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Digitalpolitik
Außer Kontrolle: Twitter, Grindr und Tinder verkaufen widerrechtlich persönliche Daten

Außer Kontrolle: Twitter, Grindr und Tinder verkaufen widerrechtlich persönliche Daten

Nadine von Piechowski | 15.01.20

Laut norwegischem Verbraucherrat verkauften beliebte Apps persönliche User-Informationen wie die sexuelle Orientierung, GPS-Daten und IP-Adressen an Werbeunternehmen.

Der norwegische Verbraucherrat veröffentlichte diese Woche einen Bericht, in dem ein grober Verstoß gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) aufgedeckt worden sein soll. Laut dem Report sollen beliebte Dating-Apps persönliche Daten der User an Werbefirmen verkauft haben. Ohne die Zustimmung der Nutzenden. Unter anderen in der Kritik: Tinder, Grindr, OkCupid sowie der Kurznachrichtendienst Twitter.

Persönliche Daten wurden verkauft

In einem offiziellen Statement zu der Studie erklärte der Verbraucherschutz die verheerenden Ausmaße der Datenschutzverletzung. Laut dem Bericht erhielten beispielsweise Dritt-Anbieter oder Werbeunternehmen jedes mal die GPS-Daten und die Produkt-ID eines Grindr-Users, sobald dieser die App öffnete. Auch die App OkCupid soll persönliche Informationen über Sexualität, Drogenkonsum oder politische Gesinnung an das Analytikunternehmen Braze weitergegeben haben.

The situation is completely out of control. In order to shift the significant power imbalance between consumers and third party companies, the current practices of extensive tracking and profiling have to end,

sagte Finn Myrstad, der im norwegischen Verbraucherrat für die Digitalpolitik zuständig ist.

Grobe Verstöße gegen Datenschutz-Grundverordnung

Der norwegische Verbraucherrat wurde für die Studie von dem Tracking-Experten Wolfie Christl, der Sicherheitsfirma Mnemonic und dem Da Max Schrems und seiner NGO noyb unterstützt. In ihrem gemeinsamen Bericht wiesen sie nach, dass massenhaft persönliche Daten von Usern systematisch und illegal gesammelt wurden. Diese wurden dann später an Werbeunternehmen und Dritt-Anbieter verkauft. Das ist ein grober Verstoß gegen die DSGVO.

Bereits eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigt, welche negativen Auswirkungen das Profiling haben kann. Laut dem Bericht konnte anhand von personenbezogenen Daten die politische Einstellung eines Menschen genau bestimmt werden. Die Daten wurden aus Endgeräten, dem Social Media Account und den Google-Anfragen des Nutzenden zusammengesetzt. Eine solche dauerhafte und kommerzielle Überwachung verstößt gegen die Grundrechte. Auch kann sie zu einer Einschränkung der Meinungs- und Redefreiheit führen. Zu diesem Schluss kam Amnesty International nach einer Studie, in der die Geschäftsmodelle von Google und Facebook genauer untersucht wurden.

Verbraucherrat fordert Alternativen

Der norwegische Verbraucherrat fordert von Politik und Unternehmen Alternativen zu dem bis dato vorherrschenden Online-Werbesystem. Der Vorschlag: Technologien, die nicht auf persönliche Daten gestützt sind. Auch soll die Politik aktiver gegen das illegale Sammeln von Daten vorgehen. Hierzu sollen wirksame Maßnahmen ergriffen werden, um die Verbraucher stärker vor Datenmissbrauch zu schützen.

Kommentare aus der Community

Dave Schöttl am 15.01.2020 um 17:04 Uhr

Also: Werbung und assoziierte Unternehmen für illegal erklären, und die Welt wird schlagartig besser. Wird echt langsam Zeit dafür! NIEMAND will Werbung! Und vom Energieverbrauch wollen wir gar nicht erst reden…

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