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Human Resources
Einführung der 4-Tage-Woche im OP: Weniger Überstunden, mehr Stress?

Einführung der 4-Tage-Woche im OP: Weniger Überstunden, mehr Stress?

Marié Detlefsen | 31.05.24

Das Klinikum Fürth hat als erstes Krankenhaus in Deutschland erfolgreich die 4-Tage-Woche für das OP-Personal eingeführt. Wie das Konzept bei Mitarbeiter:innen und Patienten ankommt und warum es eine Blaupause für andere sein kann.

Das Konzept der 4-Tage-Woche ist in aller Munde, dennoch ist es in der Praxis noch nicht weit verbreitet. Einige Unternehmen tasten sich daher nur langsam an das neue Arbeitsmodell heran, während andere bereits Erfahrungen sammeln. Auch das Klinikum Fürth hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Konzept zu testen und im November die 4-Tage-Woche eingeführt. Vorerst kann nur das OP- und Anästhesie-Personal in den Genuss einer verkürzten Woche kommen, aber trotzdem sollen daraus erste Erkenntnisse und Trends gesammelt werden. Erfahre, wie gut die 4-Tage-Woche im Fürther Klinikum nach sechsmonatiger Testphase funktioniert.

4-Tage-Woche soll Belastung senken und neue Anreize schaffen

Das Klinikum Fürth ist das erste in Deutschland, das die 4-Tage-Woche im OP-Bereich getestet hat. Gerade hier, wo Notfälle und Verzögerungen den Operationsplan schnell durcheinanderbringen können, wollte man das Personal entlasten und den Pflegeberuf attraktiver machen. Wer in der 4-Tage-Woche arbeitet, hat nun drei statt zwei Tage frei. Die Gesamtarbeitszeit und das Gehalt bleiben unverändert. Vollzeitkräfte arbeiten also weiterhin 38,5 Stunden pro Woche und sind pro Tag etwa zehn Stunden anwesend. Professor Christoph Raspé, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, berichtet von den positiven Ergebnissen des Modells:

Wir haben eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt und hatten da sehr positive Ergebnisse. Die Belastung für die Mitarbeiter ist gesunken und auch aus Arbeitgeber- und Patientensicht ist die Pilotphase gut gelaufen. Wir konnten mehr Operationen durchführen und mussten weniger Eingriffe absagen.

Für Patient:innen stelle dies einen klaren Vorteil dar, da es für diese das Wichtigste sei, dass eine OP auch wirklich durchgeführt und nicht aus Personalmangel abgesagt werde.

Weniger Überstunden, aber mehr Stress

Auch die Mehrheit der Mitarbeiter:innen sei nach sechs Monaten von dem Modell überzeugt. Die Teilnahme war freiwillig und etwa 20 Prozent der Belegschaft aus dem OP-Bereich haben die Testphase für sich genutzt. Positiv hervorgehoben wurden dabei insbesondere die verbesserten zeitlichen Abläufe, weniger Überstunden und der zusätzliche freie Tag, der dadurch gewonnen wird.

Allerdings sind Zehn-Stunden-Schichten nicht für alle Mitarbeitenden ideal. Bei vergleichbaren Projekten in Siegen und Moers wurden die längeren Dienstzeiten von einigen als zusätzlicher Stressfaktor empfunden. Daher bleibt die 4-Tage-Woche in Fürth auch künftig nur eine von mehreren Optionen. Die Entscheidung für das passende Arbeitszeitmodell liegt letztlich bei den Angestellten selbst.

Dennoch sehen viele Arbeitnehmer:innen die Einführung der 4-Tage-Woche als realistisch an. Laut einer aktuellen Studie von Jooble sind insgesamt 75,4 Prozent der Teilnehmer:innen der Meinung, dass die Einführung einer 4-Tage-Woche in den kommenden fünf Jahren durchaus möglich ist. So gibt es mittlerweile auch mehrere Branchen, die sich an das neue Arbeitsmodell herantrauen. Die IG Metall fordert eine 4-Tage-Woche und möchte damit die Lebensqualität der Arbeitnehmer:innen erhöhen, aber auch den Arbeitsplatzverlust verhindern. Hier sollen Arbeitnehmer:innen künftig nur noch 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich pro Woche arbeiten.

Andere Unternehmen denken über Einführung der 4-Tage-Woche nach

Aufgrund der positiven Resonanz hat das Klinikum Fürth entschieden, das Projekt dauerhaft anzubieten. Im nächsten Schritt plant das Klinikum, die 4-Tage-Woche auf weitere Bereiche auszuweiten und damit einen neuen Standard in der Gesundheitsbranche zu setzen. Das Fürther Modell könnte so zum Vorbild für Kliniken in ganz Deutschland werden und zeigen, dass innovative Arbeitszeitmodelle sowohl für das Personal als auch für die Patienten erhebliche Vorteile bieten können. Auch andere Kliniken in Deutschland haben bereits ihr Interesse bekundet und möchten die 4-Tage-Woche nun in ihren Häusern testen.


Die 4-Tage-Woche kommt:

44 Prozent der befragten Unternehmen wollen das Arbeitskonzept 2024 einführen

Die 4-Tage-Woche kommt: 44 Prozent der befragten Unternehmen wollen das Arbeitskonzept 2024 einführen.
© Brooke Cagle – Unsplash

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