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Social Media Marketing
Twitters neue Regeln gegen Hass und Übergriffe sind durchgesickert

Twitters neue Regeln gegen Hass und Übergriffe sind durchgesickert

Niklas Lewanczik | 19.10.17

Im zunächst zaghaften Kampf gegen Hatespeech bereitet Twitter nun neue Richtlinien vor. Eine Mail zeigt Details, wie künftig mit Hass und Gewalt verfahren wird.

Die Social Media Plattform Twitter sieht sich derzeit verstärkt in der Kritik, da Tweets, die Hass schüren oder gar Übergriffe darstellen, nicht streng genug gehandhabt wurden. Nun sind Informationen zu einer neuen Sicherheitspolitik bekannt geworden, die ein rigoroseres Vorgehen gegenüber Pornographie oder gewaltbereiten Gruppen wie Nazis ankündigen.

Neue Richtlinien gegen untragbare Tweets

Die Rufe nach mehr Regulierung vonseiten Twitters in Bezug auf Tweets, die als nicht nur anstößig, sondern gar unverantwortlich eingestuft wurden, sind in den letzten Wochen lauter geworden. Nicht zuletzt, da etwa dem US-Präsidenten Donald Trump nach wie vor gestattet ist, sämtliche Menschen, Unternehmen, Einstellungen etc. per Tweet zu diffamieren.

Daher hat sich Twitters CEO Jack Dorsey nun dazu bekannt, neue, verschärfte Richtlinien für den Austausch über Twitter einzuführen.

Noch vor Wochen hatte man in Bezug auf Trump, den wohl berühmt-berüchtigsten User der Plattform, verlauten lassen, dass auch der Nachrichtenwert bestimmter Tweets in die Einstufung mit hineinspiele. Insgesamt wurden bislang zu wenig Tweets gelöscht, die Hass, Gewaltaufrufe oder Rassismus offen zur Schau stellten.

Eine Mail zeigt, wie die neuen Richtlinien aussehen sollen

Nun hat Wired eine E-Mail veröffentlicht, die der Sicherheitsbeauftragte an das Trust and Safety Council Twitters geschickt hat.

Dabei sind die Neuerungen für die Richtlinien noch nicht bestätigt, sondern nur die dem Feedback dieses Councils ausgesetzte erste Fassung.

Hierbei werden beispielsweise schärfere Regulierungen für nicht einvernehmliche Nacktheit angeführt. Bislang wurden die User, die derartigen Content getweetet haben, eindringlich gebeten, diesen zu löschen oder mit Ausschluss rechnen zu müssen. Nun sollen die Accounts bei einem solchen Fall sofort gelöscht werden; auch wenn klar wird, dass die Tweets etwa Teil von Schikane oder Mobbing sind. Das Verständnis nicht einvernehmlicher Nacktheit soll ebenso erweitert werden, sodass auch Up-Skirt-Bilder oder Content von versteckten Kameras sofort gelöscht werden.

Als positive Prämisse steht in der Mail:

We would rather error on the side of protecting victims and removing this type of content when we become aware of it.

Auch Hasssymbole oder gewaltbereite Gruppen sollen schärfer kontrolliert werden

Während die Mail offenbart, dass sexuelle Annäherungen genauer untersucht werden (das heißt, dass auch frühere Signale wie Blockierungen oder ähnliches miteinbezogen werden), sollen zudem Hasssymbole und Gewaltgruppen einer strengeren Kontrolle unterzogen werden. Leider gibt es noch keine konkrete Eingrenzung, was Hasssymbole sein könnten.

We are still defining the exact scope of what will be covered by this policy.

Zumindest ein starker Gebrauch der Swastika oder die Flaggen des Ku-Klux-Klan sollten aber darunter fallen. Auch für die sogenannten Violent Groups ist noch kein klares Vorgehen definiert. Auch hier kann nur gutmütig unterstellt werden, dass künftig Tweets, die definitiv zu Gewalt gegen bestimmte Gruppen aufrufen oder eine solche gar darstellen, umstandslos gelöscht werden.

Dass hier großer Nachholbedarf besteht, hat Shahak Shapira mit seiner Aktion #HEYTWITTER eindrucksvoll und erschreckend unter Beweis gestellt.

Aktion Shahak Shapiras, bei der er unfassbare Tweets vor der Unternehmenszentrale in Hamburg aufsprühte, Screenshot YouTube, © Shahak Shapira

Immerhin hat Twitter aber angekündigt, seine Bemühungen in diesem Bereich zu verstärken. Demnach sollen auch Glorifizierungen oder Entschuldigungen für Gewalt Sanktionen nach sich ziehen. Zu hoffen ist, dass die Sanktionen sich als rigoros erweisen, um tatsächlich für ein besseres Klima bei dem Dienst zu sorgen. Insgesamt plant das Unternehmen in den kommenden Wochen einige neue Punkte diesbezüglich. In der Mail werden die Punkte aufgeführt:

  • updating the Twitter Rules as we previously discussed (+ adding in these new policies)
  • updating the Twitter media policy to explain what we consider to be adult content, graphic violence, and hate symbols.
  • launching a standalone Help Center page to explain the factors we consider when making enforcement decisions and describe our range of enforcement options launching new policy-specific Help Center pages to describe each policy in greater detail, provide examples of what crosses the line, and set expectations for enforcement consequences
  • Updating outbound language to people who violate our policies (what we say when accounts are locked, suspended, appealed, etc).

Ein verträglicherer Umgang miteinander bei Twitter?

Nun wird sich mit der baldigen Veröffentlichung der neuen Richtlinien auf dem Papier Einiges ändern, was den Umgang miteinander bei Twitter betrifft. Fraglich bleibt jedoch, ob die Folgen regelwidrigen Verhaltens in der Praxis auch entsprechend schnell und kompromisslos umgesetzt werden. Dann müsste manchem User sich auch nicht mehr der Magen umdrehen, wenn er bei einer öffentlichen Plattform mit über 300 Millionen aktiven Nutzern weltweit mit rassistischer Hetze und ähnlichem konfrontiert wird.

Sicher ist Vieles subjektiv erfahrbar und auch von Nuancen abhängig. Zur Schau gestellter Hass, Rassismus, Verleumdung usw. sind es nicht.

Spannend wird sein, ob die härtere Gangart letztlich auch Einfluss auf die mehr als grenzwertigen Tweets Trumps haben wird. Denn bislang wurden diese nicht reguliert. Immerhin sind sie ja medien- und massenwirksam.

Das vollständige Transkript der E-Mail findet ihr bei Wired.

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