerber:innen. Immerhin jede:r Sechste fühlt sich in Bewerbungsprozessen aufgrund des Alters benachteiligt. Hier entsteht vielfach der Eindruck, dass Bewerber:innen über 45 Jahre bereits benachteiligt werden – bei 15 Prozent der befragten Erwerbstätigen war dies der Fall. Mit zunehmenden Alter steigt auch der Eindruck von Benachteiligungen an. Bei den Menschen, die mehr als 55 Jahre alt sind, sind es bereits 21 Prozent, die sich als benachteiligt sehen.

Bereits Stellenanzeigen diskriminieren ältere Bewerber:innen vielfach

Die Altersgrenzen, die für Personaler:innen oftmals gelten, spiegeln sich auch in vielen Stellenanzeigen wider. Somit geben 43 Prozent der befragten Personaler:innen an, dass in ihren Inseraten – zumindest indirekt – nach jüngeren Mitarbeiter:innen gesucht wird. Formulierungen mit „junges Team“ oder ähnlichen Phrasen sind üblich. Bei 19 Prozent der Personaler:innen kommen derartige Beschreibungen immer zum Einsatz, bei 24 Prozent immerhin zum Teil.

Allerdings kann sich daraus auch ein Problem ergeben: Denn laut dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) können derartige Anforderungen als diskriminierend eingestuft werden. Und zusätzlich haben solche Formulierungen vielfach auch in der Realität einen abschreckenden Effekt. Von den Über-60-Jährigen fühlen sich ganze 71 Prozent nicht angesprochen, wenn in Stellenausschreibungen von „jungen Teams“ und Co. gesprochen wird.

Ebenso spannend: Von den Bewerber:innen zwischen 45 und 54 Jahren fühlen sich ebenfalls 60 Prozent von derartigen Job-Annoncen nicht (mehr) angesprochen. Das Wort „jung“ kann also dafür sorgen, dass sich viele Menschen gar nicht erst bewerben, weil sie sich selber bereits als zu alt für den Job einschätzen.

Personaler:innen sind grundsätzlich bereit, Älteren eine Chance zu geben

Einen positiven Ansatz gibt es allerdings auch. So sind viele Personaler:innen zumindest generell dazu bereit, die Bewerbungsprozesse auch für ältere Bewerber:innen zu öffnen. Für insgesamt 53 Prozent der Befragten käme dies in Frage – vornehmlich aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels.

Eine Tendenz, die auch den älteren Erwerbstätigen auffällt. Bei 34 Prozent der Befragten gab es bereits den Eindruck, dass der aktuelle Fachkräftemangel ihre Chancen erhöhen könnte, zu Bewerbungsgesprächen überhaupt eingeladen zu werden. Demgegenüber steht jedoch die Erkenntnis, dass weniger als 15 Prozent der Personaler:innen ältere Bewerber:innen auch tatsächlich gezielt ansprechen würden. 26 Prozent hingegen suchen ganz gezielt nach jüngeren Mitarbeiter:innen und sprechen diese auch konkret an.

Unternehmen richten sich aber auf Ältere aus

Die gesteigerten Chancen bei Bewerbungsprozessen für ältere Bewerber:innen werden durch verschiedene Maßnahmen, die seitens vieler Unternehmen angeboten werden, ergänzt. Für ältere Mitarbeiter:innen gibt es so laut zahlreichen Personaler:innen in den Unternehmen die Chance auf Altersteilzeit oder auch Förderprogramme für Quereinsteiger:innen.

Weiterhin würden viele Unternehmen in Fortbildungen – auch für älteres Personal – investieren. Bei lediglich elf Prozent der Unternehmen würde es der Indeed-Befragung zufolge gar keine Angebote für älteres Personal geben.

Kommentare aus der Community

Saskia am 30.09.2022 um 09:33 Uhr

Hallo Ihr Lieben,
also der Text ist ja in Ordnung, aber das dazu gewählte Foto geht echt gar nicht. Was haben denn zwei Rentner am Strand mit diesem Artikel zu tun?!

Antworten
Niklas Lewanczik am 30.09.2022 um 10:30 Uhr

Hallo Saskia,

danke für den Kommentar und dein Feedback. Du hast recht, das Bild – in diesem Fall ein Symbolbild – spiegelt nicht unbedingt eine Bewerbungssituation oder einen Arbeitskontext wider.
Allerdings gibt es auch keine Anzeichen dafür, dass die Personen auf dem Bild Rentner:innen sind; es könnten auch ältere Bewerber:innen sein.

Wir nehmen die Kritik aber für die künftige Bildwahl gern auf.

Beste Grüße

Antworten
Achim Ghanem am 29.09.2022 um 18:58 Uhr

…und weil ältere Menschen vermeintlich unflexibel, teuer und oft krank sind, habe ich dieses Video von mir (58) erstellt. Damit habe ich Unternehmen und Agenturen angeschrieben, die ein Stellenangebot geschaltet hatten. Die Reaktionen waren positiv, auch wenn es nicht direkt zu einer Einstellung oder einem Projektauftrag geführt hat.
https://www.youtube.com/watch?v=HZB5EyuaiHQ

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