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Unternehmensrichtlinien
Tschüss Faktencheck, hallo Chaos – Diese alarmierenden Inhalte erlaubt Meta jetzt

Tschüss Faktencheck, hallo Chaos – Diese alarmierenden Inhalte erlaubt Meta jetzt

Larissa Ceccio | 08.01.25

„Welcome to the Party“ – Meta folgt dem Kurs von X und streicht Schutzmaßnahmen gegen Hassrede und Fehlinformationen. Kritiker:innen schlagen Alarm. Wir zeigen, welche Inhalte jetzt erlaubt sind und wie die Community darauf reagiert.

Meta, das Unternehmen hinter Facebook und Instagram, hat kürzlich drastische Änderungen in seinen Inhaltsrichtlinien angekündigt. Diese lockern die Moderation von Beiträgen auf den Plattformen erheblich. Sie markieren einen tiefgreifenden Wandel in Metas Moderationspolitik. Viel weniger Content-Moderation, die Wiederzulassung politischer Inhalte, eine klare Orientierung an X und eine auffällige Nähe zu Donald Trump: All das prägt die neue Ausrichtung des Konzerns. Mit teils alarmierend populistischer Rhetorik verkündet Meta-Chef Mark Zuckerberg diese Neuausrichtung. Sie spielt Millionen Usern, aber auch der neuen US-Regierung in die Karten.


Marionette Mark?
Meta will Free Speech à la X und biedert sich Trump an

Mark Zuckerberg vor Meta-Logo, heller Hintergrund
© Meta, Dima Solomin – Unsplash


Neben der Aufhebung dieser Schutzmechanismen hat Meta weitere zentrale Schranken eingerissen. Fehlinformationen können sich nun ungehindert verbreiten, und einst strenge Regeln gegen Hassrede wurden verwässert. Laut Wired wurden zahlreiche Passagen überarbeitet, ergänzt oder gestrichen. Wir zeigen dir, welche Inhalte jetzt erlaubt sind – und welche alarmierenden Konsequenzen das für den digitalen Diskurs hat.

Meta öffnet Tür für Hassrede und Diskriminierung – Diese Inhalte sind jetzt erlaubt

Laut einem Bericht von Wired, den The Verge aufgegriffen hat, gestattet Meta nun unter anderem:

  • Behauptungen über psychische Erkrankungen: Es ist erlaubt, Personen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität als „psychisch krank“ oder „abnormal“ zu bezeichnen.
  • Geschlechterbasierte Berufsbeschränkungen: Inhalte, die fordern, dass bestimmte Berufe wie Militär, Strafverfolgung oder Lehrtätigkeiten auf ein Geschlecht beschränkt werden, sind zulässig, sofern sie sich auf die sexuelle Orientierung oder auf religiöse Überzeugungen beziehen.
  • Aufhebung bestehender Schutzregelungen: Ein Abschnitt, der zuvor explizit verbot, Transgender- oder nichtbinäre Personen als „es“ zu bezeichnen oder Frauen als „Haushaltsgegenstände, Eigentum oder generell als Objekte“ darzustellen, wurde entfernt.
  • Erweiterte Definitionen für zulässige Äußerungen: Während zuvor nur Gesundheits- und Selbsthilfegruppen in den Richtlinien als geschützte Räume aufgeführt waren, erlaubt die neue Formulierung nun auch:
    • Geschlechterspezifische Einschränkungen beim Zugang zu bestimmten Orten wie Toiletten oder Schulen.
    • Forderungen nach geschlechts- oder sexualitätsbasierten Ausschlüssen aus Berufen oder Institutionen.
    • Beleidigende oder diskriminierende Aussagen im Kontext politischer oder religiöser Debatten, insbesondere zu Themen wie Transgender-Rechte, Einwanderung oder Homosexualität.
    • Herabwürdigende Sprache gegenüber einem Geschlecht im Zusammenhang mit persönlichen Beziehungskonflikten.

Kritiker:innen warnen berechtigterweise, dass diese Änderungen die Verbreitung von Hassrede und Diskriminierung auf der Plattform begünstigen und marginalisierte Gruppen stärker gefährden.

Weitere gelockerte Restriktionen

  • Aufhebung von COVID-19-Schutzmaßnahmen: Der Abschnitt, der es ausdrücklich verbot, Personen oder Gruppen mit der Behauptung anzugreifen, sie hätten das neue Coronavirus oder würden es verbreiten, wurde gestrichen. Damit entfällt eine Schutzmaßnahme gegen pandemiebezogene Fehlinformationen.
  • Entfernung von Verweisen auf frühere Richtlinien: Ein Link zu einem Blogbeitrag aus dem Jahr 2017, in dem Meta die „schwierigen Fragen“ beim Umgang mit Hassrede thematisierte, wurde entfernt.
  • Sprachliche Abschwächung des Hate-Speech-Begriffs: Mehrere Verweise auf „Hassrede“ wurden durch die Bezeichnung „hasserfülltes Verhalten“ ersetzt, was als semantische Milderung der bisherigen Richtlinien gewertet wird.

LGBTQ-Community warnt vor wachsendem Hass, Werbepartner:innen zögern

Diese Lockerungen stoßen auf erhebliche Kritik. Sarah Kate Ellis, Präsidentin und CEO der LGBTQ+-Organisation GLAAD, äußerte sich besorgt:

Without these necessary hate speech and other policies, Meta is giving the green light for people to target LGBTQ people, women, immigrants, and other marginalized groups with violence, vitriol, and dehumanizing narratives. With these changes, Meta is continuing to normalize anti-LGBTQ hatred for profit – at the expense of its users and true freedom of expression. Fact-checking and hate speech policies protect free speech.

Auch Werbetreibende zeigen sich beunruhigt. Einige äußerten gegenüber Business Insider, dass die Änderungen das Risiko für Marken erhöhen könnten, in unangemessenen Kontexten zu erscheinen. Dennoch planen die meisten nicht, ihre Ausgaben bei Meta zu reduzieren, da die Plattform nach wie vor eine bedeutende Reichweite bietet.

Die Entscheidung Metas hat erhebliche Bedenken über eine mögliche Zunahme von Fehlinformationen und Hassrede auf den Plattformen ausgelöst. Zahlreiche kritische Posts machen deutlich, wie drastisch die Folgen von Metas Neuausrichtung sein könnten. Sie unterstreichen die wachsende Empörung über den Kurswechsel des Konzerns.

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Meta hofiert rechte Politik und bereitet sich auf Trump-Ära vor

Meta scheint mit diesen Maßnahmen eine politische Strategie zu verfolgen. Der Konzern steht in den USA unter Druck, da konservative Kreise ihm eine linke Voreingenommenheit vorwerfen. Joel Kaplan, Metas neuer Policy-Chef, erklärte in der Ankündigung von Meta:

We’re getting rid of a number of restrictions on topics like immigration, gender identity and gender that are the subject of frequent political discourse and debate. It’s not right that things can be said on TV or the floor of Congress, but not on our platforms.

Die Lockerung der Moderationsrichtlinien könnte als Annäherung an republikanische Positionen gewertet werden. Einige Analyst:innen sehen darin einen Versuch, sich auf die kommende US-Wahl vorzubereiten und regulatorischem Druck von konservativer Seite zuvorzukommen.

Zuckerberg folgt Musks gefährlichem Kurs – und X CEO begrüßt das ironisch

Der neue Kurs von Meta erinnert stark an die Politik von X unter Elon Musk. Auch dort wurden Moderationsmaßnahmen gelockert. KI-gestützte Mechanismen wie Community Notes sollen die Selbstregulierung durch Nutzer:innen ermöglichen. Auf der CES in Las Vegas kommentierte Linda Yaccarino, CEO von X, die Änderungen bei Meta ironisch mit:

We say: Mark, Meta, welcome to the party.

Mark Zuckerberg erklärte zuvor, dass Meta auf Facebook, Instagram und Threads die klassische Faktenprüfung abschaffen und stattdessen ein System ähnlich den Community Notes von X einführen werde. Dabei sollen Nutzer:innen selbst irreführende Inhalte kennzeichnen und mit einordnenden Kommentaren versehen. Yaccarino betonte die Überlegenheit des Community-basierten Ansatzes, da er schneller und frei von Voreingenommenheit sei.


Bluesky:
Die beste Alternative zu Twitter und X?

Bluesky-Logo vor blauem Hintergrund, © Eric Bailey, Public domain, via Wikimedia Commons (bearbeitet mit Canva)

Kommentare aus der Community

T. Noll am 08.01.2025 um 17:52 Uhr

Oh Mann, kommt mal wieder auf den Teppich. Es wird schon nicht so schlimm werden mit Meta. Dieses Hass-und-Hetze-Geschwafel ist echt unerträglich. Es geht um Meinungsfreiheit! Um nichts anderes. Das muss man eben ertragen können.

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