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Nach Verzögerung: OpenAI bringt endlich High-End-KI als Open Weight
Das neue OpenAI Branding vor Fotografie, © OpenAI

Nach Verzögerung: OpenAI bringt endlich High-End-KI als Open Weight

Larissa Ceccio | 05.08.25

Mit gpt‑oss‑120B und gpt‑oss‑20B stellt OpenAI erstmals besonders leistungsstarke Modelle als Open Weight bereit. Das heißt: Du kannst sie frei nutzen, anpassen und auf deinem eigenen Rechner ausführen – nicht nur in teuren Rechenzentren von Großkonzernen. Damit könnte moderne KI für deutlich mehr Menschen und Projekte nutzbar werden.

ChatGPT hat die Nutzer:innenzahl seit dem vergangenen Jahr vervierfacht und inzwischen die Marke von 700 Millionen wöchentlichen Usern geknackt. Und es dürfte noch voller werden im ChatGPT‑Kosmos. Denn zuletzt verdichteten sich die Hinweise, dass der Launch von GPT‑5 kurz bevorsteht. Doch sogar noch vor dem erwarteten GPT‑5 Launch zieht OpenAI einen weiteren langersehnten Trumpf: zwei High‑End‑KI‑Modelle und zwar als Open Weight.


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© Mariia Shalabaieva – Unsplash


Mit gpt‑oss‑120B und gpt‑oss‑20B bringt der KI‑Player Open‑Weight‑Modelle, die die bisherige Konkurrenz womöglich übertreffen könnte. Sie holen High‑End Reasoning aus gigantischen Cloud‑Rechenzentren direkt auf deutlich günstigere Hardware und machen diese Leistung so für weit mehr Menschen zugänglich. Bereits im April gab es erste Hinweise darauf, dass das Unternehmen leistungsstarke Open‑Weight‑Modelle veröffentlichen will. Der OpenAI CEO Sam Altman bremste jedoch damals. Sein Argument: Sicherheit geht vor. Er warnte: „Once weights are out, they can’t be pulled back“ – sprich: Sind die Modellgewichte einmal im Netz, kann niemand mehr verhindern, dass sie missbraucht werden.

Leistung auf einer einzigen Grafikkarte

gpt‑oss‑120B liefert in wichtigen Reasoning Benchmarks die gleiche Performance wie OpenAIs kommerzielles Modell o4‑mini – das sonst nur in der Cloud verfügbar ist. Der Clou: Das neue Modell läuft auf einer einzigen 80‑GB‑Grafikkarte. Das kleinere gpt‑oss‑20B ist noch zugänglicher: Es läuft schon auf Geräten mit 16 GB Speicher – das ist Hardware, die viele Entwickler:innen oder Forschungseinrichtungen bereits haben. So wird High‑End‑KI auch dort einsetzbar, wo Cloud‑Zugang teuer, schwierig oder aus Datenschutzgründen nicht gewünscht ist. Alle technischen Daten stehen auf der Produktseite.

Sicherheit als Teil des Pakets

OpenAI koppelt den Release an ein neues Sicherheitskonzept. Neben den Modellen veröffentlicht das Unternehmen ein Sicherheitspapier und eine Systemkarte, die ein Worst-Case-Fine-Tuning-Protokoll beschreiben. Dieses simuliert gezielt Missbrauchsszenarien, zum Beispiel im Bereich Biologie oder Cyber-Sicherheit, um Risiken früh zu erkennen. Externe Fachleute haben die Methode geprüft. Außerdem stellt OpenAI den Evaluierungs-Code, die verwendeten Prompts und die Bewertungsrichtlinien offen bereit. Ziel ist es, den Standard für Open-Weight-Modelle insgesamt anzuheben. Details dazu finden sich im offiziellen Blogpost.

Viele Fachleute begrüssen grundsätzlich die Philosophie von Open‑Weight‑Modellen, doch warnen zugleich vor Risiken. So schreibt The Decoder, OpenAI habe den Launch erneut verschoben, um zusätzliche Sicherheitstests durchzuführen. Der Publisher griff Altmans Aussage auf, dass veröffentlichte Modelle in Missbrauchsszenarien kaum mehr kontrollierbar wären. In der Praxis äußern manche Entwickler:innen außerdem Zweifel an den vollmundigen Leistungsversprechen. Auf Reddit schreiben Expert:innen etwa, dass bisweilen Benchmark-Ergebnisse stark übertrieben seien und viele Open‑Weight‑Modelle in realen Anwendungen nicht an proprietäre Modelle herankommen. Ein User kommentiert:

… it’s not even close… GPT‑3.5 has better world knowledge than some 70 B models.

Mit anderen Worten: Nur weil die Modelle in Tests glänzen, heißt das nicht automatisch, dass sie im Alltag jedes kommerzielle Modell schlagen.

Sofort nutzbar – mit breiter Tool-Unterstützung

Wer die Modelle einsetzen will, findet auf Anhieb passende Hilfen. OpenAI hat neue Entwickler:innenhandbücher und Tools veröffentlicht, um verantwortungsvolles Finetuning, Schutzmechanismen und Integrationen zu erleichtern. Unterstützt werden unter anderem Hugging Face, vLLM, Ollama und llama.cpp. Die fertigen Weights sind ab sofort auf Hugging Face abrufbar.

Freie Lizenz senkt die Einstiegshürden

Beide Modelle stehen unter der Apache‑2.0‑Lizenz. Damit können sie kommerziell und nicht‑kommerziell genutzt werden – auch in sensiblen Umgebungen, etwa in Forschungslaboren oder Unternehmen mit hohen Sicherheitsanforderungen. Gerade für Startups, Hochschulen oder Organisationen in Ländern mit eingeschränktem Cloud‑Zugang senkt das die Einstiegshürde massiv.

OpenAI‑CEO Sam Altman sieht darin einen zentralen Baustein, um KI‑Forschung und -Anwendung weltweit voranzubringen. Milliardeninvestitionen in die Entwicklung fließen so nicht nur in proprietäre Plattformen, sondern auch in offene Infrastrukturen, die von vielen genutzt werden können. Er erklärte:

Wir hoffen sehr, dass diese Veröffentlichung neue Formen von Forschung ermöglicht und ganz neue Produktkategorien hervorbringt.

Mehr als ein weiteres Modell‑Update

Mit gpt‑oss‑120B und gpt‑oss‑20B öffnet OpenAI nicht nur zwei sehr leistungsfähige Reasoning‑Modelle. Das Unternehmen zeigt auch, wie Open‑Weight‑KI in Zukunft sicherer und breiter nutzbar werden kann. Für die Branche ist das ein klares Signal: High‑End‑KI muss nicht in den Händen weniger Konzerne bleiben. Sie kann ein Werkzeug für viele Menschen werden, das Forschung, Entwicklung und Kreativprojekte beflügelt.


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© OpenAI via Canva

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