Arbeit nimmt einen enormen Teil unseres Lebens ein – durchschnittlich rund 90.000 Stunden. Vor diesem Hintergrund wächst das Bedürfnis, eine gesunde Balance zwischen beruflichen Anforderungen und privatem Leben zu schaffen. Eine aktuelle Studie von Remitly untersucht, welche Länder weltweit die besten Bedingungen für eine ausgewogene Work-Life-Balance bieten. Dafür hat Remitly über 4.200 erwerbstätige Erwachsene aus 22 Ländern zu ihren durchschnittlichen Arbeitsstunden, der Länge ihres Arbeitswegs und ihrer generellen Zufriedenheit befragt. Nordische Länder schneiden dabei sehr gut ab.
Die Top-Fünf Länder für Work-Life-Balance
1. Finnland
Finnland führt die Liste mit 73 von 100 Punkten an. Das Land wird nicht nur regelmäßig im World Happiness Report als glücklichste Nation genannt, sondern bietet seit fast drei Jahrzehnten flexible Arbeitszeiten. Dies trägt maßgeblich zur hohen Lebenszufriedenheit der finnischen Arbeitnehmer:innen bei.
2. Dänemark
Dänemark folgt mit 70 Punkten. Dort genießen Erwerbstätige die kürzesten durchschnittlichen Arbeitszeiten – sieben Stunden und 25 Minuten pro Tag. Zusätzlich gaben sie an, ihre Work-Life-Balance mit 7,64 von 10 Punkten besonders hoch zu bewerten. Die hohe Lebensqualität und berufliche Zufriedenheit sind auch im OECD Better Life Index dokumentiert.
3. Schweiz:
Mit 65 Punkten sichert sich die Schweiz Platz drei. Besonders der gesetzlich garantierte Urlaub – oft bis zu fünf Wochen – trägt zu den überdurchschnittlichen Bedingungen bei.
4. Frankreich
In Frankreich sorgt die gesetzlich festgelegte 35-Stunden-Woche für einen Platz unter den top fünf. Arbeitszeiten, die über diese Grenze hinausgehen, gelten als Überstunden und werden entsprechend kompensiert.
5. Neuseeland
Neuseeland ist das einzige Land außerhalb Europas in den Top Ten. Mit einem Wert von 60 Punkten bietet es eine attraktive Balance zwischen Arbeit und Freizeit.
Im Folgenden haben wir dir das Ranking der 15 Länder mit der besten Work-Life-Balance abgebildet:
Rang | Land | ⌀ Länge des Arbeitstags | ⌀ Pendel-zeit | Schlafzeit vor einem ⌀ Arbeitstag | Pausenzeit an einem ⌀ Arbeitstag | Gesamtwert für die Arbeitsqualität (von 100) |
1 | Finnland | 7 Stunden 44 Minuten | 41 Min. | 6 Stunden 47 Minuten | 52 | 73 |
2 | Dänemark | 7 Stunden 25 Minuten | 42 Min. | 6 Stunden 52 Minuten | 41 | 70 |
3 | Schweiz | 8 Stunden 13 Minuten | 53 Min. | 7 Stunden 7 Minuten | 56 | 65 |
4 | Frankreich | 7 Stunden 38 Minuten | 55 Min. | 6 Stunden 53 Minuten | 51 | 62 |
5 | Neuseeland | 7 Stunden 53 Minuten | 43 Min. | 6 Stunden 45 Minuten | 46 | 60 |
6 | Schweden | 7 Stunden 59 Minuten | 46 Min. | 6 Stunden 41 Minuten | 50 | 57 |
7 | Niederlande | 7 Stunden 54 Minuten | 49 Min. | 6 Stunden 50 Minuten | 45 | 56 |
8 | Portugal | 7 Stunden 52 Minuten | 55 Min. | 6 Stunden 43 Minuten | 53 | 54 |
9 | Belgien | 7 Stunden 56 Minuten | 63 Min. | 7 Stunden 4 Minuten | 52 | 54 |
10 | Tschechische Republik | 8 Stunden 2 Minuten | 45 Min. | 6 Stunden 46 Minuten | 45 | 54 |
11 | Österreich | 8 Stunden 0 Minuten | 41 Min. | 6 Stunden 43 Minuten | 40 | 53 |
12 | Deutschland | 7 Stunden 55 Minuten | 47 Min. | 6 Stunden 47 Minuten | 41 | 52 |
13 | Spanien | 7 Stunden 43 Minuten | 44 Min. | 6 Stunden 43 Minuten | 35 | 52 |
14 | Italien | 7 Stunden 53 Minuten | 48 Min. | 6 Stunden 37 Minuten | 45 | 51 |
15 | Kanada | 7 Stunden 52 Minuten | 48 Min. | 6 Stunden 38 Minuten | 41 | 47 |
Arbeitszeiten: Ein entscheidender Faktor für die Work-Life-Balance
Die Länge des Arbeitstags beeinflusst maßgeblich, wie viel Raum für Erholung, Familie und persönliche Aktivitäten bleibt. Während in den meisten OECD-Ländern ein Arbeitstag durchschnittlich sieben Stunden und zwölf Minuten dauert, zeigt die Studie, dass es deutliche Unterschiede zwischen den Ländern gibt. Dänemark sticht mit den weltweit kürzesten Arbeitszeiten hervor: Dort arbeiten Erwerbstätige im Durchschnitt nur sieben Stunden und 25 Minuten pro Tag. Diese reduzierten Arbeitszeiten ermöglichen es, mehr Zeit für Hobbys, soziale Kontakte oder einfach zum Entspannen zu haben. Frankreich folgt diesem Beispiel, indem es mit seiner 35-Stunden-Woche einen klaren gesetzlichen Rahmen setzt. Diese Regelung sorgt dafür, dass Überstunden entweder finanziell entlohnt oder durch zusätzliche Freizeit ausgeglichen werden.

Im Gegensatz dazu stehen Länder wie die USA und Brasilien, wo der Arbeitstag im Schnitt deutlich länger ausfällt. Amerikanische Arbeitnehmer:innen verbringen täglich acht Stunden und 29 Minuten bei der Arbeit – rund 18 Prozent mehr als ihre Kolleg:innen in anderen Ländern. Brasilien liegt mit acht Stunden und 14 Minuten nur knapp dahinter. Die zusätzliche Zeit am Arbeitsplatz lässt in diesen Ländern oft wenig Raum für eine ausgewogene Lebensgestaltung. Besonders bemerkenswert ist, dass längere Arbeitszeiten nicht zwangsläufig zu höherer Produktivität führen, sondern oft Stress und Unzufriedenheit begünstigen.
Lange Pendelzeiten sorgen für weniger Erholung
Nicht nur die Zeit am Arbeitsplatz selbst, sondern auch der tägliche Arbeitsweg hat einen erheblichen Einfluss auf die Work-Life-Balance. Kurze Pendelzeiten tragen dazu bei, den Arbeitstag weniger belastend zu gestalten und mehr Zeit für Familie und Freizeit zu gewinnen. In den USA ist dies besonders auffällig: Hier beträgt die durchschnittliche Pendelzeit nur 40 Minuten pro Tag – die kürzeste weltweit. Finnland und Österreich folgen mit ebenfalls kurzen Arbeitswegen von jeweils 41 Minuten.

Am anderen Ende der Skala steht Belgien mit einer durchschnittlichen Pendelzeit von 63 Minuten – der längsten unter den untersuchten Ländern. In Belgien gibt sogar jede:r fünfte Arbeitnehmer:in an, täglich zwei Stunden oder mehr auf dem Weg zur Arbeit zu verbringen. Auch in Irland, Australien und Brasilien müssen Arbeitnehmer:innen oft fast eine Stunde für den Arbeitsweg einplanen. Solche langen Pendelzeiten wirken sich negativ auf die Gesamtzeit aus, die für Erholung oder private Aktivitäten zur Verfügung steht. Längere Arbeitswege erhöhen nicht nur den Stresspegel, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen in ihrer Freizeit das Gefühl haben, ständig in Eile zu sein.
Ein Drittel will auswandern für bessere Work-Life-Balance
Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass viele Arbeitnehmer:innen unzufrieden mit den aktuellen Arbeitsbedingungen in ihrem Heimatland sind und deshalb eine Auswanderung in Betracht ziehen. Rund ein Drittel der Befragten plant, in den nächsten fünf Jahren ins Ausland zu ziehen, um eine bessere Work-Life-Balance zu finden. Besonders hoch ist die Bereitschaft in Brasilien, wo 70 Prozent der Erwerbstätigen offen für einen Umzug sind. Dies verdeutlicht, wie groß die Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen der Arbeitnehmer:innen und den tatsächlichen Arbeitsbedingungen in ihrem Land sein kann.
Auch in Frankreich, das laut der Studie zu den fünf Ländern mit der besten Work-Life-Balance gehört, möchten 43 Prozent der Befragten auswandern. Dies scheint zunächst widersprüchlich, doch bei genauerem Hinsehen wird klar, dass viele französische Erwerbstätige unflexible Beschäftigungsmodelle und mangelnde Karrieremöglichkeiten kritisieren. Portugal, das ebenfalls in den Top Ten der Work-Life-Balance-Länder rangiert, zeigt ein ähnliches Bild: Mehr als 40 Prozent der Beschäftigten dort möchten ihr Glück in einem anderen Land versuchen. Ryan Riley, VP of Marketing für EMEA und APAC bei Remitly, merkt kritisch an:
Jeder, der aus beruflichen Gründen ins Ausland ziehen möchte, sollte bei der womöglich wichtigsten Entscheidung seines Lebens Untersuchungen wie diese berücksichtigen. Sind die Kirschen in Nachbars Garten wirklich süßer? Die Work-Life-Balance in dem Land, in das Sie ziehen, ist entscheidend für Ihr persönliches Wohlbefinden und dafür, wie Sie Ihre neue Heimat wahrnehmen.
Studie betont Privatleben als Priorität –
Hälfte der Arbeitnehmer:innen würde Gehalt für bessere Work-Life-Balance opfern

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