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Digitalpolitik
Facebooks schwarze Liste: Diese Personen und Organisationen hat der Social-Konzern im Blick

Facebooks schwarze Liste: Diese Personen und Organisationen hat der Social-Konzern im Blick

Nadine von Piechowski | 13.10.21

Eine geleakte Liste zeigt, welche Personen und Organisationen von Facebook als gefährlich eingestuft und von der Plattform verbannt werden.

Eine Liste, die vom Publisher The Intercept veröffentlicht wurde, zeigt 4.000 Hate-Gruppen, terroristische Organisationen und Kriminelle, die der Social-Konzern als gefährlich einstuft. Auf der geleakten Auflistung finden sich auch rund 500 gewaltbereite Bewegungen, die sich über das soziale Netzwerk organisieren könnten. Dies geschah zuletzt im Januar 2021. Hier verabredeten sich Trump-Anhänger:innen zu einem gewaltsamen Eindringen in das Capitol in Washington, D.C.

Das Online-Magazin CNet schreibt, dass über die Hälfte der schwarzen Liste mit Terroristengruppen aus dem Mittleren Osten, Südasien oder mit einer muslimischen Agenda gefüllt ist. The Intercept schreibt dazu:

The DIO [Dangerous Individuals and Organizations, Anmerkun der Redaktion] policy and blacklist also place far looser prohibitions on commentary about predominately white anti-government militias than on groups and individuals listed as terrorists, who are predominately Middle Eastern, South Asian, and Muslim, or those said to be part of violent criminal enterprises, who are predominantly Black and Latino, the experts said.

Das heißt, das Facebooks Richtlinien häufiger marginalisierte Gruppen als gefährlich einstuft als andere Organisationen, so die befragten Expert:innen. Unter dem Punkt „Dangerous Individuals“ werden auch der Kukluxklan, Bands, die die White-Supremacy-Ideologie verbreiten, oder Mitglieder von Al Qaeda aufgelistet.

Drei-Stufen-System: Facebook ergreift für gefährliche Accounts unterschiedliche Maßnahmen

Facebook teilt die gefährlichen Personen und Organisationen in drei Gruppen auf, gegen die jeweils unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden. Es gibt die Gruppe „Tier 1“, gegen die die meisten Restriktionen durchgesetzt werden. Neben „Tier 2“ können potentiell gefährliche Personen oder Organisationen auch noch in der Gruppe „Tier 3“ landen. In der letzten Gruppe setzt Facebook weniger strikte Maßnahmen durch. Welche Konsequenzen eine Einteilung in Gruppe „Tier 1“, „Tier 2“ oder „Tier 3“ konkret hat, geht aus der geleakten Liste nicht hervor.

Brian Fishman, Facebooks Policy Director gegen Terrorismus und gefährliche Organisationen, erklärt das Vorgehen der Social-Plattform in mehreren Tweets. Darin schreibt Fishman, dass die Personen und Organisationen, die auf der schwarzen Liste der Plattform stehen, sorgsam und mit entsprechenden Hintergrundrecherchen ausgewählt wurden. Allerdings sei es schwer, eine eindeutige und für alle nachvollziehbare Erklärung dafür zu liefern, wieso einige Organisationen und Kriminelle auf der Liste gelandet sind und andere nicht. Allein eine allgemeingültige Definition von Terrorismus würde da einige Probleme bereiten. Facebooks schwarze Liste dürfe laut Fishman niemals ohne Kontext gelesen werden.


Nach den Facebook Files: Schwarze Liste an The Intercept geleakt

Dass die Liste veröffentlicht wurde, verdankt die Öffentlichkeit einem erneuten Leak. Denn Facebook wollte die Aufzählung der als gefährlich eingestuften Organisationen und Personen nicht von sich aus öffentlich zugänglich machen. Die Verschwiegenheitspolitik innerhalb der Unternehmens bescherte der Social-Plattform in den vergangenen Wochen allerlei Kritik. Besonders nachdem die sogenannten Facebook Files vom Wall Street Journal veröffentlicht wurden. Hier zeigten interne geleakte Studien, welche toxischen Auswirkungen Instagram auf Teenager haben kann. Der Social-Konzern behielt die Untersuchungsergebnisse vorerst für sich – was eine Welle der Empörung auslöste. Facebook wurde vermehrt dazu aufgefordert, transparenter mit Unternehmensrichtlinien und Forschungsergebnissen umzugehen. Der Social-Konzern zeigt sich hierbei bis jetzt allerdings wenig kooperativ.

Kommentare aus der Community

Christian von der Eltz am 13.10.2021 um 13:16 Uhr

Oeffentlichkeit und Medien erheben grundsätzlich jeden Anspruch, wenn es um den uneingeschraenken Zugriff auf Informationen zu Ereignissen geht. Aber ist diese Forderung überhaupt legitim, berechtigt und vor allem in allen Fällen verantwortungsvoll? Wer will das pauschal mit ja oder nein beantworten? Entscheidend bei Veroeffentlichungen ist auch das Timing. Manchmal geht es eben nicht immer nur darum, eine „story“ zu verhindern, sondern schlichtweg eine gewisse Besorgnis ueber Risiken und Nebenwirkungen zu berücksichtigen. Vielleicht zum Schutz der Mitarbeiter, vielleicht um die Sicherheit nicht zu gefährden. Man müsste vor Ort in den Meetings dazu sitzen, um zu einer Bewertung zu kommen… Das war rethorisch gemeint.

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