Ab dem 30. April 2025 nutzt Pinterest alle öffentlich verfügbaren Inhalte der Nutzer:innen zur Schulung des generativen KI-Modells Pinterest Canvas. Dies betrifft nicht nur neue Inhalte, sondern auch sämtliche Pins, die seit der Gründung der Plattform im Jahr 2010 hochgeladen wurden. Die Anpassung der Datenschutzrichtlinie erfolgt ohne eine vorherige explizite Zustimmung der Community und setzt auf ein Opt-out-Prinzip: Wer nicht möchte, dass seine Inhalte für das KI-Training verwendet werden, muss der Nutzung aktiv widersprechen.
Laut der Pinterest-Datenschutzrichtlinie werden User-Daten auch in Europa genutzt, um Machine-Learning-Modelle zu trainieren und weiterzuentwickeln. Allerdings dürfte die Änderung der Richtlinien für die EU in der Form nicht gelten oder zumindest nicht wirksam werden, da dort strengere Datenschutzvorgaben greifen.
Auch Meta musste sich beim KI-Training der EU-Datenschutzgesetze beugen. Ähnlich wie Pinterest plante der Konzern, Inhalte europäischer Nutzer:innen für KI-Modelle zu nutzen, musste diese Pläne jedoch nach rechtlichen Bedenken pausieren.
Der Social-Media-Experte Lindsey Gamble macht User auf Threads auf diese Methode aufmerksam.
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Dass Plattformen wie Pinterest User ohne vorherige Einwilligung in KI-Projekte einbinden, stößt auf immer mehr Kritik.
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Was steckt hinter Pinterest Canvas?
Pinterest argumentiert, dass das KI-Training der Verbesserung der eigenen Services dient. Reuters berichtete vor einiger Zeit darüber, dass die Plattform bereits KI-gestützte Funktionen wie ein Tool zur Suche nach Körpertypen sowie ein Ad-Targeting-System eingeführt hat, das Werbeausgaben steigert. Mitte 2024 führte Pinterest Canvas ein; ein Text-zu-Bild-KI-Modell, das Bilder und Produkte auf der Plattform verfeinern soll.
Das System basiert auf Deep Learning und wurde mit bestehenden Pinterest-Bildern sowie anderen kuratierten Datensätzen trainiert. Dadurch kann es ästhetisch ansprechende und thematisch relevante Bilder generieren, die zur Plattform passen. Ein wichtiger Fokus liegt darauf, dass die erstellten Bilder nutzungsfreundlich und anwendbar sind – sei es für Mode, Einrichtung oder DIY-Projekte.
Der Schritt von Pinterest ist Teil eines größeren Trends: Auch Meta, Google und Reddit nutzen User-Daten für KI-Trainings. Während Google und Meta ihre massiven Sprachmodelle füttern, verkauft Reddit die eigenen Daten an KI-Entwickler:innen. Wer sich online bewegt, produziert damit unweigerlich KI-Trainingsmaterial.
AI Content überflutet Pinterest – und verändert die Plattform
Schon jetzt wird Pinterest von generativer KI überschwemmt. Eine Analyse von Futurism zeigt, dass Top-Suchergebnisse in Bereichen wie Mode, Kunst oder Architektur zunehmend von KI-generierten Pins dominiert werden. Diese Inhalte stammen oft von Fake Accounts, die massenhaft KI-Bilder hochladen, um mit Werbeeinnahmen zu profitieren. Das Problem: Nutzer:innen müssen sich durch immer mehr KI-Content wühlen, um echte Inspiration zu finden.
Die Plattform selbst erklärte, dass KI-generierter Content nur „einen kleinen Anteil“ ausmacht und arbeitet an einer Kennzeichnung. Das Unternehmen untermauerte diese Aussage in einem kürzlich hinzugefügten Abschnitt über KI im Hilfe-Center, der offenbar zeitgleich mit der Aktualisierung der Richtlinien veröffentlicht wurde. Doch die Umsetzung bleibt umstritten: Wer wissen will, ob ein Pin KI-generiert ist, muss ihn erst anklicken.
Die Community reagiert auf das Opt-out-Verfahren – und ist nicht begeistert
Die Reaktionen auf die neue Datenschutzrichtlinie sind entsprechend kritisch.
This is the kind of stuff that's completely obliterated my 10 year career of sharing authentic content with kitchen-tested recipes.
— Chrisy | Homemade Hooplah (@homemadehooplah) February 27, 2025
I've seen Cunningham's tutorial videos and at times he outright admits that his goal is to deceive vulnerable groups like elderly women. He doesn't…
Ein Reddit User bezeichnet das Vorgehen als intransparent und unfair gegenüber den Nutzer:innen, die der Plattform über Jahre hinweg Inhalte anvertraut haben. Ein weiterer Reddit User zeigt sich verärgert darüber, dass Pinterest die Nutzung von User-Daten für KI-Training standardmäßig aktiviert und Nutzer:innen aktiv widersprechen müssen, anstatt ihnen von Anfang an die Wahl zu lassen.
Opt-out als einzige Lösung
Die Nutzung von User-Daten für KI ist mittlerweile Standard – und Pinterest setzt fort, was andere KI-Unternehmen begonnen haben. Die Kontrolle über eigene Inhalte wird für Nutzer:innen immer schwieriger, während Plattformen diese zunehmend für ihre eigenen Zwecke beanspruchen. Die Verantwortung liegt damit nicht mehr bei den Unternehmen, sondern bei den Nutzer:innen selbst, die ihre Datenschutzeinstellungen regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls anpassen müssen.
Wer nicht aufpasst, sieht seine Inhalte bald nicht mehr nur auf Pinnwänden – sondern als Trainingsmaterial für die nächste Generation Künstlicher Intelligenz.
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