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Digitalisierung
Hired by AI? LinkedIn launcht Hiring Assitant

Hired by AI? LinkedIn launcht Hiring Assitant

Kathrin Pfeiffer | 30.10.24

LinkedIn bringt einen neuen AI Agent auf den Markt, um den Rekrutierungsprozess zu vereinfachen. Die KI soll repetitive Aufgaben übernehmen, doch nicht alle sehen das unkritisch.

Hast du den neuen LinkedIn Hiring Assistant bereits in dein HR Team eingeladen, oder gehst du deine Kandidat:innen noch manuell durch? Spoiler vorab: Bei dem Hiring Assistant handelt es sich genau genommen um keine menschliche Ressource. Statt einzelne Anschreiben und Lebensläufe explizit zu lesen, Qualifikationen zu verifizieren und dir daraus eine Favoritenliste zu erstellen, kannst du jetzt auf die KI zurückgreifen. Diese Funktion sehen jedoch nicht nur Bewerber:innen, sondern auch HR-Verantwortliche kritisch.

Ein Assistant, der den Rekrutierungsalltag verändert

Der Hiring Assistant soll Personalverantwortliche entlasten, indem er zeitintensive und repetitive Aufgaben übernimmt. Dazu zählt unter anderem die Erstellung von Jobbeschreibungen aus wenigen Notizen oder bestehenden Vorlagen anderer Unternehmen. Basierend auf dieser Grundlage werden dann Listen von Qualifikationen erstellt und potenzielle Kandidat:innen vorgeschlagen. Die zunehmende Bedeutung von KI-Tools zeigt sich nicht nur im Recruiting, sondern auch in der Art und Weise, wie Marketer ihre Arbeitsprozesse optimieren und ihre Profile aufwerten. LinkedIn-Studien zufolge greifen viele bereits auf AI-Skills wie ChatGPT zurück, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.

Durch die Integration mit Drittanbieter:innen im Bereich Bewerber:innen-Management und den Zugriff auf LinkedIn-Daten — die Informationen zu über einer Milliarde Usern, 68 Millionen Unternehmen und 41.000 Skills umfassen — entsteht ein mächtiges Tool für die Personalbeschaffung. Diese Datenmenge soll laut LinkedIn dabei helfen, Bewerber:innen nicht nur nach herkömmlichen Kriterien wie Wohnort oder Bildungsweg, sondern nach Fähigkeiten und Erfahrungen auszuwählen.

AI für administrative Aufgaben

Die Zielsetzung ist klar: Der Hiring Assistant soll die zeitaufwendigen administrativen Aufgaben übernehmen. Durch den Einsatz von AI-Technologien kann der Assistant Bewerber:innen automatisch sortieren und mit ihnen interagieren. Auch das Planen von Interviews sowie das Versenden von Follow-up-Nachrichten an Kandidat:innen wird künftig Teil des Funktionsumfangs sein. Erran Berger, Vizepräsident für Engineering bei LinkedIn beschreibt die Bestrebungen des neuen Tools wie folgt:

We’re really focused on making Hiring Assistant great. This is all bleeding edge, and I mean everything from the experience and how our users are going to interact with it, to the technology that backs it. And so we’re really focused on nailing that a lot of the technology we’ve built is applicable to problems that we’re trying to solve for our members and customers.

Diese Neuerungen zielen darauf ab, die Effizienz von Rekrutierungs-Teams zu steigern. Doch Vorsicht ist geboten: AI ist nicht ganz unkritisch, da die Entscheidungen datengetrieben sind und so folglich auch dein Username entscheiden kann, welche Antwort du bekommst. Das kann Stereotypen aufgreifen und diese so verstärken. Nichts, was nicht auch unqualifizierte HRler an den Tag legen könnten, doch als Ultima Ratio dennoch kritisch zu betrachten.

Herausforderungen durch Automatisierung

Wie bei jeder Einführung von KI-Tools stellt sich jedoch die Frage nach den möglichen negativen Auswirkungen. Während viele Unternehmen durch den Einsatz solcher Tools auf mehr Effizienz hoffen, befürchten einige Insider, dass die Automatisierung zu einer Entfremdung des menschlichen Elements im Rekrutierungsprozess führen könnte. Ein Report zur aktuellen Jobsituation beleuchtet, welche wichtige Rolle Gen AI bereits spielt und wie sich Marketer durch gezielte Weiterbildungen an die veränderten Anforderungen anpassen.

Laut einem kürzlich veröffentlichten Report von LinkedIn wird generative KI bereits umfassend im Marketing eingesetzt, um Routineaufgaben zu automatisieren. Doch das Recruiting erfordert ein tieferes Verständnis für die Motivationen und Soft Skills von Talents — Fähigkeiten, die ein Algorithmus nur schwer bewerten kann. Zudem gibt es Stimmen, die anmerken, dass die neuen Technologien zwar administrative Aufgaben erleichtern, aber auch eine zunehmende Abhängigkeit von Algorithmen schaffen. Der sprichwörtliche Blick über den Tellerrand könnte so manchem Recruiter fehlen, der sich auf die Entscheidung einer Maschine verlässt.

Ein kritischer Blick in die Zukunft

Trotz aller Vorteile stellt sich die Frage, ob AI-Lösungen wie der Hiring Assistant den Rekrutierungsprozess langfristig wirklich bereichern und was genau die wirklich wichtigen Aufgaben sind, für die mit AI letztendlich Zeit geschaffen werden soll. Wenn wichtige Entscheidungen zunehmend in die Hände von Algorithmen gelegt werden, könnten unentdeckte Talente sowie schwer in Worte fassbare Soft Skills durchs Raster fallen. Besonders kritisch ist dies, da sich die globale Arbeitslandschaft ständig verändert und menschliche Nuancen eine zentrale Rolle spielen. Unternehmen könnten sich einem ähnlichen Risiko aussetzen wie Marketer, die durch eine zu starke Automatisierung Gefahr laufen, wichtige Kreativprozesse und menschliches Urteilsvermögen aus den Augen zu verlieren.

Im Großen und Ganzen sollte die Kritik an KI – nun auch als Hiring Assistant – vor allem den Bewerbungsprozess an sich hinterfragen, der auch von Vitamin B, Vetternwirtschaft, zwischenmenschliche Faktoren und auch einer gewissen Prise an Glück beeinflusst wird.


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© University of Europe for Applied Sciences via Canva

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