Human Resources
Wunsch nach mehr Flexibilität: Hälfte der Firmen befürwortet wöchentliche Höchstarbeitszeit

Wunsch nach mehr Flexibilität: Hälfte der Firmen befürwortet wöchentliche Höchstarbeitszeit

Marié Detlefsen | 18.09.25

Mehr Flexibilität? Die Mehrheit sagt JA. In einer aktuellen Debatte würden viele Unternehmen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit begrüßen – vor allem, weil sie mehr Flexibilität verspricht.

Die Diskussion um eine mögliche Abkehr von der täglichen hin zu einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit sorgt derzeit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für Gesprächsstoff. Das Ziel: Arbeitnehmer:innen mehr Flexibilität im Alltag zu ermöglichen. Eine aktuelle Randstad-ifo-HR-Befragung aus dem dritten Quartal 2025 zeigt nun, dass dieser Gedanke auch in den Unternehmen auf fruchtbaren Boden fällt – wenn auch nicht überall im gleichen Maß.

Höchstarbeitszeit: Was steckt dahinter?

Bislang schreibt das Arbeitszeitgesetz vor, wie viele Stunden Arbeitnehmer:innen pro Tag maximal arbeiten dürfen. Ein wöchentliches Modell würde dieses starre Korsett aufbrechen und den Fokus auf die Gesamtarbeitszeit pro Woche legen. So könnten Beschäftigte beispielsweise an einem Tag mehr Stunden leisten, um an einem anderen früher in den Feierabend zu gehen. Befürworter:innen sehen darin ein Werkzeug, um den Arbeitsalltag besser an persönliche Bedürfnisse oder betriebliche Abläufe anzupassen. Kritiker:innen hingegen warnen vor erhöhter Belastung und mangelnder Planbarkeit.

Nur acht Prozent lehnen wöchentliche Höchstarbeit ab

Die ifo-Studie befragte Personalleiter:innen in Deutschland und zeichnet ein differenziertes Bild: Exakt 50 Prozent der Unternehmen bewerten den Vorschlag einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit als positiv. Als häufigster Grund wird mehr Spielraum bei der Gestaltung der Arbeitszeit genannt. Nur acht Prozent lehnen die Idee ausdrücklich ab – meist mit dem Argument, dass die Belastung für Angestellte steigen oder Arbeitsprozesse ins Stocken geraten könnten. 31 Prozent der Befragten äußern sich neutral, während elf Prozent den Wechsel schlicht für irrelevant halten.

Exakt 50 Prozent der Unternehmen bewerten den Vorschlag einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit als positiv, © ifo
Exakt 50 Prozent der Unternehmen bewerten den Vorschlag einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit als positiv, © ifo Institut

Ein genauerer Blick auf die Branchen und Unternehmensgrößen offenbart interessante Unterschiede: So liegt die Zustimmung im Handel mit 43 Prozent unter dem allgemeinen Gesamtdurchschnitt. In der Industrie sprechen sich hingegen 54 Prozent für die Umstellung aus. Besonders deutlich ist der Graben allerdings zwischen Großunternehmen und kleinen Betrieben: Während 72 Prozent der größeren Firmen den Schritt begrüßen, liegt die Zustimmung bei kleineren Unternehmen lediglich bei 42 Prozent. Dort geben zudem 18 Prozent an, dass die Reform für sie keinerlei Relevanz hätte – im Gegensatz zu nur sechs Prozent bei den Großen.

KI im HR-Bereich: Ernüchterung statt Durchbruch

Neben der Arbeitszeitfrage beleuchtete die Befragung auch den Stand der Dinge beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Personalabteilungen. Das Ergebnis: Die Euphorie bleibt bislang verhalten. Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Unternehmen bewerten den Nutzen von KI im HR-Bereich aktuell als „gering“ oder „eher gering“. Nur 17 Prozent sehen einen hohen Mehrwert, während 19 Prozent dem Einsatz bisher überhaupt keinen Nutzen zuschreiben. Spürbar wird diese Skepsis insbesondere bei Kleinunternehmen, von denen knapp 30 Prozent gar keinen Vorteil erkennen können. Bei Großunternehmen sind es dagegen nur ein Prozent, die so kritisch urteilen.

Fast zwei Drittel der Unternehmen bewerten den Nutzen von KI im HR-Bereich aktuell als „gering“ oder „eher gering“, © ifo
Fast zwei Drittel der Unternehmen bewerten den Nutzen von KI im HR-Bereich aktuell als „gering“ oder „eher gering“, © ifo Institut

Dort, wo KI genutzt wird, zeigt sich ihr Mehrwert vor allem bei administrativen Prozessen wie Dokumentenmanagement oder Vertragsabwicklung – ein Bereich, den 44 Prozent der Befragten nennen. Für kreative oder strategische Aufgaben, etwa im Recruiting, ist das Potenzial bisher begrenzt: Zwar unterstützen 70 Prozent der Unternehmen KI beim Verfassen von Stellenausschreibungen und 55 Prozent bei deren Platzierung, doch darüber hinaus bleibt der Einsatz überschaubar. Auch die Kommunikation mit Mitarbeiter:innen (25 Prozent) oder das Onboarding (13 Prozent) spielen eine Rolle, aber auf niedrigem Niveau.

Höchstarbeitszeit und KI-Wende lassen auf sich warten

Trotz der aktuellen Zurückhaltung rechnen die Unternehmen damit, dass KI in den kommenden drei Jahren stärker an Bedeutung gewinnt. Besonders in den Bereichen Personalplanung (Anstieg von zehn auf 35 Prozent), Talent-Management (von fünf auf 26 Prozent) sowie bei der Analyse von Mitarbeiter:innenzufriedenheit (von neun auf 28 Prozent) erwarten sie deutliche Fortschritte. Lediglich im administrativen Bereich gehen die Befragten von einer Stagnation beziehungsweise einem leichten Rückgang aus (44 auf 43 Prozent). Das zeigt: KI ist längst angekommen, bleibt aber ein Werkzeug, das derzeit eher Routinearbeiten übernimmt, als dass es komplexe, menschliche Entscheidungen ersetzt.

In diesen Bereichen erhoffen sich Unternehmen in den nächsten drei Jahren einen größeren KI-Nutzen, © ifo
In diesen Bereichen erhoffen sich Unternehmen in den nächsten drei Jahren einen größeren KI-Nutzen, © ifo Institut

Die Diskussion um die wöchentliche Höchstarbeitszeit zeigt, wie groß das Bedürfnis nach Flexibilität in der Arbeitswelt ist. Noch dazu verdeutlicht die Studie, dass der erhoffte Output von KI bisher ausbleibt und Arbeitnehmer:innen immer noch den größten Input im Arbeitsprozess leisten. Daher ist es verständlich, dass der Wunsch nach etwas mehr Flexibilität im Alltag steigt. Ob es hierzu kommt, wird sich allerdings erst in Zukunft zeigen, da die Zeiten immer noch vom allgemeinen Arbeitsgesetz abhängig sind und es in diesem Falle erst einer Änderung bedürfte. Solange dies noch nicht geschehen ist, können Unternehmen ihren Angestellten aber auf andere Weisen etwas mehr Flexibilität gewähren. Zum Beispiel durch mehr Zeit im Home Office oder die Einführung der Vier-Tage-Woche.


Selbstständig, digital, flexibel

– ein Drittel der Arbeitnehmer:innen besteht auf Home Office

Selbstständig, digital, flexibel – ein Drittel der Arbeitnehmer:innen besteht auf Home Office
© Helena Lopes – Pexels

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