Human Resources
Jobsuche wird schwieriger: Personalnachfrage fällt auf den Tiefstand von vor vier Jahren zurück

Jobsuche wird schwieriger: Personalnachfrage fällt auf den Tiefstand von vor vier Jahren zurück

Marié Detlefsen | 09.07.25

Die Wirtschaft in Deutschland sendet vorsichtige Erholungssignale – doch auf dem Arbeitsmarkt schlägt sich das bislang kaum nieder. Im Gegenteil: Die Personalnachfrage und die Zahl der ausgeschriebenen Stellen sinken weiter. Besonders betroffen sind technische Berufe.

Wer aktuell auf Jobsuche ist, spürt es deutlich: Die Zahl neuer Stellenangebote geht zurück – und das nicht nur punktuell, sondern flächendeckend. Wie eine aktuelle Analyse der Jobplattform Indeed zeigt, hat die Personalnachfrage in Deutschland im Juni 2025 erneut abgenommen. Im Vergleich zum Vormonat wurden 2,2 Prozent weniger Stellen veröffentlicht. Damit ist das Stellenangebot auf dem niedrigsten Stand seit vier Jahren – vergleichbar mit dem Niveau von Juni 2021.

Personalnachfrage sinkt: ein Drittel weniger Jobs seit 2022

Obwohl sich die wirtschaftliche Lage langsam zu bessern scheine, zeige sich davon auf dem Arbeitsmarkt bislang kaum etwas. Dieser Ansicht ist zumindest Dr. Virginia Sondergeld, Ökonomin und Arbeitsmarktexpertin bei Indeed. Der Rückgang bei den offenen Positionen sei anhaltend – und für viele Branchen spürbar.

Besonders auffällig ist die Entwicklung im längerfristigen Vergleich: Seit dem bisherigen Höchststand im Mai 2022 ist das gesamte Jobangebot um rund ein Drittel geschrumpft. Auch gegenüber dem Vorjahresmonat ergibt sich ein klares Minus – im Juni 2025 waren 17 Prozent weniger Stellenanzeigen online als noch im Juni 2024.

Software-Entwicklung besonders stark im Rückwärtsgang bei der Personalnachfrage

Was für Jobsuchende frustrierend ist, ist auch für Beobachter:innen des Arbeitsmarktes ein deutliches Signal: In keiner der 23 untersuchten Berufsgruppen wurden mehr Stellen ausgeschrieben als im Vorjahr. Zwar zeigt sich das Bauwesen vergleichsweise stabil – dort fiel der Rückgang mit nur 3,2 Prozent moderat aus. Doch andere Sektoren sind deutlich stärker betroffen.

Einen besonders harten Dämpfer hat die Software-Entwicklung hinnehmen müssen: Hier ging das Angebot an Jobs innerhalb eines Jahres um über 28 Prozent zurück. Auch in anderen technischen oder kund:innenbezogenen Bereichen schrumpfte der Bedarf spürbar. Die Zahl der offenen Positionen im Kund:innenservice sank etwa um 3,3 Prozent, in sozialen Berufen sogar um 3,7 Prozent. Noch deutlicher war der Einbruch bei Stellen in der Sicherheitsbranche – mit einem Minus von 8,1 Prozent.

Die Personalnachfrage ist vor allem im Sicherheitssektor drastisch gefallen (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht; die Grafik wurde anhand der Daten von Indeed mithilfe von ChatGPT erstellt)
Die Personalnachfrage ist vor allem im Sicherheitssektor drastisch gefallen (mit einem Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht; die Grafik wurde anhand der Daten von Indeed mithilfe von ChatGPT erstellt)

Trotz des insgesamt negativen Trends gibt es auf Monatsbasis vereinzelt kleine Aufwärtstendenzen. So konnten im Juni neun Berufsgruppen ein leichtes Wachstum verzeichnen. Besonders erfreulich fällt der Anstieg in der Buchhaltung aus, wo die Zahl der Inserate um 6,2 Prozent zulegte. Auch im Marketing (+2,8 Prozent) sowie im Bauwesen (+2,3 Prozent) war ein leichter Aufschwung erkennbar. Diese Entwicklungen könnten auf saisonale Effekte oder branchenspezifische Projekte zurückzuführen sein. Doch für eine gesamtwirtschaftliche Trendwende reichen sie noch nicht aus.

Wirtschaftspolitische Impulse brauchen Zeit

Auch auf politischer Ebene wurden bereits Maßnahmen eingeleitet, um den konjunkturellen Schwung zu fördern. So hat die neue Bundesregierung unter anderem ein Sondervermögen für Infrastrukturprojekte aufgelegt, die Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben gelockert und einen Investitions-Booster angekündigt. Dr. Sondergeld mahnt jedoch zur Geduld:

Solche Maßnahmen brauchen Zeit, um ihre Wirkung auf dem Arbeitsmarkt zu entfalten. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen angesichts geopolitischer Unsicherheiten und einer nur zögerlichen wirtschaftlichen Stabilisierung nach wie vor sehr vorsichtig bei Neueinstellungen agieren.

Angesichts dieser Zahlen bleibt ungewiss, wann der Arbeitsmarkt wieder in Fahrt kommt. Für Jobsuchende heißt das: Durchhaltevermögen ist gefragt, ebenso wie Flexibilität und Offenheit für neue Branchen oder Qualifikationen. Für Unternehmen, die tatsächlich einstellen, ergibt sich dagegen die seltene Chance, aus einem größeren Pool qualifizierter Bewerber:innen zu schöpfen.


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