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Adblocker betroffen: Ab jetzt verändert Google Chrome die Extensions

Adblocker betroffen: Ab jetzt verändert Google Chrome die Extensions

Niklas Lewanczik | 03.06.24

Ab dem 3. Juni beginnt Google mit der Deaktivierung von Chrome-Erweiterungen, die auf Manifest V2 basieren. Die Umstellung auf Manifest V3 beginnt und könnte die Arbeitsweise von Adblockern verändern. Google hat sich der Kritik jedoch angenommen.

Der 3. Juni 2024 könnte der Tag sein, an dem sich der Einsatz von Chrome-Erweiterungen – und damit auch Werbeblockern – deutlich zu verändern begann. Ab diesem Datum beginnt Google damit, Extensions, die auf der API Manifest V2 basieren, zu deaktivieren. Das geschieht zunächst aber nur für die Beta-, Dev- und Canary-Versionen. Anfang 2025, parallel zum verschobenen umfassenden Support-Ende für Third Party Cookies bei Chrome, soll es auch in der stabilen Version von Chrome so weit sein.

Die Migration von Manifest V2 zu Manifest V3 steht für viele Entwickler:innen also spätestens jetzt im Raum; dabei stellte Google letztere Version bereits 2019 vor. Nach dieser Vorstellung gab es jedoch harte Kritik an Google, denn mit Manifest V3 möchte das Unternehmen mehr Kontrolle über Erweiterungen erlangen und zunächst gab es einige Limitierungen, die Extensions wie Adblocker massiv eingeschränkt hätten. Darauf hat Google inzwischen reagiert und Änderungen vorgenommen. Trotzdem könnte mit Manifest V3 eine große Veränderung bei der Nutzung von Erweiterungen einhergehen.

Das bedeutet der API-Wechsel zu Manifest V3

Mit Manifest V3 möchte Google mehr „Datenschutz, Sicherheit und Leistung von Erweiterungen“ hervorbringen. Dazu werden beispielsweise Hintergrundkontexte aus langlebigen Hintergrundseiten zu Service Workern verschoben, um Ressourcen zu sparen. Auch sind remote gehostete Codes für Erweiterungen nicht mehr möglich, weil diese ein Sicherheitsrisiko bergen. Es gibt im neuen Bereich der Erweiterungsplattform von Google Chrome zahlreiche Änderungen und neue APIs. Deshalb hat das Unternehmen für Entwickler:innen eine Checkliste und Tipps für die Migration bereitgestellt. So müssen zum Beispiel einige API-Aufrufe aktualisiert und der manifest.json muss für V3 spezifisch angepasst werden.

Allerdings gab es im Zeitraum nach der ersten Vorstellung von Manifest V3 vor einigen Jahren schon heftige Kritik an Google. Eyeo, das Unternehmen hinter Adblock Plus, kritisierte 2022 unter anderem, dass in der neuen Version die Limitierung von Filterlisten und Filterregeln zu stark sei. Es gab zunächst nur 50 statische Filterlisten, von denen zehn gleichzeitig aktiv sein konnten. Darüber hinaus gab beispielsweise NordVPN ebenfalls 2022 an, dass zu wenig Regeln für Erweiterungen eingesetzt werden könnten. Mit nur 30.000 Regeln sei man nicht fähig, Werbeblocker (die laut NordVPN gewöhnlich rund 300.000 Regeln verarbeiten) effektiv einzusetzen. Darüber hinaus wolle Google mit Manifest V3 den gesamten Extension Code erhalten, um etwaige Sicherheitsrisiken scannen und für mehr Datenschutz sorgen zu können. Das gebe Google gleichsam aber auch mehr Kontrolle, bis hin zur etwaigen Blockierung einzelner Erweiterungen.

Möchte Google weniger Werbung blockieren? Änderungen vorgenommen

Werner Beckmann schrieb für NordVPN:

[…] Die meisten Werbeblocker setzen ganze Kategorien von HTTP-Anfragen auf die Blacklist, anstatt auf bestimmte URLs abzuzielen. Dieses System wird als webRequest API bezeichnet. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Prozesses zum Blockieren von Werbung. Manifest V3 zwingt die Entwickler von Erweiterungen dazu, ein anderes System zu verwenden – die sogenannte deklarative NetRequest-API –, bei dem die Erweiterungen eine Blockierliste mit vorgegebenen Adressen erstellen müssen. Warum ist das ein Problem? Weil Manivest V3 nur 30.000 Regeln zulässt und die meisten Werbeblocker-Erweiterungen mindestens 300.000 Regeln ausführen müssten, um effektiv zu arbeiten. In diesem Zusammenhang ist eine „Regel“ ein Mechanismus, der eine bestimmte HTTP-Adresse blockiert. Das ist ein ernsthaftes Problem, denn es macht die Werbeblocker weniger effektiv und gibt Google mehr Macht, die Funktion von Erweiterungen einzuschränken, von denen es wahrscheinlich sowieso nicht will, dass seine Nutzer sie benutzen […].

Tatsächlich dürfte Google auch daran interessiert sein, dass User möglichst wenig Werbung aktiv ausblenden. Immerhin macht der Mutterkonzern Alphabet den Großteil der Einkünfte über Werbung. Im ersten Quartal 2024 entfielen 61,7 Milliarden US-Dollar auf Google-Werbeeinnahmen. Daher liegt der Gedanke nahe, dass Google mehr Kontrolle über die Art und Weise, wie Erweiterungen wie Adblocker im weltmarktführenden Browser Chrome eingesetzt werden, erlangen möchte. Dennoch reagierte das Unternehmen auf die Kritik der Entwickler:innen. So wurde die Einstellung von Manifest V2 im Dezember 2022 pausiert. Außerdem wurden Ergänzungen wie User Scripts APIs und mehr Support für das Filtern von Inhalten bereitgestellt. Demnach können in Extensions zum Beispiel jetzt 100 Regelsätze integriert werden, während die Limits für Anzeigenblock-Filterregeln erhöht sind.

[…] Mit diesen Änderungen haben wir festgestellt, dass die Unterstützung für Manifest V3 in der Community von Erweiterungsentwicklern deutlich gestiegen ist. Besonders ermutigen wir uns durch unseren ständigen Dialog mit den Entwicklern von Erweiterungen zum Blockieren von Inhalten, die ursprünglich der Meinung waren, dass Manifest V3 die Möglichkeit beeinträchtigen könnte, Nutzern die gewohnten Funktionen zur Verfügung zu stellen,

schreibt Googles David Li. Jetzt werden seit Juni erste Manifest V2-basierte Erweiterungen in Chrome 127 deaktiviert (bei Beta, Canary und Dev). In den Versionen weisen warnende Overlays in der Erweiterungsansicht auf die Abschaltung hin. Nach Angaben von Google sind inzwischen knapp 85 Prozent der aktiven Extensions bereits auf durch Manifest V3 unterstützte Versionen umgestiegen, darunter auch Adblock Plus, AdGuard und Co. Bald werden dann alle nur mit Manifest V2 Support versehenen Erweiterungen nicht mehr nutzbar sein. Ob dann diverse Extensions, darunter auch Adblocker, ein wenig an Performance einbüßen müssen, wird sich zeigen. Auch mit den Verbesserungen wird Googles Manifest V3 mitunter noch als limitiertes System angesehen. Jede kleine Minimierung von Adblock-Praktiken könnte Google im Großen und Ganzen zu einem Plus hinsichtlich der Werbeeinnahmen verhelfen. Dass das Unternehmen Adblocker nicht willkommen heißt, ließ sich in der jüngeren Vergangenheit auch daran ablesen, dass YouTube User, die einen Adblocker aktiviert haben, mit teils massiven Einschränkungen konfrontiert wurden.

Alle Informationen zu Googles Manifest V3 findest du auf einer dedizierten Website.


YouTube:

Einschränkung für Adblocker User weltweit

© Javier Miranda - Unsplash, Verdrehte YouTube-Logos
© Javier Miranda – Unsplash

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