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Digitalisierung
DigitALL: Innovation and technology for gender equality – 8 Frauen erklären, was das Motto des Weltfrauentags für sie bedeutet

DigitALL: Innovation and technology for gender equality – 8 Frauen erklären, was das Motto des Weltfrauentags für sie bedeutet

Niklas Lewanczik | 08.03.23

In unserem Beitrag beleuchten acht Frauen, wie die Digitalisierung dabei helfen kann, mehr Geschlechtergerechtigkeit zu schaffen – über den Weltfrauentag hinaus.

Der 8. Mai ist Weltfrauentag (oder besser feministischer Kampftag). Schon 1911 riefen die SPD und Gewerkschaften zu einem aktiven Frauentag – „Unser Märzentag“ – auf, berichtet ver.di. Seit mehr als hundert Jahren kämpfen Menschen in diesem Rahmen für mehr Gleichberechtigung und setzen sich für Frauenrechte ein. Während der Tag dazu animieren sollte, auf Entwicklungschancen und Errungenschaften zu blicken, kommt ein Beitrag zum Thema nicht umhin, auch die noch vorherrschende Ungleichheit in unserer Gesellschaft zu beleuchten. Denn Frauen verdienen noch immer weniger als Männer, verrichten mehr Care-Arbeit und werden in diversen Kontexten strukturell benachteiligt. Die Digitalisierung kann jedoch Abhilfe schaffen – davon sind unsere Statement-Geberinnen überzeugt.

Gender Pay Gap und Ungleichgewicht bei Care-Arbeit noch immer ein großes Problem in Deutschland

Die Gender Pay Gap stellt in Deutschland auch in den 2020er Jahren noch ein großes Problem dar. Darauf weist auch der Equal Pay Day (am 7. März, einen Tag vor dem Weltfrauentag) hin. Frauen verdienten im vergangenen Jahr pro Stunde 18 Prozent weniger Lohn als Männer. Die bereinigte Gender Pay Gap lag 2022 bei sieben Prozent.

Unterschiede beim Gehalt bei Frauen und Männern, © Destatis
Unterschiede beim Gehalt bei Frauen und Männern, © Destatis

Eine Studie von Glassdoor zum Thema Gender Pay Gap zeigt darüber hinaus, dass jede vierte Frau davon überzeugt ist, dass ihr Unternehmen keinen Wert auf die Verringerung der Gender Pay Gap legt. Darüber hinaus glauben 48 Prozent der Männer und 54 Prozent der Frauen, dass ihre Arbeitgeber:innen nicht genug tun, um das Lohngefälle zu verringern und gerechte Gehälter zu verteilen.

Kürzlich hat Glassdoor anlässlich des Equal Pay Day eine weitere Studie zum Thema veröffentlicht, die analysiert, wie es um die Gleichberechtigung bei der Care-Arbeit steht und welchen Einfluss sie auf die Situation von Berufstätigen in der Jobwelt hat. Frauen wenden gemäß einem Gutachten der Bundesregierung pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Auch die sogenannte Gender Care Gap stellt damit ein gravierendes gesellschaftliches Problem dar. Nur 16 Prozent der Frauen sagen, dass die Aufgaben bei der Sorgearbeit gleich verteilt sind. Die Studie von Glassdoor zeigt, dass sich viele Beschäftigte durch die unbezahlte Sorgearbeit am Arbeitsplatz benachteiligt fühlen.

Internationaler Frauentag macht auf Probleme und Chancen aufmerksam

Der Internationale Frauentag ist jedes Jahr am 8. März. Dabei wird auf Frauenrechte und auf die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern aufmerksam gemacht, während bisherige Errungenschaften der Frauenbewegung gefeiert werden. Der Tag wird auch Frauentag genannt, mitunter aber ebenso als feministischer Kampftag bezeichnet. Damit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass es im Kern eben nicht nur um eine Ungleichbehandlung von Frauen, sondern auch von beispielsweise non-binären oder trans Menschen geht – und ebenfalls um das Streben nach Gleichbehandlung, nach einem Bruch mit patriarchalischen Mustern, die für Unterdrückung sorgen.

2023 lautet das Thema der Vereinten Nationen zum Internationalen Frauentag (auf Englisch International Women‘s Day) „DigitALL: Innovation and technology for gender equality“. Ins Deutsche übersetzt bedeutet das „DigitALL: Innovation und Technologie für die Gleichstellung der Geschlechter“. Gegenüber OnlineMarketing.de haben uns einige Frauen aus der Digitalbranche erklärt, was das Motto und der Frauentag für sie bedeuten. Außerdem erklären sie, wie die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz zu mehr Gleichberechtigung und Gleichbehandlung beitragen können.

8 Frauen, 8 Statements

1. Jenny Gruner, Director Global Marketing bei Hapag-Lloyd

Jenny Gruner, Portrait
Jenny Gruner, © Hapag-Lloyd

Unsere Welt braucht Diversität. Schließlich ist sie die Voraussetzung für Kreativität, die wir wiederum für Innovation brauchen. Ohne Innovation und der damit verbundenen technischen Weiterentwicklung wird es nämlich unmöglich sein, die Vielzahl der Krisen zu lösen, mit denen wir derzeit konfrontiert sind.

Technologie wird uns Menschen darin unterstützen, zu automatisieren und zu standardisieren. Und da Technologie einen objektiveren Blick auf Gender haben kann, wenn sie divers entwickelt wurde, kommt ihr eine wichtige unterstützende Rolle bei der Gender Equality zu. Wir Menschen erliegen hier jedoch noch häufig unseren Biases.

Neben Technologie und Innovation ist es zudem wichtig, dass jeder Einzelne sich seiner Vorurteile bewusstwird, und seine Entscheidungen und Gedanken reflektiert, denn eine diverse und chancengleiche Gesellschaft fängt bei jedem Einzelnen von uns an.

2. Rachel Scheel, SVP Global Talent, Development and Diversity, Equity and Inclusion bei Criteo

Rachel Scheel, Portrait
Rachel Scheel, © Criteo

Das diesjährige Thema des Internationalen Frauentags unterstreicht unsere Chance, gerade bei der Entwicklung von Technologie und in der digitalen Welt allgemein die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte der Frauen weiter zu fördern. Wir wissen, dass Frauen in der Technologiebranche unterrepräsentiert sind und, dass dies bei der Kreation von Technologielösungen zu Ungleichheit führt – von der Idee über die Entwicklung bis hin zur Umsetzung. Die Stimmen von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen sind unentbehrlich. Wir müssen uns weiterhin darauf fokussieren, Bildung und Innovation zu fördern. Nur so können wir Ungleichheit verringern und die Branche in Zukunft verändern.

3. Celestine Bahr, Director Legal, Compliance & Data Privacy bei der Usercentrics GmbH

Celestine Bahr, Portrait
Celestine Bahr, © Usercentrics

Innovation und Technologie können einen wesentlichen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter leisten. Der uneingeschränkte Zugang zur Technologie fördert die Wissensvermittlung, das Selbstbewusstsein und damit Chancen für alle. Insbesondere für Frauen kann dies beruflich neue Perspektiven eröffnen, die durch Elemente von Digitalisierung und New Work, zum Beispiel das Arbeiten im Homeoffice, noch erweitert werden. Allerdings bringt dies nur dann für alle einen Gewinn an Flexibilität und damit eine echte Gleichstellung, wenn Männer und Frauen den gleichen Anteil der Aufgaben in der Familie übernehmen, damit es nicht zu einer Doppelbelastung der Frauen kommt. Schaffen wir also den Spagat, allen den Zugang zu Technologie zu ermöglichen und zusätzlich strukturelle Barrieren, wie die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die fehlende soziale Sicherung und Geschlechterstereotypen, zu überwinden, steht einer Gleichstellung nichts mehr im Weg.

4. Silke Ahrens, EMEA Director of Partner Sales bei HubSpot

Silke Ahrens Portrait
Silke Ahrens, © HubSpot

Die voranschreitende Digitalisierung unseres Arbeitsumfeldes und damit das nun salonfähige Home Office bieten theoretisch großartige Möglichkeiten für Mütter, wieder aktiv in die Karriereplanung einzusteigen. Praktisch scheitert dies noch zu oft daran, dass sie zu wenig gleichberechtigte Unterstützung aus ihrem Umfeld bekommen, um Kinder, Karriere und Haushalt ohne Burn-out balancieren zu können. Arbeitgeber:innen und Gesellschaft müssen weiter aktiv daran arbeiten, Arbeitnehmende in der jeweiligen Lebenssituation zu unterstützen und zu fördern – und das geschlechtsunabhängig. Die Digitalisierung kann dabei ein wirksames Werkzeug sein, darf aber längst nicht das einzige bleiben.

5. Andrea Buzzi, CEO und Founder von FRAUWENK

Andrea Buzzi Portrait
Andrea Buzzi, © FRAUWENK

Technologie fördert Transparenz und genau die brauchen wir, damit das mit der Gleichstellung wirklich vorangeht. Wenn HR Tools, Bewertungsplattformen und Gehalts-Rankings immer vergleichbarer machen, wer wieviel verdient, werden Frauen sich künftig nicht mehr mit im Schnitt sieben Prozent weniger Gehalt bei gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit zufriedengeben. Gleichzeitig eröffnen Technologien, die flexibles und hybrides Arbeiten ermöglichen, neue Chancen für Frauen sich entsprechend ihrer Kompetenzen und Ambitionen in der Arbeitswelt zu positionieren.

6. Martina Van Hettinga, Managing Partner bei i-potentials

Martina Van Hettinga Portrait
Martina Van Hettinga, © i-potentials

Dass Diversität gerade in Führungsteams erheblich zum Erfolg und der Zukunftssicherung von Unternehmen beitragen kann, das belegen inzwischen eine Vielzahl von Studien: bessere Umsätze durch innovativere, vielschichtigere Lösungen, eine attraktive und inklusive Arbeitskultur und auch eine stärkere Verantwortungsübernahme gegenüber Stakeholdern wie Investoren sind durch Diversität möglich. Dabei ist Flexibilität ein zentraler Hebel für Veränderung: für 49 Prozent der Frauen entscheidet die Flexibilität darüber, ob sie eine Führungsposition antreten können. Daher müssen wir jetzt flexible Arbeitszeitmodelle schaffen und Remote Work sowie Job-Sharing und Teilzeit ermöglichen – und das auch auf Führungsebene. Wer die Chance verpasst und nicht die Voraussetzungen für weibliche Top-Talente schafft, dem gehen in Zeiten eines akuten Fach-und Führungskräftemangel die besten Leader verloren.

7. Jenny von Podewils, Co-CEO und Co-Gründerin von Leapsome

Jenny von Podewils, Portrait
Jenny von Podewils, © Leapsome

Unternehmen sind am Zug, Gleichberechtigung und Inklusion voranzutreiben. Und die Etablierung eines fairen und transparenten Vergütungsprozesses ist ein unverzichtbarer Schritt dazu. Digitale Lösungen machen die Automatisierung und effiziente Umsetzung leicht: Software kann individuelle Leistungen transparent aufzeigen und Führungskräfte dabei unterstützen, unvoreingenommene Vergütungs- und Beförderungsentscheidungen zu treffen. Mit einem klaren Überblick über ihre erreichten Ziele haben Mitarbeiterinnen zudem eine fundierte Argumentations- und Verhandlungsbasis – was die Repräsentation von diverseren Kandidat:innen wie beispielsweise Menschen mit Migrationshintergrund oder Frauen in Führungspositionen vorantreibt.

8. Andrea Trapp, Vice President of Business International bei Dropbox

Andrea Trapp, Portrait
Andrea Trapp, © Dropbox

Andrea Trapp hat passend zum Weltfrauentag einen Beitrag mit dem Titel „Generation Gender Equality: Über eine neue Generation und digitale Chancen für eine gleichberechtigte Arbeitswelt“ verfasst. OnlineMarketing.de zitiert im Folgenden einige Auszüge aus ihrer Perspektive auf diesen besonderen Tag:

„[…] Es gibt Entwicklungen, die optimistisch stimmen. Arbeitskräfte bis zu einem Alter von 30 Jahren machen offenbar weniger Unterschiede zwischen den Geschlechtern als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen, wie eine IZA-Studie zeigt. Natürlich ist dieses Ergebnis erst einmal verallgemeinernd, denn junge Menschen sind keine homogene Gruppe. Aber es ist eine Tendenz, die Hoffnung macht. Ein schöner Gedanke, dass die nächste Generation – eine ‚Generation Gender Equality‘ – die Arbeitswelt in einem rasanten Tempo von antiquierten Geschlechterstereotypen befreien könnte. Zumindest, sobald ihr Anteil an den Arbeitnehmenden in den nächsten Jahren signifikant steigt.

Die Lebenswirklichkeit der unter 30-Jährigen unterscheidet sich naturgemäß von der älterer Bevölkerungsgruppen. Sie sind in einer Zeit aufgewachsen, in der Gleichberechtigung immer selbstverständlicher wurde. Equality ist für sie kein Fremdwort. Und darin liegt eine nie dagewesene Chance. Mit dem aktuellen Generationenmix und anstehenden Generationenwechsel am Arbeitsplatz wird ein neues, natives Verständnis von Diversität und Gleichberechtigung in Unternehmen Einzug halten. 

Der Change ist nah, junge Talente sind rar

Für den Wechsel braucht es somit ausreichend jüngere Arbeitskräfte im Unternehmen. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels gestaltet sich das allerdings zunehmend schwieriger. Der demografische Wandel wird in den nächsten Jahren zu einem massiven Verlust an Arbeitskräften führen, da viele geburtenstarke Jahrgänge in den Ruhestand eintreten. Schätzungen des Statistischen Bundesamtes zufolge hat der Arbeitsmarkt bis zum Jahr 2036 etwa 12,9 Millionen Fachkräfte weniger als im Jahr 2021 – ein Minus von etwa 30 Prozent. Infolgedessen haben Unternehmen kaum eine andere Wahl, als hybride Arbeitsmodelle einzuführen, um attraktiv zu sein für potenzielle, junge Mitarbeitende.

Digital = Equal Natives 

Das führt uns zur nächsten Hoffnungsträgerin, der Digitalisierung! Sie hat nicht nur unsere Arbeitswelt revolutioniert. Sie bietet auch für die Gleichberechtigung neue Chancen, indem sie vor allem flexiblere Arbeitsmodelle wie Virtual First ermöglicht. Statt des veralteten 9-to-5-Bürojobs lässt Virtual First die konzentrierte Schreibtisch- und Denkarbeit ungestört im Homeoffice erledigen, während die Fahrt ins Büro nur noch für Meetings vonnöten ist. Dadurch lassen sich Beruf und Familie deutlich besser vereinen, ein Vorteil – heute noch – für Frauen, da sie oftmals noch stärkere familiäre Verpflichtungen haben als Männer. Da mit dem Generationenwechsel sich mehr und mehr Männer Zeit für die Kindererziehung und den Familienhaushalt nehmen, bringen neue Arbeitsformen beiden Geschlechtern große Vorteile, ihre Beteiligung am Arbeitsmarkt nicht zu verlieren. Hybrid- oder Remote-Arbeitsmodelle bieten größere  Chancen, die Belegschaft eines Unternehmens diverser zu gestalten. Als Beispiel können heute weit vom Firmenstandort entfernt lebende Personen digital so in Arbeitsprozesse und Teamwork eingebunden werden, dass sich alle fühlen, als wären sie am selben Ort. Warum also die Digitalisierung in Sachen Diversität und Gleichberechtigung nicht noch weiter denken? […]

Mut zur DigitALL Equality 

Wenn Digitalisierung, Geschlechtergerechtigkeit und Diversität zusammen gedacht werden, gewinnen unsere Unternehmen und unsere ganze Gesellschaft. Genau jetzt ist dieser Change zum Greifen nah, die Chancen der Digitalisierung voll auszuschöpfen. Wir müssen nur den Mut haben, den Geist der Generation Gender Equality in unseren Unternehmen wirken zu lassen. Davon werden wir alle profitieren – nicht nur wir Frauen!“


Equal Pay Day:

Care-Arbeit wirkt sich verheerend auf Gender Pay Gap aus

© Redd F - Unsplash, Personen sitzen hinter einer Glasscheibe um einen Tisch herum
© Redd F – Unsplash

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