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Digitalisierung
Schreckt der Einsatz von KI Bewerber:innen ab?

Schreckt der Einsatz von KI Bewerber:innen ab?

Caroline Immer | 09.03.22

Automatisierte Bewerbungsprozesse sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Doch der Einsatz von künstlicher Intelligenz stößt bei Bewerber:innen auf gemischte Gefühle.

KI kann hilfreich sein, um Bewerbungsprozesse schneller und effektiver zu gestalten – etwa durch ein Screening der Bewerbungsunterlagen, um benötigte Qualifikationen und Nachweise zu überprüfen. Doch auch für die Einschätzung der Kompetenz der Bewerber:innen im Interview nutzen immer mehr Unternehmen künstliche Intelligenz. Könnte das potentielle Anwärter:innen davon abhalten, sich zu bewerben? Dieser Frage haben sich mehrere Studien gewidmet und sind zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen.

Automatisierte Prozesse können abschrecken

Für die Studien wurden den Versuchspersonen fiktionale Jobanzeigen gezeigt, welche in verschiedenem Ausmaß den Einsatz von KI beim Bewerbungsprozess angaben. Stand in der Anzeige, KI werde sowohl beim Screening der Unterlagen als auch bei der Durchführung von Interviews genutzt, bewerteten die Personen die Anzeige mit einem Wert von nur 2,77 auf einer Skala von eins bis sechs, bei welcher sechs für die höchste Bewerbungsabsicht steht.

Trotz dessen wird die Verwendung automatisierter Prozesse nicht in jedem Kontext kritisch beurteilt. In frühen Phasen des Bewerbungsprozesse wird eine gewisse Automatisierung stattdessen sogar erwartet. Viele Personen, so heißt es in der Studie, sehen hierin einen Weg, Voreingenommenheit im Bewerbungsprozess zu reduzieren. Wird KI hingegen beim Vorstellungsgespräch verwendet, sieht die Sache schon ganz anders aus. Dies sehen viele Bewerber:innen so ungern, dass sie sich möglicherweise gar nicht mehr bewerben möchten.

Mehr KI: Mehr Einheitlichkeit

Ein weiteres Experiment zeigt hingegen, dass der Einsatz von KI – auch im Vorstellungsgespräch – ambivalent angesehen wird. So wird etwa eine höhere Einheitlichkeit der Beurteilung der Anwärter:innen bei stark automatisierten Bewerbungsprozessen erwartet, als wenn KI nur beim Screening genutzt wird. Stellenanzeigen, welche keine Verwendung von automatisierten Prozessen angeben, wurden in Hinblick auf die Einheitlichkeit sogar deutlich schlechter bewertet.

Kritisiert an vollständig automatisierten Prozessen wurde jedoch die reduzierte Möglichkeit, das Endergebnis zu beeinflussen, was im Gespräch mit echten Personen, die die Anwärter:innen von sich überzeugen können, möglicherweise einfacher wäre. Auch das Gespräch über das Unternehmen und die Unternehmenskultur wird hierdurch erschwert. Jenny Wesche, Mitverfasserin der Studien, betont die Wichtigkeit eines kontextabhängigen Einsatzes von KI:

A hybrid approach where companies use AI in some tasks but not others may be a way to get the best of both worlds […] AI is not inherently good or bad. It just very much depends on the context it’s used.

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