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Goodbye Präsenzfetisch: DAX-Konzerne wollen Home Office auch nach Corona ermöglichen

Goodbye Präsenzfetisch: DAX-Konzerne wollen Home Office auch nach Corona ermöglichen

Michelle Winner | 06.08.20

Viele Mitarbeiter wünschen sich dauerhaft die Chance auf Home Office - nun wurden sie von den Arbeitgebern gehört. Können wir in Zukunft alle flexibler arbeiten?

Wenn die Coronapandemie uns eines gezeigt hat, dann, dass Home Office sowohl ein wichtiges Arbeitsmodell zur Schadensbegrenzung als auch ein Wunsch vieler Arbeitnehmer in Deutschland ist. Diverse Studien haben gezeigt, dass die Mitarbeiter deutscher Unternehmen sich auch nach der Krise weiterhin die Arbeit von zu Hause aus wünschen. Doch wie gehen die Arbeitgeber mit diesem Wunsch um? Genau das wollte der Spiegel erfahren und hakte deshalb bei den DAX-Konzernen nach.

Überwiegend positive Ergebnisse im Home Office

Bevor wir einen Blick auf die einzelnen Statements der Unternehmen werfen, ist es wichtig zu erwähnen, dass das allgemeine Feedback fast durchweg positiv ist. Negative Erfahrungen durch das Home Office gibt es in den DAX-Konzernen kaum und viele vermelden sogar eine gesteigerte Produktivität der Mitarbeiter. Heißt das nun „Auf Wiedersehen Präsenzfetisch“? Die Antwort lautet „Ja“, wenn man sich auf die Aussagen der Unternehmen in dieser Befragung bezieht. Tatsächlich rechnen alle DAX-Konzerne damit, dass die Nachfrage nach mobilem Arbeiten, welches auch die Arbeit von zu Hause aus umfasst, nach Corona steigen wird. Und auf dieses Bedürfnis der Mitarbeiter soll eingegangen werden.

Die meisten Unternehmen glauben hierbei an Hybridkonzepte, also eine Mischform aus Büroarbeit und mobilem Arbeiten. Diese Ansicht deckt sich mit den Wünschen, die Arbeitgeber in Studien geäußert haben. Dass dies aber nicht nur leere Worte der Unternehmen sind, zeigen die bereits getroffenen Maßnahmen: Einige der Konzerne stellen das Equipment fürs Home Office zur Verfügung, andere überdenken ihren Bedarf an Büroflächen. Mobiles Arbeiten gab es natürlich in einigen der Unternehmen schon vor Corona – und eben diese sind besonders offen für eine Ausweitung des Konzepts. Dabei soll jedoch von Obergrenzen und Home-Office-Quoten abgesehen werden. Der Fokus liegt auf einem gesunden Mix, der zu mehr Flexibilität, Produktivität und Zufriedenheit führt.

So blicken die DAX-Konzerne in die Home-Office-Zukunft

Übrigens: Aus arbeitsrechtlichen Gründen sprechen einige Unternehmen von mobilem Arbeiten und nicht von Home Office. Auch wenn die Begriffe meist Synonym benutzt werden, bringt Letzteres gesetzliche Regelungen mit sich, die gleichzeitig auch wieder Grenzen setzen. Doch was sagen die DAX-Konzerne denn nun en detail? Da wir nicht auf alle Statements eingehen können, haben wir für euch die prägnantesten Aussagen zusammengefasst. Die komplette Auflistung findest du im Artikel zur Umfrage.

Datensicherheit bei der Allianz

Versicherungen stehen vor einer besonderen Hürde: Auch im Home Office muss die Datensicherheit gewährleistet sein. Genau deshalb hat die Allianz bereits vor einem Jahr sichere Zugänge zum Firmennetzwerk von zu Hause aus eingerichtet. Diese Maßnahme bewährt sich nun während Corona. Anfangs arbeiteten 90 Prozent der Belegschaft von zu Hause aus, aktuell sind es immer noch 75 Prozent. Nach der Krise geht das Unternehmen von einem Hybrid-Arbeitsmodell aus.

Home Office nicht nur für Büromitarbeiter bei Bayer

Bei Bayer wurde geschafft, was oft als unmöglich angesehen wird: Mobiles Arbeiten auch für Mitarbeiter zu ermöglichen, die nicht nur im Büro arbeiten. Während das Konzept Home Office also schon lange Teil der Arbeitskultur ist, hat das Unternehmen es geschafft, beispielsweise auch Laborarbeiten von zu Hause aus erledigen zu lassen. Das bringt viel Flexibilität für die Mitarbeiter mit sich. Auch hier wird mit einer steigenden Nachfrage nach Corona gerechnet – aus diesem Grund überdenkt Bayer derzeit auch den eigenen Immobilienbestand.

Mitarbeiter lernen Home Office bei Covestro neu kennen

Mobiles Arbeiten ist bei dem Kunststoffhersteller schon lange eine Option. Dafür wird sogar das Equipment bereitgestellt. Vor der Pandemie wurde die Option aufs Home Office jedoch nur im geringen Umfang genutzt. Derzeit gilt jedoch die Devise, dass alle Mitarbeiter, die nicht zwingend vor Ort sein müssen, von zu Hause aus arbeiten sollen. Viele lernen das mobile Arbeiten also neu kennen und das Unternehmen rechnet auch nach Corona mit einer steigenden Quote.

Bürobestände werden bei der Deutschen Bank infrage gestellt

Während vor Corona zu Spitzenzeiten knapp 20.000 Mitarbeiter im Home Office gearbeitet haben, sind es derzeit bis zu 60.000. Die Umstellung während der Pandemie gelang vermutlich deshalb gut, weil es schon seit 2000 Regelungen zum Home Office gibt, seit 2017 auch zum mobilen Arbeiten. Es galt vor allem die Faustregel, dass zwei Drittel der Arbeitszeit im Büro verbracht werden sollten, um den Zusammenhalt im Team zu erhalten. Nach Corona könnte sich dies ändern, denn die Deutsche Bank denkt stetig über die Notwendigkeit ihrer Bürobestände nach. Vorstandsvorsitzender Christian Sewing gab zu bedenken:

Wenn 60 Prozent der Kolleginnen und Kollegen weltweit außerhalb des Büros arbeiten und unsere Bank trotzdem hervorragend für unsere Kunden da sein kann – brauchen wir dann noch so viel Büroraum in den teuren Metropolen?

Unterschiedliche Umsetzbarkeit bei der Deutschen Post

Zu Beginn der Krise schickte das Unternehmen rund 100.000 Mitarbeiter ins Home Office. Der Umstieg gelang gut und Lagebesprechungen, Konferenzen und sogar Länderbesuche konnten digital abgehalten werden. Nach der Krise will man ein Konzept entwickeln, dass die Balance zwischen mobilem Arbeiten und Büropräsenz aufrechterhält. Jedoch sei hier anzumerken, dass die Regelungen nur für Büromitarbeiter gilt. 400.000 Mitarbeiter können vom Home Office nicht profitieren, da sie im operativen Geschäft, in der Zustellung, Logistik oder dem Transport tätig sind. Ein ähnliches Bild zeichnet sich übrigens auch bei den Autoherstellern wie BMW und Volkswagen ab, bei denen das mobile Arbeiten zwar für Büromitarbeiter angeboten wird, in der Herstellung selbst aber nicht umsetzbar ist.

Gestiegene Produktivität bei der Telekom

Zu Spitzenzeiten haben rund 80.000 der 94.000 Mitarbeiter im Home Office gearbeitet. Grund für den reibungslosen Übergang während der Coronapandemie sind die bereits vorher geltenden Regelungen. 2016 hat die Telekom als erstes Unternehmen mit der Gewerkschaft Verdi einen Branchentarifvertrag zum Thema Home Office und mobiles Arbeiten abgeschlossen. Zu Beginn der Pandemie wurden außerdem 16.000 Kundenservice-Mitarbeiter zum Arbeiten in die eigenen vier Wände geschickt. Das überraschende Ergebnis: Ihre Produktivität stieg. Die Telekom rechnet nach der Krise ebenfalls mit einem Hybridmodell, das mobiles Arbeiten und Büroarbeit vereint.

Home Office wird immer akzeptierter in Deutschland

Der Trend geht also ganz klar weg vom Präsenzfetisch und hin zum Hybrid-Arbeitsmodell, das einen gesunden Mix aus Home Office und Büroarbeit vorsieht. Mitarbeiter wünschen sich mehr Flexibilität und Freiheit und dieser Wunsch wird von vielen Unternehmen inzwischen erhört. Und auch wenn mobiles Arbeiten nicht in allen Bereichen gleichermaßen umzusetzen ist, gibt es andere Konzepte, die für mehr Flexibilität sorgen können, wie zum Beispiel den 6-Stunden-Tag oder die 4-Tage-Arbeitswoche. Was die zunehmende Nachfrage und Akzeptanz von Home Office auf jeden Fall zeigt, ist, dass Arbeitsmodelle anfangs oft belächelt werden, aber bei ordentlicher Umsetzung für eine positive Überraschung sorgen können. Daher rührt vermutlich auch der Sinneswandel vieler Arbeitgeber. Nichtsdestotrotz bleibt abzuwarten, inwieweit die jetzigen Versprechungen nach Corona umgesetzt werden. Doch wer weiß: Vielleicht ebnet die Akzeptanz des Home Office auch bald anderen Arbeitsmodellen den Weg. So oder so wird das Arbeitsleben in Deutschland moderner.

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