E-Commerce
ChatGPT startet Shopping, Trending Searches und Autocomplete

ChatGPT startet Shopping, Trending Searches und Autocomplete

Larissa Ceccio | 29.04.25

Mit ChatGPT wird Online Shopping jetzt zum Chat-Erlebnis. Die Updates bieten Nutzer:innen Produktempfehlungen mit Bildern, aktuellen Preisen und Bewertungen – ganz ohne Werbung oder gesponserte Inhalte. OpenAIs neue Shopping-Offensive dürfte insbesondere Google und Amazon unter Druck setzen. Außerdem werden Quellenangaben und Trendsuchen optimiert.

Einkaufen, recherchieren, nachfragen – alles in einem Chat-Fenster: OpenAI hat ChatGPT jüngst um neue Funktionen erweitert. Damit verändert das Unternehmen das Nutzungserlebnis grundlegend. Die Neuerungen kündigte OpenAI unter anderem auf X an.

Mit einem einzigen Prompt lassen sich ab sofort Produktempfehlungen mitsamt Bildern, aktuellen Preisen, User-Bewertungen und direkten Kauf-Links abrufen – und das ohne Werbung oder Affiliate-Logik. Dass künftig aber Ads in diesem wertvollen Inventar integriert werden, liegt angesichts der Monetarisierungsbestrebungen von OpenAI nahe. Statt bloßer Texteingabe steht Nutzer:innen eine visuelle, interaktive Produktsuche zur Verfügung, die klassisches Googeln oder Scrollen durch Online Shops obsolet machen könnte.

Dazu kommen neue Features wie Autocomplete, Trending Searches und eine deutlich verbesserte Quellenanzeige, die besonders für Recherche- und Vergleichssituationen relevant sind. Damit betritt OpenAI ein Feld, das bisher von Playern wie Google, Amazon oder spezialisierten Preisvergleichsseiten dominiert wurde. Die Strategie dahinter: keine gesponserten Ergebnisse, sondern ein KI-gestützter Dialog, der Nutzer:innen Orientierung bietet. Dabei verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen Suchmaschine, Einkaufsplattform und persönlicher Assistenz.


Fokus auf Bildgenerierung:
Stellt OpenAI bald ein Social Network vor?

Katze hält ein Bild der Queen (Elizabeth II.), Büro verschwommen im Hintergrund
KI-generiertes Bild, © OpenAI via Canva


Von der Suchmaschine zur E-Commerce-Plattform?

Mit über einer Milliarde Web-Suchen in einer Woche (laut OpenAI) hat sich ChatGPT längst als Recherche-Tool etabliert.

Die neue Shopping-Integration macht ChatGPT zu einer Art Marktplatz, der Nutzer:innen durch den gesamten Entscheidungsprozess begleitet: von der Orientierung über den Vergleich bis zur finalen Kaufentscheidung.

Was dabei auffällt: ChatGPT bleibt dem eigenen chat-basierten Interface treu. Nutzer:innen können – anders als bei klassischen Preisvergleichsseiten – direkt Fragen zu einem Produkt stellen oder Alternativen vorschlagen lassen. Das ist nicht nur nutzer:innenfreundlich, sondern auch ein entscheidender UX-Vorteil gegenüber statischen Shopping-Plattformen. Allerdings können User auch auf Google, Amazon und Co. mithilfe der integrierten KI-Assistenzen im Chat mehr Informationen zu Produkten in der Konversation einholen.

Shopping, aber smarter: So funktioniert das neue Feature

Bisher war der Produktvergleich in ChatGPT eher eingeschränkt. Viele Nutzer:innen mussten sich selbst durch Links klicken oder Drittquellen bemühen. Das ändert sich nun: Wer heute nach „best espresso machines under $200“ sucht, so ein Beispiel von OpenAI, bekommt nicht nur Empfehlungen, sondern drei visuell aufbereitete Karten mit Produkttitel, Bild, Preis, Sternebewertung und einem Button zum Nachfragen.

Screenshot aus ChatGPT: Drei Espressomaschinen mit Preis, Bewertung und Kaufoptionen bei verschiedenen Händler:innen, dargestellt in Produktkarten.
Produktvorschläge in ChatGPT, © The Verge

Wie die Demonstration des Unternehmens zeigt, öffnet sich bei einem Klick auf eines der Produkte eine Sidebar mit detaillierten Informationen und direkten Kaufoptionen bei verschiedenen Händler:innen. Die Produktauswahl erfolgt laut OpenAI unabhängig und ist nicht werbefinanziert.

We wanted the experience to still feel like ChatGPT, but people like seeing structured information with prices and images,

erklärte Adam Fry, Search Product Lead bei OpenAI, gegenüber The Verge. Das visuelle Design erinnert an Google Shopping – ist aber nahtlos in die Konversation eingebettet. Ein Klick auf ein Produkt öffnet eine Sidebar mit Informationen aus Bewertungen auf Plattformen wie Amazon, Best Buy oder Reddit. Sponsored Results? Fehlanzeige – laut OpenAI sind alle Empfehlungen organisch.

In unserem eigenen Test wurden bislang jedoch noch keine Produktempfehlungen in diesem neuen Stil ausgespielt. Der Roll-out erfolgt laut OpenAI stufenweise. Es ist also wahrscheinlich, dass die Funktion zum Zeitpunkt unserer Anfrage noch nicht für alle Nutzer:innen freigeschaltet war.

Intelligente Kaufberatung statt Ads: Was OpenAI anders macht

Das Fehlen von Werbeanzeigen ist dabei ein bewusster strategischer Schritt. OpenAI positioniert sich klar gegen den bezahlten Empfehlungsmechanismus von Google und Amazon – mit dem Ziel, Vertrauen und Usability zu steigern. Zwar arbeitet OpenAI im Hintergrund mit Partner:innen zusammen, um aktuelle Preisdaten anzuzeigen, doch laut Unternehmenssprecherin Taya Christianson, so The Verge, fließt daraus kein Sponsored Listing oder Affiliate Link in die Produktempfehlung ein.

Diese Werbefreiheit könnte ein Wettbewerbsvorteil sein, besonders für Nutzer:innen, die Kaufentscheidungen auf Basis objektiver Information statt Ads treffen wollen. Für Marketer eröffnet sich dadurch ein zweischneidiges Szenario: Einerseits gewinnen hochwertige, gut bewertete Produkte an Sichtbarkeit, unabhängig vom Werbebudget. Andererseits entfällt die Möglichkeit, sich durch Paid Listings gezielt in den Entscheidungsprozess einzukaufen.

Allerdings dürfte die werbefreie Phase – ähnlich wie bei Plattformen wie Threads in der Anfangszeit – zunächst bewusst gewählt sein, um Nutzer:innen zu gewinnen. Es ist realistisch, dass OpenAI perspektivisch zusätzliche Monetarisierungsansätze integriert und sich das aktuelle Modell damit verändert.

Der Erfolg im neuen Shopping-Ökosystem von ChatGPT dürfte damit stärker von authentischen Produktbewertungen, überzeugender Nutzer:innenerfahrung und echter Markenloyalität abhängen – weniger von klassischer Werbeplatzierung.

WhatsApp, Live Scores, Autocomplete: ChatGPT wird mobil und kontextualisiert

Neben dem Shopping Update rollt OpenAI weitere Features aus, die ChatGPT zu einem Echtzeit- und Alltags-Tool machen sollen. Wer will, kann ChatGPT schon seit einiger Zeit über WhatsApp nutzen. Jetzt können User über die WhatsApp-Nummer (1-800-ChatGPT) zudem immer aktuelle Antworten auf Alltagsfragen sowie aktuelle Sportergebnisse abrufen. OpenAI kündigte diese Funktion offiziell in einem Post auf X an und macht sie weltweit in allen Regionen verfügbar, in denen ChatGPT genutzt werden kann.

Auch die Web-Suche in ChatGPT wurde generalüberholt. Dank Trending Searches und Autocomplete können Nutzer:innen schneller zu relevanten Themen gelangen. Diese Funktionen ähneln klassischen Mechaniken von Suchmaschinen, sind aber interaktiv eingebettet und individualisierbar.

Ein neues UI für Zitathervorhebungen macht zudem sichtbar, auf welche Quelle sich welche Textstelle bezieht – ein Fortschritt in Sachen Transparenz, der besonders für journalistische oder akademische Nutzung relevant ist und Publisher erfreuen dürfte.

Diese Neuerungen ergänzen die kürzlich eingeführten Deep Research-Funktionen, die bereits zeigten, wie stark sich ChatGPT als Recherche- und Wissensplattform positionieren möchte.


OpenAI erhöht Deep Research Limits für alle User

OpenAI Branding
Das neue OpenAI Branding vor Fotografie, © OpenAI


Globaler Roll-out: Wer ChatGPTs neue Shopping- und Suchfunktionen jetzt nutzen kann

Die neuen Features, mit denen ChatGPT zur Shopping- und Echtzeitplattform ausgebaut wird, erreichen aktuell Nutzer:innen weltweit. OpenAI hat angekündigt, die visuellen Produktkarten, verbesserten Suchoptionen, optimierten Zitate und die WhatsApp-Integration Schritt für Schritt auszurollen.

Alle wichtigen Funktionen, darunter Shopping-Produktkarten mit Preisangabe und Kauf-Links, Trending Searches, Autocomplete sowie die Möglichkeit, mehrere Quellen pro Antwort anzuzeigen, stehen sowohl Plus, Pro als auch Free Usern sowie eingeloggten und nicht eingeloggten Personen zur Verfügung. Der Roll-out begann am 28. April 2025 und soll in den kommenden Tagen global abgeschlossen werden. Besonders hervorzuheben ist, dass die neue WhatsApp-Integration bereits ist in allen Ländern verfügbar ist, in denen ChatGPT nutzbar ist.

Ein kleiner Wermutstropfen betrifft jedoch eine geplante Funktion: Die personalisierte Einkaufserfahrung auf Basis von Nutzer:innenerinnerungen wird aufgrund strenger Datenschutzauflagen vorerst nicht in der Europäischen Union, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein angeboten.

KI verändert die Machtverhältnisse im Shopping

OpenAI betritt mit seinem neuen Shopping Feature ein Feld, das bislang von Google und Amazon dominiert wurde. Doch mit der Integration Künstlicher Intelligenz in Produktsuche und Kaufprozesse geraten die Karten im digitalen Handel neu in Bewegung. Nicht nur klassische Suchmaschinen oder Marktplätze, sondern die Akteur:innen mit der größten KI-Kompetenz könnten künftig das Einkaufsverhalten der Nutzer:innen prägen.

Auch Google selbst reagiert auf die Entwicklung: Laut Barry Schwartz von Search Engine Roundtable arbeitet der Konzern aktuell an einer Überarbeitung des eigenen Retail Knowledge Panels. Neu integriert werden deutlich sichtbare Bereiche für Versand-, Rückgabe- und Zahlungsinformationen – ein klarer Versuch, das eigene Shopping-Angebot zu stärken und an die veränderten User-Erwartungen anzupassen.

Parallel dazu macht Perplexity, eine Such-KI mit wachsendem Einfluss, ebenfalls Schritte in Richtung Shopping. Wie wir kürzlich in unserem Bericht zu Perplexitys neuen Suchmodi erläuterten, testet das Unternehmen visuelle Interfaces für Bild-, Video- und Produktsuchen, unterstützt durch KI-basierte Empfehlungen und strukturierte Datenaufbereitung.


Bilder, Videos, Shopping, Jobs:
Perplexity stellt Suchmodi à la Google für die Suche vor

Skyline New York, Wolken, Suchleiste mit Schrift in Weiß
© Perplexity via Canva


OpenAI setzt in diesem wachsenden Konkurrenzumfeld auf dialogische Nutzer:innenführung, Echtzeitantworten, WhatsApp-Integration – und auf eine Informationspräsentation, die bislang ganz ohne Werbung auskommt. Damit könnte sich ein neues Kräfteverhältnis etablieren – mit Playern an der Spitze, die nicht nur den Handel, sondern auch die Disziplin der Künstlichen Intelligenz am besten beherrschen.

ChatGPT transformiert die Produktsuche – und den Wettbewerb um den digitalen Handel

OpenAI greift mit dem jüngsten Update direkt in die bisherige Logik von Suchmaschinen und Online-Marktplätzen ein. Was als KI-Chatbot begann, entwickelt sich zunehmend zu einer intelligenten, dialogorientierten Plattform für Informationssuche, Shopping, Recherche und Echtzeitaustausch.

Für Nutzer:innen bedeutet das: weniger Plattform-Hopping, individuellere Empfehlungen und mehr Transparenz bei Produktempfehlungen. Für die großen Player im digitalen Handel markiert es den Beginn eines neuen Wettbewerbs: Nicht mehr allein Reichweite oder Marktmacht entscheiden, sondern die Fähigkeit, KI-Technologien effektiv und vertrauenswürdig in den Alltag der Nutzer:innen zu integrieren.

Die neuen Funktionen zeigen: OpenAI setzt auf eine breit verfügbare Nutzer:innenerfahrung – passt sich aber bei sensiblen Themen wie Datenschutz bewusst den jeweiligen regionalen Anforderungen an.

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