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Meta macht ernst: Die Community Notes kommen

Meta macht ernst: Die Community Notes kommen

Caroline Immer | 21.02.25

Es ist so weit: Meta hat den Roll-out der kontroversen Community Notes offiziell angekündigt. Doch das System weist eine gravierende Schwachstelle auf.

Community Notes sind Metas neuestes Mittel gegen Fehlinformationen. Nach dem Vorbild von X soll die Funktion Nutzer:innen die Möglichkeit geben, Posts auf Facebook, Instagram und Threads mit Kontext zu versehen. Nun hat der Konzern den Roll-out der Funktion offiziell angekündigt. Wer die Community Notes als Contributor hinzufügen möchte, kann sich ab sofort in die Warteliste eintragen – diese ist bislang jedoch nur für User in den USA geöffnet.



Metas kontroverse Community Notes:
Freiwillige Moderator:innen gesucht

© Meta via Canva


500 Zeichen, um irreführenden Content einzuordnen

Meta plant, die Community Notes in den kommenden Monaten schrittweise einzuführen. Wie The Verge berichtet, gibt es bereits Wartelisten für alle Nutzer:innen, die sich als Contributor anmelden wollen. Die Funktion soll Usern die Möglichkeit geben, Erklärungen zu Posts hinzuzufügen, wenn deren Inhalt fragwürdig erscheint. Die Beiträge dürfen 500 Zeichen lang sein und müssen eine Referenzquelle enthalten.

Auf Threads ansehen

Damit setzt Meta auf ein Community-basiertes Modell – und schafft gleichzeitig das bisherige, von Drittparteien durchgeführte Fact-Checking-Programm ab. Die Begründung: Viele Nutzer:innen hätten das alte Modell als voreingenommen empfunden. Kritiker:innen sind hingegen der Meinung, dass Meta CEO Mark Zuckerberg sich mit der umfassenden Neuausrichtung des Konzerns der Trump-Regierung unterwirft, um wirtschaftliche Risiken zu minimieren.

Herausforderungen des Modells

Das Modell klingt zunächst nach mehr Transparenz, doch es gibt eine große Schwachstelle: Community Notes erscheinen nur, wenn Menschen mit unterschiedlichen politischen Einstellungen zustimmen, dass eine Anmerkung nötig ist. Genau das ist jedoch der Punkt, an dem das Konzept auf X bereits gescheitert ist. Andrew Hutchinson von Social Media Today weist darauf hin, dass laut einer Analyse des Center for Countering Digital Hate (CCDH) ein Großteil der Community Notes auf X nie sichtbar werden:

[…] A whopping 73 percent of Community Notes related to political topics are never displayed.

Der Grund: Nutzer:innen mit gegensätzlichen Überzeugungen stimmen oft nicht überein – und die Notiz bleibt unsichtbar. Besonders problematisch wird das in Zeiten, in denen politische Desinformation Hochkonjunktur hat. Gerade auf Facebook, wo politische Inhalte eine enorme Reichweite erzielen, könnte das dazu führen, dass falsche Informationen nahezu ungehindert verbreitet werden.

Wie bestimmt Meta die politische Einstellung?

Bislang gibt es keine konkreten Informationen darüber, wie Meta die politische Haltung von Contributorn ermitteln will. Hutchinson spekuliert, dass das Unternehmen auf bereits bestehende Daten zurückgreifen könnte:

Facebook already tracks people’s political leanings (as you’ll find in the ‚Ad Preferences‘ section of the ‚Privacy Center‘).

Bei X basiert das System darauf, wie User in der Vergangenheit Community Notes bewertet haben. Außerdem werden Likes, Retweets und Follows analysiert, um ideologische Neigungen zu erkennen. Ein ähnliches Vorgehen bei Meta wäre denkbar, aber bisher gibt es dazu keine offizielle Bestätigung.

Theoretisch sinnvoll – praktisch fragwürdig

Ein weiteres potenzielles Problem ist die Manipulierbarkeit von Community Notes. Auf X haben sich laut Elon Musk bereits bestimmte Akteur:innen in das System eingeklinkt, um gezielt Notizen nach oben oder unten zu voten. Zwar steht der X-Chef selbst regelmäßig wegen der Verbreitung von Fehlinformationen in der Kritik, doch die Manipulation der Community Notes stellt eine reale Gefahr dar. Meta geht in der offiziellen Ankündigung allerdings nicht auf dieses Risiko ein.

Community Notes können in der Theorie ein effektives Mittel gegen Desinformation darstellen. Doch ein bereits von X bekanntes Problem könnte erneut auftreten: Bei politisch polarisierten Themen kommt es oft erst gar nicht zu einer Kennzeichnung, da sich die Nutzer:innen nicht auf eine gemeinsame Notiz einigen können. Sollte dieses Muster auch bei Meta auftreten, wären die Konsequenzen enorm. Die Plattformen des Konzerns erreichen monatlich über 3,3 Milliarden Menschen – ein scheiterndes Fact-Checking-System könnte somit die Verbreitung von Fake News erheblich begünstigen.



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Foto von Julian Christ auf Unsplash (Änderungen vorgenommen via Canva)

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