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Unternehmensrichtlinien
Brands stoppen Twitter Ads, weil sie im Umfeld von Kinderpornografie auftauchten

Brands stoppen Twitter Ads, weil sie im Umfeld von Kinderpornografie auftauchten

Larissa Ceccio | 30.09.22

Einige bekannte Unternehmen wie Dyson, Mazda, Forbes und PBS Kids haben ihre Werbekampagnen auf Twitter gestoppt oder pausiert, da sie neben Tweets platziert waren, die zu Kinderpornografie aufriefen.

Unternehmen von der Walt Disney Company über NBCUniversal und Coca-Cola bis hin zu einem Kinderkrankenhaus gehören zu den mehr als 30 Werbetreibenden, die im Umfeld von Tweets erschienen, in denen entsprechende Links existierten. Das geht aus einer Reuters-Analyse von Twitter-Konten hervor, die zuvor im Rahmen einer Untersuchung über sexuellen Missbrauch von Kindern im Internet von der Cybersicherheitsgruppe Ghost Data identifiziert wurden.

Twitter erklärt: Wir haben „keine Toleranz gegenüber sexueller Ausbeutung von Kindern“

Einige der Tweets enthalten explizite Schlüsselwörter im Zusammenhang mit „Vergewaltigung“ und „Teenager“ – welche wiederum neben beworbenen Tweets von Werbetreibenden erschienen. In einem Beispiel erschien ein gesponserter Tweet der Brand Cole Haan neben einem Tweet, dessen Inhalt sich auf den Menschenhandel mit Kindern bezieht.

Twitter muss dieses Problem so schnell wie möglich beheben, und bis dies der Fall ist, werden wir alle weiteren bezahlten Aktivitäten auf Twitter einstellen,

erklärte ein:e Sprecher:in von Forbes. Ein:e Disney-Sprecher:in bezeichnete den Inhalt als „verwerflich“ und sagte, dass sie

unsere Anstrengungen verdoppeln, um sicherzustellen, dass die digitalen Plattformen, auf denen wir werben, und die von uns genutzten Medienkäufer:innen ihre Bemühungen verstärken, um zu verhindern, dass sich solche Fehler wiederholen.

In einer Erklärung sagte die Twitter-Sprecherin Celeste Carswell, dass der Kurznachrichtendienst „keine Toleranz gegenüber sexueller Ausbeutung von Kindern“ habe und in weitere Ressourcen für die Sicherheit von Kindern, einschließlich der Einstellung neuer Stellen, um Richtlinien zu schreiben und Lösungen umzusetzen, investieren wird. Sie ergänzte, dass Twitter eng mit Werbetreibenden auf der Plattform zusammenarbeite, um die Situation zu untersuchen und Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholt.

13 Prozent aller Tweets beinhalten pornografischen Content

Wie sämtliche Social-Media-Plattformen verbietet Twitter die Darstellung sexueller Ausbeutung von Kindern, die in den meisten Ländern ohnehin illegal ist. Jedoch erlaubt Twitter Inhalte für Erwachsene im Allgemeinen und ermöglicht somit einen florierenden Austausch pornografischer Inhalte. Allerdings müssen solche Inhalte gekennzeichnet werden. Laut einem internen Dokument, das Reuters vorliegt, machen diese etwa 13 Prozent aller Inhalte auf Twitter aus. Twitter selbst lehnte es ab, sich zum Umfang der pornografischen Inhalte auf der Social-Plattform zu äußern.

Missbrauch von Kindern: Über 500 Accounts wurden allein im September identifiziert

Ghost Data identifizierte mehr als 500 Accounts, die im September 2022 über einen Zeitraum von 20 Tagen offen Inhalte über sexuellen Missbrauch von Kindern teilten oder anforderten. Laut der Gruppe, die diese Ergebnisse mit Reuters teilte, hat Twitter während des Studienzeitraums mehr als 70 Prozent dieser Accounts nicht entfernt. Reuters konnte die Validität dieser Ergebnisse nicht vollständig bestätigen, überprüfte jedoch viele der Accounts, die weiterhin auf Twitter aktiv waren.

Nachdem Reuters eine Stichprobe von 20 Konten mit Twitter geteilt hatte, entfernte das Unternehmen laut Ghost Data und einer Reuters-Überprüfung etwa 300 zusätzliche Accounts. Reuters teilte daraufhin die vollständige Liste von mehr als 500 Konten mit, nachdem sie von Ghost Data bereitgestellt worden war, die Twitter überprüft und wegen Verstoßes gegen die Regeln des Netzwerks dauerhaft gesperrt hatte, erklärte Carswell von Twitter. In einer E-Mail an Werbetreibende, die noch vor der Veröffentlichung des Reuters-Beitrags versendet wurde, sagte Twitter, das Unternehmen habe „entdeckt, dass Anzeigen in Profilen geschaltet wurden, die mit dem öffentlichen Verkauf oder der Werbung für Material über sexuellen Missbrauch von Kindern zu tun hatten“.

Die Inhalte zur sexuellen Ausbeutung von Minderjährigen auf Social-Plattformen werden mehr

Twitter ist nicht die einzige Plattform, die mit Moderationsfehlern im Zusammenhang mit der Sicherheit von Kindern im Internet zu kämpfen hat. Um Usern in puncto Sicherheit mehr Möglichkeiten zu geben, plant Instagram, Fotos in DMs, die Nacktheit enthalten, künftig zu zensieren. Damit hätten User die Wahl, ob sie sie ansehen, ignorieren oder melden möchten. Und TikTok Creator sollen beispielsweise Live Streams auf Publika ab 18 einschränken können. Allerdings helfen solche Maßnahmen nicht, Accounts, die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen anbieten oder dazu auffordern, identifizieren, löschen und anzeigen zu können.

Ein Team von Twitter-Mitarbeiter:innen kam in einem Bericht vom Februar 2021 bereits zu dem Schluss, dass das Unternehmen mehr Investitionen benötige, um in großem Umfang Material zur Ausbeutung von Kindern zu identifizieren und zu entfernen, und stellte fest, dass das Unternehmen einen Rückstau an Fällen habe, die auf eine mögliche Meldung an die Strafverfolgungsbehörden geprüft werden müssten.

Während die Menge an (Inhalten zur sexuellen Ausbeutung von Kindern) exponentiell zugenommen hat, haben Twitters Investitionen in Technologien zur Erkennung und Verwaltung des Wachstums nicht zugenommen,

heißt es in dem Bericht, der von einem internen Team erstellt wurde.

Dass Unternehmen gegen unseriöse Platzierungen von Anzeigen vorgehen, ist nicht neu. 2017 machte ein Google-Boykott Schlagzeilen: Auch hier legten viele Unternehmen ihre Ads auf YouTube und Co. auf Eis. Der derzeitige Twitter-Fall ist jedoch besonders gravierend, da es sich um Kinderpornografie und Menschenhandel dreht. Daher sollten in diesem Fall jegliche mögliche Maßnahmen getroffen werden, um nicht nur keine Anzeigen in einem solchen Umfeld zu schalten, sondern derartige Inhalte gänzlich stoppen und sofort anzeigen zu können.

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