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Droht dir die Kündigung? 11 Anzeichen, dass dein:e Arbeitgeber:in dich loswerden will

Droht dir die Kündigung? 11 Anzeichen, dass dein:e Arbeitgeber:in dich loswerden will

Larissa Ceccio | 17.06.25

Weniger Verantwortung, mehr Kontrolle, keine Einladung zu Meetings? Diese elf Warnzeichen zeigen, wann dein Job in Gefahr ist – und was du jetzt tun kannst, bevor es zu spät ist.

Es beginnt oft mit einem stillen Signal. Du öffnest morgens dein Mail-Programm – und der Projektkalender ist leerer als sonst. Die Stimmung im Team? Etwas kühler. Dein:e Vorgesetzte:r? Ungewohnt kurz angebunden. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, KI-Umbrüchen und Kulturwandel in Unternehmen reicht manchmal ein einziges Meeting – und deine Rolle steht infrage.

Die Realität ist: Kündigungen passieren nicht über Nacht. Wer genau hinsieht, erkennt sie vorher – die kleinen, aber eindeutigen Anzeichen, dass sich etwas verschiebt. Wir zeigen elf dieser Warnzeichen – und was du tun kannst, bevor andere Entscheidungen für dich treffen.


Digitale Barrierefreiheit in Deutschland:
Zwischen Fortschritt und Baustellen

Ein Mann im Rolltisch sitzt an einem Arbeitsplatz
© Kampus Production – Pexels


Das System kennt keine Empathie: Wenn KI entscheidet, wer bleibt

Kündigungen erfolgen aus Unternehmenssicht aus verschiedenen Gründen: wirtschaftlicher Druck, Umstrukturierungen, veränderte Qualifikationsanforderungen – und zunehmend auch durch technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz. Wie unsere Analyse zur Digitalen Barrierefreiheit 2025 zeigt, verändert die zunehmende Digitalisierung nicht nur interne Prozesse, sondern auch die Erwartungshaltung an Fachkräfte. In vielen Branchen dient KI heute als Instrument der Rationalisierung. Aufgaben, die sich leicht automatisieren lassen, werden an Systeme ausgelagert.

Wer in seinem Job hauptsächlich repetitive oder administrative Tätigkeiten ausführt, sollte hellhörig werden. Laut dem Future of Jobs Report 2020 des World Economic Forum könnten bis dieses Jahr 2025 weltweit rund 85 Millionen Arbeitsplätze durch Automatisierung wegfallen. Der Mensch wird zunehmend zum Kostenfaktor, Effizienz zum obersten Ziel.

Welche individuellen Anzeichen auf einen möglichen Jobverlust hindeuten können, zeigen die folgenden elf Warnzeichen – und was sie für deine berufliche Zukunft bedeuten.

1. Keine Projekte, keine Zukunft?

Wenn du früher viele Projekte geleitet hast, nun aber kaum noch eingebunden wirst, könnte das ein stilles Zeichen für schwindendes Vertrauen sein. Auch Langeweile im Job, sogenannter Boreout, kann Ausdruck davon sein, dass man dich innerlich bereits abgeschrieben hat.

2. Mikro-Management als Misstrauensbeweis

Du arbeitest eigentlich gern selbstständig, plötzlich mischt sich dein:e Vorgesetzte:r bei jeder Kleinigkeit ein? Mikro-Management signalisiert: Man traut dir nichts mehr zu. Das kann Vorbote einer strukturierten Trennung sein.

3. Der stille Ausschluss

Wenn du aus wichtigen Meetings ausgeladen wirst oder Informationen nicht mehr bei dir landen, deutet das auf Isolation hin. Wer nicht informiert wird, kann nicht mitgestalten – und wird entbehrlich.

Das Reddit-Forum r/GetEmployed nennt diesen schleichenden Ausschluss als eines der 20 häufigsten Warnzeichen für eine bevorstehende Kündigung. Nutzer:innen berichten dort unter anderem von „simplified tasks“, fehlenden Meeting-Einladungen und auffälliger Stille rund um ihre Person.

Top 20 Warning Signs You’re About to Be Fired (Sorry.) 🫢💔
byu/kickresume inGetEmployed

4. Rechtfertigung statt Wertschätzung

Feedback-Gespräche werden zur Verteidigungsrede? Wenn du dich für deine Position oder dein Gehalt rechtfertigen musst, signalisiert das: Deine Rolle im Unternehmen steht infrage.

Auch auf Reddit berichten Nutzer:innen im Karriereforum r/careeradvice, dass sie oft vorab gespürt haben, dass etwas nicht stimmt: Plötzlich mussten sie sich für banale Dinge rechtfertigen, wurden nicht mehr in Prozesse eingebunden oder erhielten keine Feedbacks mehr.

How did you know you were going to be let go? Looking back were there any signs?
byu/Tweetybird2420 incareeradvice

5. Abmahnung als Vorbote

Eine Abmahnung ist kein Rausschmiss, aber ein formaler Schritt in diese Richtung. Oft wird sie eingesetzt, um eine Kündigung juristisch vorzubereiten. Sie gilt daher als wohl deutlichstes Zeichen dafür, dass dein:e Arbeitgeber:in die Trennung bereits vorbereitet – und du dringend reagieren solltest.

6. Wenn dein Aufgabenbereich outgesourct wird

Eine Aufgabe nach der anderen wird an Externe übergeben? Das kann strategisch geplant sein, um dich langfristig zu ersetzen.

7. Plötzlicher Effizienzdruck

Deine Projekte werden auf Wirtschaftlichkeit geprüft, deine Arbeitszeit streng kontrolliert? Oft ist das der Vorbote struktureller Sparmaßnahmen.

8. Kein Zugang mehr zu sensiblen Daten

Wenn dir der Zugriff auf Tools oder sensible Informationen entzogen wird, ist das ein massives Misstrauensvotum. Es könnte bedeuten, dass dein:e Arbeitgeber:in bereits mit deinem Abgang rechnet.

9. Veränderte Tonlage in der Kommunikation

E-Mails werden knapper, Gespräche kälter, Formulierungen distanzierter? Diese feinen Nuancen zeigen oft eine innere Kündigung des Vertrauensverhältnisses an.

10. Wenn dein:e Chef:in plötzlich deine Arbeit übernimmt

Werden Aufgaben, für die du zuständig warst, plötzlich von Vorgesetzten erledigt? Das signalisiert: Man plant offenbar bereits ohne dich weiter.

11. Private Themen werden kritisch betrachtet

Wer während der Arbeitszeit persönliche Themen anspricht oder auch nur über müde Tage klagt, riskiert in manchen Unternehmen, ins Abseits zu geraten. Unsere Analyse zu Wie privat darf Arbeitszeit sein? zeigt: Die Grenzen verschwimmen, aber werden zunehmend strenger ausgelegt. Wer sich öffnet, kann sich damit angreifbar machen.


Zwischen Zoom und Zahnarzt:
Wie privat darf Arbeitszeit heute sein?

Eine Frau lächeln mit Handy in der Hand
© Andrea Piacquadio – Pexels


Das Fachportal arbeits-abc.de nennt einige dieser und weitere Anzeichen ebenfalls als typische Hinweise auf eine drohende Kündigung. Besonders bei Kombination mehrerer Warnsignale sollten Arbeitnehmer:innen aufmerksam werden und gegensteuern.

Was du jetzt tun kannst

Wenn du mehrere dieser Anzeichen bemerkst, ist das noch kein Beweis für eine drohende Kündigung – aber ein Grund, aktiv zu werden. Suche das Gespräch, dokumentiere Entwicklungen und informiere dich über deine Rechte. Vielleicht ist es auch der richtige Moment für einen Neustart. Zusätzlich lohnt ein Blick auf strukturelle Veränderungen im Unternehmen.

Ein viraler LinkedIn Post der Softwareingenieurin Roshni Chellani, aufgegriffen von The Economic Times Panache, zeigt die bittere Realität moderner Arbeitsplatzunsicherheit. Nach einer plötzlichen Entlassung trotz jahrelanger Loyalität veröffentlichte Chellani ihre Einsichten:

Loyalty does not guarantee safety.

Ihre Erfahrung verdeutlicht, dass Engagement und Leistung keine Kündigung ausschließen. Sie betont, dass HR in erster Linie die Interessen des Unternehmens schützt und nicht die der Mitarbeitenden. Ihre Empfehlung: Frühzeitig Unterlagen sichern, das berufliche Netzwerk pflegen und bei ersten Anzeichen still nach Alternativen suchen.

Keine Panik, aber ein Plan

Niemand will sich gern mit dem Gedanken an eine Kündigung beschäftigen. Doch genau darin liegt Stärke: die Bereitschaft, nicht aus Angst, sondern mit Weitblick zu handeln. Wer früh erkennt, dass die eigene Rolle bröckelt, hat die Chance, aktiv zu werden – statt passiv verdrängt zu werden.

Roshni Chellani betonte in ihrem vielbeachteten LinkedIn Post, dass Loyalität allein keinen verlässlichen Kündigungsschutz bietet. Selbst wer engagiert arbeitet, fachlich überzeugt und sich ins Team einbringt, sei nicht automatisch vor dem Verlust des Arbeitsplatzes gefeit. Ihr Appell: aufmerksam bleiben, das berufliche Netzwerk pflegen und sich frühzeitig um neue Optionen bemühen – bevor die Entscheidung andere für einen treffen.

Ein Jobverlust ist nicht zwangsläufig ein persönliches Scheitern – oft spielen äußere Faktoren wie strukturelle Veränderungen, zeitlicher Kontext oder innerbetriebliche Dynamiken eine entscheidende Rolle. Wer frühzeitig reagiert, kann nicht nur seine berufliche Position stärken, sondern auch selbstbestimmt mit Veränderungen umgehen.

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