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Digitalpolitik
Messenger-Monopol Facebook: Wie gefährlich ist das?
Die Facebook-Welt könnte dank der Messenger-Zusammenführung bald anders aussehen, Screenshot YouTube, © Facebook Business

Messenger-Monopol Facebook: Wie gefährlich ist das?

Niklas Lewanczik | 28.01.19

Die geplante Zusammenführung der Messenger von Facebook, WhatsApp und Instagram würde ein Kommunikationsmonopol errichten, das Sicherheitsfragen aufwirft.

Facebook mag mit der eigenen Plattform Probleme haben, doch andere Dienste, die man als Unternehmen übernommen hatte, sind die ersten Ausweichmöglichkeiten der Nutzer. Im Bereich Messaging hat man bereits eine unheimliche Marktmacht aufgebaut; und diese soll mit der technischen Zusammenführung der Messenger von WhatsApp, Instagram und Facebook (dem Messenger) ausgebaut werden. Während man auf Ende zu Ende-Verschlüsselung setzt, steht ein Nachrichtendienstmonopol im Raum, das hinterfragt werden sollte.

In der westlichen Welt das Maß aller Dinge: Messenger unter Facebooks Schirmherrschaft

Insgesamt würden die drei Dienste auf gut 2,6 Milliarden Nutzer kommen. Allein WhatsApp zählt 1,5 Milliarden und ist der größte Messenger-Dienst weltweit. In anderen Ländern sind auch andere Dienste vorherrschend: Line in Japan oder WeChat in China. Apps wie Telegram oder Signal haben sich ebenfalls schon etabliert. Dennoch bleibt Facebook zusammen mit Instagram und WhatsApp das Maß aller Dinge bei den Messengern.

Und diese sollen nun technisch zusammengelegt werden, wie die New York Times zuerst berichtete. Dabei würden WhatsApp und der Instagram sowie Facebook Messenger weiterhin als Standalone Apps fungieren. Die technische Infrastruktur würde jedoch für alle Dienste angepasst. Hier ist insbesondere die geplante Ende zu Ende-Verschlüsselung für alle Nachrichten von Belang. Bisher ist diese per Default nur bei WhatsApp zu finden. Beim Facebook Messenger können verschlüsselte Nachrichten eingestellt werden. Die Kombination der Dienste würde den Nutzern eine Kommunikation über all diese Plattformen ermöglichen. Das verspricht durchaus eine Vereinfachung solcher Prozesse. Ein Statement des Unternehmens gab an:

[We want to] build the best messaging experiences we can; and people want messaging to be fast, simple, reliable and private. We’re working on making more of our messaging products end-to-end encrypted and considering ways to make it easier to reach friends and family across networks.

Ende 2020 sollen die Pläne umgesetzt worden sein, welche die fortwährende Nutzung des Facebook-Kosmos für den Nachrichtenaustausch zu gewährleisten suchen.

WhatsApp und Instagram: Unabhängige Unternehmen sehen anders aus

Mark Zuckerberg hatte Instagram und WhatsApp nach deren Übernahmen mehr oder minder zugesichert, dass die Unternehmen weiterhin als eigenständige operieren könnten. Doch die Instagram-Gründer haben das Unternehmen bereits verlassen; womöglich, weil sie eben nicht so frei arbeiten durften, wie zunächst angenommen. Ähnlich lief es auch bei WhatsApp ab. Inzwischen, so zitiert die NYT Quellen aus Zuckerbergs Umfeld, sei eine stärkere Integration dieser populären Dienste in Facebooks Struktur unbedingt erwünscht. Diese würde im Hinblick auf die Monetarisierung der Dienste natürlich weitere Potentiale bergen. Denn das umfassende Messenger-Paket dürfte auch umfassende Werbelösungen bereithalten, sodass Marketer interessiert sein könnten.

Allerdings steht die Zusammenführung zunächst vor der Hürde, eine Ende zu Ende-Verschlüsselung überhaupt für alle Dienste zu implementieren. Das ist technologisch einfacher gesagt als getan. Und selbst wenn diese Verschlüsselung zum Standard wird, dürften die User sich die Frage stellen, welche Daten sie nun eigentlich mit welcher Plattform teilen. Neben der Frage nach der Transparenz sollte die Internetgesellschaft jedoch genauso prüfen, wie monopolistisch Facebook sich eigentlich mit diesen Diensten verhält.

Kritik an Intransparenz und Marktmacht Facebooks

As you would expect, there is a lot of discussion and debate as we begin the long process of figuring out all the details of how this will work,

erklärt Facebook im Statement zur Entwicklung. Damit schützt man sich unmittelbar vor allzu konkreten Kritikpunkten, indem man die explizite Umsetzung der Pläne offen lässt. Kritik wird dennoch laut. Vom Unternehmen wird seit Jahren mehr Transparenz in Bezug auf geteilte Nutzerdaten gefordert; weil oft nicht eindeutig erkennbar ist, wofür diese gesammelt und an wen sie womöglich weitergegeben werden. Nun sind Datenschützer wegen der möglichen Kombination der Messenger-Dienste hellhörig geworden. Werden die umfassenden Nutzerdaten nun über alle Dienste hinweg geteilt, sodass Angaben bei Facebook auch für WhatsApp oder Instagram verfügbar gemacht werden? Dazu gibt es noch keine Einzelheiten. Aus Marketingsicht wäre dieser Schritt jedoch nur logisch.

Für Nutzer, die ihre Daten auf einen Dienst beschränken möchten, wäre das wiederum ein Problem. Dem müssten sie sich mitunter aber fügen, wollen sie nicht auf die Bequemlichkeit und Features der Facebook-Dienste verzichten. Überhaupt hat sich das Unternehmen Facebook mit der Übernahme von Instagram und WhatsApp extrem positiv entwickelt – und zugleich Konkurrenz ausgeschaltet. Zwar bleibt etwa Snapchat oder auch TikTok bei jungen Nutzern beliebt; aber deren Funktionen hat Facebook für sich oder Instagram längst abgekupfert.

Drohen Facebook Kartellbeschwerden oder sogar Verfahren?

Im Kontext kartellrechtlicher Fragen hat der Demokrat Ro Khanna auf Twitter bereits seine Kritik an der monopolistischen Stellung Facebooks geäußert.

Das Bundeskartellamt hat in Deutschland – allerdings bezüglich der Praktiken zum Datensammeln bei Facebook – jüngst eine Entscheidung im Verfahren gegen Facebook angekündigt. Dabei soll dargelegt werden, ob das Unternehmen seine Marktmacht hierzulande missbräulich nutzt. Erwartet wird in diesem Bereich eine Einschränkung des Datensammelns. Für Christian Sauer, Gründer der Customer Analytics-Plattform Webtrekk, wäre eine differenziertere Landschaft von digitalen Playern ebenfalls besser für den Wettbewerb im digitalen Raum. In unserem Interview betonte er:

Ich [bin] der Meinung, dass die EU im Internet-Bereich die Gelegenheit hätte, die bekannten US-Schwergewichte nicht unbegrenzt weiter wachsen zu lassen. So wäre Facebook ohne WhatsApp und Instagram ein anderes Unternehmen. Dies gilt gleichermaßen für Google ohne YouTube oder Amazon ohne die Cloud-Sparte AWS. Eine solche Entflechtung würde helfen, die aktuellen Oligopole abzubauen und den Wettbewerb zu befeuern. Die Folge wäre eine deutlich stärkere Ausdifferenzierung der gesamten Online-Branche.

Kombiniert man nun die Fragen, die eine Zusammenführung der Messenger aufwirft, mit den bisherigen Aktionen des Bundeskartellamts gegen das Unternehmen, ließe sich vermuten, dass eine solche Kombination von marktbeherrschenden Diensten mindestens geprüft werden würde. Demnach wäre davon auszugehen, dass ein derartig aggregiertes Messaging-System nicht anstandslos akzeptiert werden würde.

Ehe es zu kartellrechtlichen oder anderen juristischen Konsequenzen käme, würde das Konstrukt allerdings Bestand haben und Milliarden Nutzern zur Verfügung stehen. Dabei sollten auch diese sich fragen, ob sie nicht zumindest einige andere Dienste als Messenger in Erwägung ziehen. Denn den großen Annehmlichkeiten, die zentralisierte Angebote wie bei Facebook, Amazon oder auch Google bieten, steht eine ganz reale Gefahr gegenüber: eine marktbeherrschende Stellung dieser Unternehmen, deren Macht sich schon längst auf mehr als die digitalen Belange der Nutzer erstreckt. Jetzt eine vollkommene Abhängigkeit von ihnen zuzulassen, ist nicht ratsam; das sollte auch die Politik erkennen. Denn später ist dies vielleicht nicht mehr zu ändern. Und das kann auf viele Arten gefährlich sein, gerade wenn es um die persönliche Kommunikation der Menschen geht.

Kommentare aus der Community

Friedrich Schüttelbirne am 29.01.2019 um 14:21 Uhr

Ich denke, dass es Unfug wäre. Die Art der Nachrichten die über die einzelnen Diente ausgetauscht werden, sind ja doch von verschiedener Natur. WhatsApp ist mittlerweile ja fast etwas Seriöses.

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Daniel am 28.01.2019 um 15:05 Uhr

Es sollten mehr Alternativen zu Whatsapp nutzen. Wenn wir alle Leute, die sagen „ich würde ja, wenn alle anderen auch wechseln würden“ zusammen nehmen und es einfach tun würden, hätten wir diese Thematik nicht.

Also an alle, die sagen „ich würde ja, wenn“, dann wechselt einfach und wartet ab!!

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