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Geringes Selbstwertgefühl und Drang nach Ruhm: So beeinflusst Social Media die Generation Z

Geringes Selbstwertgefühl und Drang nach Ruhm: So beeinflusst Social Media die Generation Z

Michelle Winner | 25.11.21

Der Druck durch Social Media ist für junge Menschen besonders hoch. Das hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Psyche, sondern auch auf die Perspektiven. Deshalb müssen Unternehmen verstehen, wie Gen Z tickt.

Dass die sozialen Medien Druck auf ihre Nutzer:innen ausüben, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Egal ob FOMO (Fear of missing out), Beauty-Wahnsinn oder Cyber-Mobbing – Instagram und Co. sorgen nicht bei allen Personen für eine gute Zeit. Aus diesem Grund hat VPN-Anbieter ExpressVPN eine Umfrage unter 1.500 Personen in Deutschland im Alter von 16 bis 14 Jahren gestartet. Ziel war, herauszufinden, wie stark Gen Z von Social Media beeinflusst wird. Einige der Ergebnisse sind alarmierend.

Diese Plattformen sind am beliebtesten

Alle Befragten haben im Rahmen der Analyse angegeben, mindestens ein Social-Media-Profil zu besitzen. Am beliebtesten sind hierzulande bei Gen Z Instagram (90 Prozent) und TikTok (80 Prozent). Twitter landet mit 28 Prozent auf dem letzten Platz. Visuelle beziehungsweise audio-visuelle Inhalte scheinen für die junge Generation also besonders ansprechend zu sein im Vergleich zum typischen Textformat von Twitter. Das schlägt sich auch in den Nutzungszeiten nieder. 58 Prozent geben an, TikTok mindestens eine Stunde pro Tag zu nutzen. Weitere zehn Prozent gestehen sogar ein, die Kurzvideo-App für mehr als fünf Stunden zu nutzen. Ebenso beliebt unter den Apps ist YouTube: 40 Prozent sagen, sie verbringen auch hier mindestens eine Stunde pro Tag.

Exzessive Nutzung schürt Angst und zerstört das Selbstbild

Die langen Nutzungszeiten bleiben nicht ohne Folgen. Viele Gen Zer sind sich ihres teilweise exzessiven Social-Media-Verhaltens bewusst und 63 Prozent sorgen sich in diesem Zusammenhang um Suchtsymptomatiken. Doch die Folgen gehen noch viel weiter: Jeweils 93 Prozent geben an, dass sich die sozialen Medien negativ auf ihr Selbstbild und ihr Selbstwertgefühl auswirken. 92 Prozent sagen außerdem, dass dasselbe auch für das persönliche Glück gilt. Darüber hinaus steigert Social Media auch Ängste (87 Prozent) und Einsamkeit (87 Prozent), obwohl beispielsweise Instagram selbst behauptet, es wäre nicht toxisch. Besonders weibliche User leiden, was vermutlich mitunter an den durch Filter und Photoshop verzerrten Beauty-Standards online liegt.

Nun könnte man sagen „Dann geht doch einfach weniger auf Instagram und Co.“, doch so einfach ist die Sachlage nicht. Gen Z ist mit den sozialen Medien aufgewachsen, so sehr, dass sie fester Bestandteil ihres Soziallebens sind. Das Smartphone einfach beiseite zu legen und die diversen Apps mehrere Tage nicht zu checken, ist also kaum möglich. Besonders die Coronapandemie hat noch einmal für einen Shift des Soziallebens in die digitale Welt gesorgt.

Likes als Zeichen der Anerkennung

Gen Z scheint es schwer zu fallen, Abstand zu Social Media zu gewinnen. Die Reaktionen anderer auf ihren Auftritt in den sozialen Medien hat direkten Einfluss auf die Selbstwahrnehmung. Ihr Selbstwertgefühl wird daher vor allem von der Anzahl der Likes (68 Prozent), Follower (65 Prozent), Direktnachrichten (63 Prozent), Aufrufe (61 Prozent) und Kommentare (59 Prozent) beeinflusst. So ist es nicht verwunderlich, dass über die Hälfte der Befragten bereits einen Post gelöscht hat, weil dieser nicht gut performte.

Umso dankbarer sind die Teilnehmer:innen der Umfrage aber für das „Likes ausblenden“-Feature von Facebook und Instagram. 76 Prozent finden, dass dadurch Beiträge authentischer geworden sind. Hinzu kommt, dass die Funktion ihnen die Angst vor dem Posten nimmt (58 Prozent) und sie das Gefühl haben, dass ihre Privatsphäre besser geschützt sei (65 Prozent.

Gen Z ist sich ihrer Privatsphäre bewusst

Als Generation, die mit den sozialen Medien aufgewachsen ist, bringt Gen Z eine hohe Medienkompetenz mit. Das beinhaltet auch, dass sie weiß, wie man die Privatsphäre schützt. Viele nutzen Social Media daher vor allem im engen Bekanntenkreis. 82 Prozent haben außerdem mindestens einen Account auf privat gestellt. Die Befragten möchten vor allem kontrollieren können, wer ihre Inhalte sieht (45 Prozent) und sich gleichzeitig vor Belästigung durch Fremde schützen (45 Prozent). Aus diesem Grund nutzen viele von ihnen Zweitkonten. Ein Drittel besitzt außerdem ein sogenanntes „Finsta“, also ein Fake-Profil auf Instagram.

40 Prozent haben sogar drei oder mehr Fake-Accounts. In erster Linie erhoffen sie sich dadurch mehr Privatsphäre und sehen sie als Selbstschutzmaßnahme. Beispielsweise kann mit den Profilen an Online-Debatten teilgenommen werden ohne Risiko zu laufen, dass „Gegner:innen“ sich auf das persönliche Profil stürzen und dort Hass verbreiten. 16 Prozent geben jedoch auch zu, ihr Fake-Profil unschön zu nutzen und zwar um ihre Ex-Partner:innen im Auge zu behalten. Hinzu kommt, dass Fake Accounts Cyber-Mobbing und Hassrede begünstigen können, da sich Täter:innen durch die Anonymität aus der Affäre ziehen können.

Lieber Ruhm als Privatsphäre?

Social Media ist ohne Frage beliebt in Gen Z und essentieller Teil des Soziallebens. Dennoch vertrauen die Befragten den Social-Konzernen nicht. 69 Prozent fürchten, dass ihre Bilder für Gesichtserkennung und 68 Prozent, dass ihre Daten zu Werbezwecken genutzt werden. Doch trotz dieser Ängste und des Bewusstseins für die Risiken von Social Media, wären 77 Prozent bereits dazu, mehr persönliche Daten preiszugeben, um im Austausch mehr Ruhm zu erlangen. 47 Prozent würden das Gleiche tun, um früheren Zugang zu neuen Funktionen zu bekommen.

Hier zeigt sich erneut, wie viel Einfluss die sozialen Medien auf das Selbstwertgefühl haben. Um „fame“ zu sein, würden einige Personen sogar den Verlust ihrer Privatsphäre in Kauf nehmen. In diesem Zusammenfang ebenfalls interessant, ist, dass sich knapp 25 Prozent schon einmal Follower gekauft haben. Die Gründe hierfür sind je nach Gender unterschiedlich. Männliche User haben Follower gekauft, um schneller verifiziert und als Influencer anerkannt zu werden. Weibliche User wollen durch die Fake Follower populärer wirken, als sie eigentlich sind.

Das Social-Media-Verhalten von Gen Z ist per se nicht verwerflich, besonders was die Nutzungszeiten angeht. Zunächst klingen ein bis fünf Stunden viel, doch TikTok und YouTube sind heute das, was früher das Fernsehen war. Darüber hinaus sollte nicht vergessen werden, dass sich die Nutzungszeiten durch die Lockdowns natürlich gesteigert haben, da es nur wenige andere Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gab. Wirklich besorgniserregend ist hingegen, wie viel Einfluss Social Media auf der Selbstbild junger Menschen hat. Hier muss definitiv mehr Bewusstsein geschaffen werden, vor allem dafür, dass im Internet nicht alles Gold ist, was glänzt. Andernfalls können die psychologischen Folgen für die Mitglieder von Gen Z fatal sein.

Zwei Key Learnings für Recruiter

Auswertungen wie diese beinhalten oft kostbare Learnings für Arbeitgeber:innen, besonders hinsichtlich der Akquise von Mitarbeiter:innen. Wer also die jungen Talente für sich gewinnen will, muss verstehen, wie diese ticken und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

1. Die Talente finden

Die jungen Talente sind Social-Media-affin, treiben sich aber weniger auf Karrierenetzwerken herum. Stattdessen sollten Recruiter sich auf den Plattformen umsehen, die beliebt sind. Derzeit sind das vor allem Instagram und TikTok. Social Media Recruiting wird in den kommenden Jahren noch mehr an Bedeutung gewinnen und ein wichtiges Instrument im War for Talent werden. Einen Guide hierfür findest du in unserem Digital Recruiting 101.

2. Verständnis aufbringen

Als Unternehmen ist es außerdem unabdingbar zu verstehen, was die jungen Talente bewegt. Ihr Social-Media-Verhalten und das damit einhergehende verminderte Selbstwertgefühl einfach abzutun und zu sagen „Legt euch ein dickeres Fell zu“, ist falsch. Die Thematik ist komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Hinzu kommt, dass Gen Z auch gleichzeitig zur Generation Lockdown gehört, also zu den jungen Menschen, denen durch die Pandemie sämtliche Perspektiven geraubt wurden – ganz zu schweigen vom psychischen Druck. Detaillierte Insights in den Gemütszustand der jungen Talente und welche Maßnahmen Unternehmen hinsichtlich des Recruiting treffen sollten, findest du in unserem Artikel zu dem Thema.

Es lohnt sich für Recruiter, die Unterschiede der verschiedenen Generationen verstehen zu lernen und das Recruiting dementsprechend anzupassen. Wichtig ist es dabei, sich nicht nur auf eine Altersgruppe zu fokussieren, da es sonst schwierig wird Altersdiversität zu etablieren. Verschiedene Altersgruppen bei den Mitarbeiter:innen bringen viele Vorteile: Die Jungen können von den Erfahrenen lernen und bringen gleichzeitige neue, frische Inputs mit ins Unternehmen, von denen die älteren Generationen profitieren können.

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