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Digitalpolitik
X-Bann in Brasilien: Wie Bluesky und Threads vom Verbot profitieren
© Kelly Sikkema via Unsplash

X-Bann in Brasilien: Wie Bluesky und Threads vom Verbot profitieren

Kathrin Pfeiffer | 02.09.24

Der X-Bann in Brasilien verändert den Markt. Apps wie Bluesky und Threads erleben unterdessen ein ungeahntes Wachstum.

Der brasilianische Gerichtshof hat entschieden, X (ehemals Twitter) am 30. August sperren zu lassen. Bereits jetzt macht sich diese Entscheidung bei der Konkurrenz bemerkbar. Insbesondere Threads sowie die bis vor einigen Monaten noch nur mit Invite Only zugängliche App Bluesky profitieren vom X-Bann, da Brasilien einer der größten Märkte für die App war.

Mit dem Wegfall von X in Brasilien verzeichnen andere soziale Netzwerke einen deutlichen Nutzer:innenzuwachs. Bluesky, das nach der Abschaffung seiner Warteliste im April 2024 für die breite Öffentlichkeit zugänglich wurde, hat seitdem über 5,5 Millionen User erreicht. Threads, Metas textbasierte Plattform, verzeichnet inzwischen über 200 Millionen monatlich aktive User.

wow… welcome to the ONE MILLION new users in the last three days!!! 🎉 uau… bem-vindos ao UM MILHÃO de novos usuários nos últimos três dias!!! 🎉

— Bluesky (@bsky.app) Aug 31, 2024 at 23:21

Deswegen trat der X-Bann in Kraft

Der Konflikt, der zur Sperrung von X in Brasilien sowie der Androhung, die App aus dem AppStore zu entfernen, führte, entwickelte sich über Monate hinweg. Elon Musk, der Besitzer von X, geriet wiederholt mit Alexandre de Moraes, einem Richter des Obersten Gerichtshofs Brasiliens, aneinander. Der Gerichtshof forderte X auf, eine:n rechtliche:n Vertreter:in in Brasilien zu benennen, um sicherzustellen, dass gesetzliche Anordnungen schnell und effektiv umgesetzt werden können. Als X diese Frist versäumte, wurde die Plattform gesperrt. Moraes hatte bereits zuvor Druck auf X ausgeübt, da bestimmte Konten, denen die Verbreitung von Desinformation vorgeworfen wurde, gesperrt werden sollten. Musk verweigerte jedoch die Erfüllung der Forderungen und bezeichnete die Maßnahmen als Zensur.

So profitieren und reagieren Bluesky und Threads

Nach dem Verbot von X in Brasilien zeigen Daten von Google Trends einen deutlichen Anstieg der Suchanfragen nach Bluesky und Threads. Dieser Anstieg spiegelt das wachsende Interesse der User in Brasilien wider, die sich vermehrt nach Alternativen umsehen. Bluesky verzeichnete in nur zwei Tagen über 880.000 neue Nutzer:innen aus Brasilien, wodurch die Gesamtzahl der aktiven Nutzer auf etwa sieben Millionen stieg. Threads profitiert ebenfalls von diesem Trend, was die steigenden Suchanfragen und die zunehmende Nutzer:innenzahl in Brasilien deutlich machen. Der Anteil portugiesischsprachiger Posts war in den vergangenen Tagen außergewöhnlich hoch.

Bluesky und Threads boomen, © eigener Screenshot

Bluesky hat sich durch neue Anti-Toxizität-Features hervorgetan, die speziell darauf abzielen, das Online-Erlebnis sicherer zu gestalten. So können Nutzer:innen beispielsweise ihre eigenen Beiträge von Zitat-Posts trennen, um Dog-Piling und andere Formen von Belästigung zu verhindern. Zusätzlich können Antworten auf eigene Beiträge versteckt werden, um negative Interaktionen zu minimieren.

bluesky is the short king of social apps in all seriousness, we're up against incumbents that have repeatedly lost your trust. we're young and consistently growing, and we're building an open social network that puts users first. we're very excited to have you along for the ride 🦋

[image or embed]

— Bluesky (@bsky.app) Aug 15, 2024 at 22:02

Trotz der Sperrung in Brasilien bleibt X weltweit eine bedeutende Plattform, insbesondere im Bereich von Videoinhalten. Im Juli 2024 verzeichnete X 570 Millionen monatlich aktive User und über acht Milliarden Video-Views pro Tag. Obwohl die Plattform zunehmend auf Videoinhalte setzt, steht sie vor großen Herausforderungen, primär im Wettbewerb mit aufstrebenden Plattformen wie Threads und Bluesky. Außerdem ist die Strafe, gesperrt zu werden, keine Premiere für Musks Plattform: In mehreren Ländern, darunter China, Nordkorea, Iran und Turkmenistan, ist die App bereits dauerhaft gesperrt. Nigeria hatte die Plattform im Jahr 2021 vorübergehend blockiert, hob die Sperre jedoch später wieder auf. In Brasilien kann die Sperre aktuell noch mit der Nutzung von einem VPN umgangen werden.

Was ist jetzt zu erwarten?

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva kündigte auf seinem X Account kürzlich seine anderen Social-Media-Konten an – beginnend mit Bluesky. Dies könnte ein Anzeichen dafür sein, dass X in Brasilien auf absehbare Zeit nicht zurückkehren wird. Plattformen wie Bluesky und Threads dürften weiterhin von der Abwesenheit von X profitieren und ihre Marktanteile deutlich ausbauen. Besonders interessant wird es sein, wie X seine finanzielle Situation stabilisieren und im Wettbewerb bestehen will, während es gleichzeitig versucht, sich als Video-first-Plattform zu positionieren.


X-Alternative Bluesky schafft Warteliste ab und gewinnt hunderttausende User

© Bluesky, Engin Akyurt via Canva, Bluesky-Schriftzug auf Smartphone Mockup vor blauem Himmel mit weißen Wolken
© Bluesky, Engin Akyurt via Canva

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