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Human Resources
Duzen im Job: Das Für und Wider

Duzen im Job: Das Für und Wider

Hauke Eilers-Buchta | 07.06.22

In immer mehr Unternehmen schwindet das förmliche Sie und das persönlichere Du hält Einzug. Aber ist das wirklich überall passend? Was spricht für und gegen das Duzen?

Hat das klassische und förmliche Sie bald ausgedient? In immer mehr Unternehmen wird auch in der Führungsriege geduzt – nicht nur in Startups, sondern auch bei etablierten Konzernen. Doch wie passend ist es am Ende tatsächlich, wenn man die Vorgesetzten duzt und mit dem Vornamen anspricht? Ob man die Vorgesetzten am Ende wirklich duzen oder lieber siezen sollte, hängt vielfach von der Unternehmenskultur ab, aber auch davon, welche Erwartungen die Führungskräfte selber haben. Und letztlich scheint es trotz aller Modernität durchaus Gründe zu geben, die für das klassische Sie sprechen.

Distanz durch Kommunikation

In der Unternehmenskommunikation kann durch das Duzen oder Siezen entweder Nähe geschaffen werden oder auch Distanz. Zumeist handelt es sich dabei um professionelle Distanz, aber auch um eine taktvolle Höflichkeit. Denn durch die Distanz kann auch Höflichkeit übermittelt werden. Doch sorgt ein persönlicheres Du automatisch für weniger Distanz oder dafür, dass keine Höflichkeit mehr transportiert wird? Immerhin ist das Du vor allem online in den sozialen Medien durchaus üblich und gesiezt wird hier nur sehr selten.

In Unternehmen ist dies dennoch oftmals anders. Denn die Menschen sollen hier zwar eng miteinander kommunizieren und zusammen im Team arbeiten, doch es gibt immer noch Hierarchien und Unterschiede zwischen einzelnen Mitarbeitenden. In zahlreichen Firmen gibt es daher bereits Mischformen und es werden Mails mit einer Mixtur aus Du und Sie versandt, damit letztlich alle Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen passend angesprochen werden können.

Das Du als Vorgabe seitens des Unternehmens?

Inzwischen gibt es allerdings auch Unternehmen, in denen das Du als Vorgabe definiert wird – und somit Mitarbeiter:innen beinahe schon verpflichtet sind, andere zu duzen und sich selber auch duzen zu lassen. Das gefällt allerdings längst nicht allen! Wenn das Management von sich aus das Du anbietet oder die Vorgesetzten darauf verweisen, dass ein Du völlig in Ordnung ist, zeigt dies die eine Seite, die sicherlich vollkommen in Ordnung ist. Werden Mitarbeiter:innen allerdings fast schon dazu genötigt, Chef:innen und Co. zu duzen, kann dies bei vielen Angestellten durchaus gewisse Grenzen überschreiten.

Dabei ist das definierte Ziel hinter der Du-Vorgabe zumeist klar: es soll ein familiäres Umfeld geschaffen werden, eine vertrauensvolle Umgebung. Doch alle Vorgaben bringen recht wenig, wenn am Ende die Authentizität nicht stimmt und das Du innerhalb des Unternehmens eher gezwungen und unpassend wirkt. Hinzu kommt, dass in manchen Situationen ein Sie durchaus respektvoller und damit passender sein kann. Und im Rahmen von Streitgesprächen kann das Sie ebenfalls hilfreich sein und eine nützliche Distanz schaffen, die für Diskussionen oftmals angemessen ist.

Doch was spricht am Ende für das Du? Und was spricht für das Sie? Eine kleine Übersicht.

Gründe und Aspekte, die für das Du in Unternehmen sprechen

Das Du als Anrede für Vorgesetzte oder Kolleg:innen kann durchaus passend sein. Nicht nur, um Hierarchien zu überbrücken und eine engere Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Denn auch Gemeinsamkeiten rücken dann schneller in den Vordergrund – und fördern zudem oftmals auch den Teamgedanken. Wir sind das Du – demgegenüber stehen die anderen, die gesiezt werden.

Nimmt man das Du im Job als Standard, kann das in einer modernen Unternehmenskultur häufig sehr angemessen sein. Wichtig zu wissen dabei: eine gewisse Höflichkeit hängt nicht immer von der Anrede ab, auch ein Sie kann dies nicht immer optimal transportieren. Wertschätzung und eine Kommunikation mit gebührendem Respekt und dennoch auf Augenhöhe können somit auch gelingen, wenn man sich gegenseitig duzt und auf das förmliche Sie verzichtet.

Gründe und Aspekte, die für das Sie in Unternehmen sprechen

Auf der anderen Seite werden Stimmen laut, dass man das Du in einem Unternehmen nicht pauschalisieren kann oder sollte. Wie nimmt man Mitarbeiter:innen, Bewerber:innen und Co. im Unternehmen wahr und wie ist die Kommunikation an sich? Die einzelnen Identitäten können dabei eine bedeutsame Rolle spielen – und auch darüber entscheiden, ob ein Du oder Sie angemessener ist.

Das traditionelle, hierarchische Umfeld in Unternehmen ist nicht für alle Menschen gleich einzuordnen, einzelne Mitarbeiter:innen kommen damit besser zurecht als andere. Passend dazu sollte dann im besten Fall auch das Du oder Sie zum Einsatz kommen.

Ist das Du dem Zeitgeist entsprechend oder eher unhöflich?

Das Duzen unter Kolleg:innen ist inzwischen vielerorts üblich. Bei Vorgesetzten sieht es allerdings oftmals noch anders aus. Somit machen Angestellte tatsächlich vielfach Unterschiede, ob sie mit gleichgestellten Kolleg:innen sprechen oder mit Personen aus der Führungsetage. Vor allem bei Vorgesetzten ist das Sie nach wie eine häufig(er) gewählte Umgangsform. Zumindest solange, bis man das Du angeboten bekommt.

Trotz allem ist das Du inzwischen ein bedeutsamer Bestandteil der Arbeitswelt und keinesfalls außer Acht zu lassen. Dem Zeitgeist entspricht das Du dabei in vielen Fällen und muss somit nicht zwingend als unhöflich eingeordnet werden. Geht es um den Kontakt zu Kund:innen, wird aber zumeist noch auf das typische Sie gesetzt – und damit eine förmliche Distanz gewahrt. Doch auch hier kann es Unterschiede geben, vielfach ergeben sich diese auch durch eine längere Zusammenarbeit, sodass irgendwann zum Du gewechselt wird. Außerdem ist in einigen Branchen das Du auch in der Unternehmenskommunikation völlig üblich.

Viel wichtiger als ein Sie oder Du scheint im Job aber vor allem eines zu sein: eine klare sowie offene Kommunikation.

Duzen oder Siezen: Was denn nun?

Abschließend lässt sich somit zusammenfassen, dass es tatsächlich passend sein kann, wenn das Du im beruflichen Kontext angeboten und gefördert wird. Dabei sollte es aber jeder Person selber überlassen bleiben, wie sie gerne angesprochen werden möchte. Hinzu kommt, dass der Umstieg aufs allgemeine Du zumeist nicht von jetzt auf gleich umsetzbar ist.

Ein solcher Vorgang benötigt Zeit und muss behutsam wachsen. Zwänge oder allzu starre Vorgaben bringen oft recht wenig und fördern die Kommunikationsstrukturen zudem nur selten.

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