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Digitalisierung
Zurecht unerreichbar – Arbeit auch nach Feierabend?

Zurecht unerreichbar – Arbeit auch nach Feierabend?

Kathrin Pfeiffer | 11.02.22

Digitalisierung und Home Office erleichtern es, Arbeitende auch nach Feierabend zu erreichen. Wir zeigen dir, wie du besser abschalten kannst.

Freitagabend. Sofa. Chips. Wein. Im Hintergrund gibt irgendein Blockbuster die Geräuschkulisse an und auch alle deine Sender sind auf Wochenende gepeilt. Doch dann ertönt ein allzu bekannter Sound, und nachdem deine Hand bereits dein Smartphone aus der Sofaritze geangelt hat, liest dein Kopf erst: Eingehender Anruf deiner Führungskraft.

Right to disconnect

Anfang Februar 2022 wurde gesetzlich geregelt, wie man nach Feierabend mit Benachrichtigungen seitens der Arbeit umgehen darf – zumindest in Belgien. Denn für belgische Beamte tritt das Right to disconnect in Kraft. Demnach sind diese offiziell nicht dazu verpflichtet, nach Feierabend noch Mails oder Anrufe von Vorgesetzten wahrzunehmen. Damit soll eine Maßnahme gegen die westliche Kultur der ständigen Erreichbarkeit geschaffen werden. Dabei ist Belgien nicht das erste Land, was die Grauzone gesetzlich regelt: Portugal und Frankreich haben bereits Ende 2021 Gesetze erlassen, die es Vorgesetzten untersagen, nach Feierband ihre Angestellten zu kontaktieren. Aktuell wird das umstrittene Thema der Erreichbarkeit von Vorgesetzten nach Feierabend europaweit debattiert.

Abschalten durchs Ausschalten

Eine Studie von Bitcom ergab, dass jede:r zweite unter 30-Jährige es normal findet, auch nach der Arbeit erreichbar zu sein, bei den 30- bis 60-Jährigen ist es immerhin nur jede:r Vierte:r. Doch wie normal darf man ein Verhalten finden, dass langfristig krank macht? Es beginnt mit Schlafstörungen und der Unfähigkeit, abzuschalten – Endstation Burnout, vielen Dank, ihre Fahrt zum Ziel wurde von ständiger Erreichbarkeit angetrieben. Allgemein erscheint neben der altbekannten Work-Life-Balance ein neuer Stern am Horizont der Arbeitsmodelle: Unter dem Namen Work-Life-Blending versteht man die aktuelle Entwicklung, die Aufteilung in Privates und Berufliches zunehmend aufzuheben.

Hilfe – ich wohne im Office

Im Zuge der Pandemie wurden viele Arbeitsplätze ins Home Office verlegt – 2021 war dies bei knapp einem Drittel der Deutschen der Fall (Statista). Die Aufhebung der räumlichen Trennung erschwert es sowohl physisch als auch psychisch, sich von der Arbeit zu distanzieren. Insbesondere für Freiberufler:innen, die durch das Abschalten eventuell Aufträge und damit die Chance auf Geld für Miete, Brot und Co. verpassen, ist die Trennung umso schwerer. Auch, wenn ein technisches Gerät sowohl für den privaten als auch den beruflichen Gebrauch bereitsteht, ist die Verlockung groß, zwischen Netflix und Prime noch auf die Mails von Kund:innen zu antworten.

Statistik: Anteil der im Homeoffice arbeitenden Beschäftigten in Deutschland vor und während der Corona-Pandemie 2020 und 2021 | Statista

So viele Menschen arbeiten im Home Office, Quelle: Hans-Böckler-Stiftung

Arbeitenden im Home Office sind gut beraten, Arbeits- und Wohnfläche so klar wie möglich zu trennen. Optimal ist ein eigenes Arbeitszimmer, alternativ kann auch mit verschiedenen Lichtverhältnissen, Gerüchen oder einem kleinen Laptoptisch gearbeitet werden. Und auch, wenn es verlockend ist: Bitte. Nicht. Im. Bett. Arbeiten.

Doch was, wenn Geräte wie Laptop oder Handy dual genutzt werden? Am Laptop kann ganz einfach ein zweiter Account angemeldet werden, der für dein Alter-Arbeits-Ego bestimmt ist. Außerdem können für Arbeits-Apps wie Slack, Photoshop oder was auch immer du benutzt, Zeit-Limits eingerichtet werden. Beispielsweise kann man einstellen, dass ein Reminder erscheint, wenn du nach Feierabend Microsoft Teams öffnest, um nur kurz schon mal das Meeting für morgen zu erstellen.

Grenzen setzen

Auch in diesem Fall ist Kommunikation, wie in so vielen Angelegenheiten, das A und O. Aktuell haben 62 Prozent der Unternehmen nicht festgelegt, wann Mitarbeiter:innen elektronisch erreichbar sein müssen. Deswegen raten Expert:innen dazu, feste Regeln zu setzen, an die sich beide Seiten dann selbstverständlich auch halten müssen. Beispielhaft ist hier Volkswagen zu erwähnen: Dort wird nämlich nach Dienstschluss der Server ausgeschaltet – dadurch können gesamtheitlich keine E-Mails empfangen werden.

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