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Social Media Marketing
IGTV: Das unbeliebte Format nimmt rasant an Fahrt auf
IGTV gewinnt nach einer kleinen Änderung auf Instagram an Fahrt.

IGTV: Das unbeliebte Format nimmt rasant an Fahrt auf

Tina Bauer | 06.03.19

IGTV fand kaum Fans, weder auf Creator-Seite noch bei den Nutzern. Bis Instagram kürzlich eine Änderung einführte. Die Viewzahlen gehen seitdem durch die Decke.

Bisher hat IGTV nicht so gezündet, die Adaption bei den Nutzern und Videoproduzenten war gering ausgeprägt. Nun schießen die Views allerdings durch die Decke – lediglich eine kleine Änderung im Instagram Feed war dafür notwendig: Content-Produzenten können jetzt eine Vorschau posten – und verzeichnen seither einen starken Anstieg an Views. Ob das nun zu einem Erstarken des Formats führt, bleibt vor dem Hintergrund einer fehlenden Monetarisierung jedoch fraglich.

IGTV – ein eher unbeliebtes Format

Angekündigt wurde IGTV als disruptives Videoformat, denn im Gegensatz zum gängigen horizontalen Format setzt IGTV Vertical Video voraus. Produzenten können oder sollten ihren Bewegtbild-Content nicht einfach weiterverwerten, sondern müssen Inhalte explizit im Hochformat zur Distribution auf der Plattform aufnehmen. Vermutlich war das ein Zuviel des Guten, denn schon nach kurzer Zeit, wandten sich viele aufgrund des hohen Aufwands wieder YouTube zu und hinterließen IGTV halbwegs verwaist. Die Views ließen ebenfalls zu wünschen übrig, da half auch die fast schon schmerzhafte Promotion Instagrams im Feed nicht. Nur allzu gern tippte man versehentlich auf das Popup, das nahezu verzweifelt neue Inhalte auf IGTV vorstellen wollte. Der verbliebene harte Kern an Marken und Unternehmen produzierte fleißig weiter und hielt IGTV so am Leben, auch wenn User weiterhin lieber Stories oder im Feed schauten.

In der vergangenen Woche führte Instagram eine kleine, aber wirkungsvolle Änderung ein: Video Creators waren ab sofort in der Lage, 60 Sekunden lange IGTV Previews im Feed zu posten. Seitdem haben die Views laut Later um 300 bis 1.000 Prozent zugelegt. Allein dies zeigt, dass IGTV noch lange nicht tot ist und die Nutzer allem Anschein nach lediglich einen deutlicheren Anreiz benötigen, sich die Videos in dem Kanal anzuschauen.

Contenterstellung und Nutzererfahrung bei IGTV gestalten sich schwierig

Die Fehler liegen auf der Hand: Wer sich einmal mit Videoproduzenten unterhalten hat, der weiß, wie schlecht diese auf vertikale Videos zu sprechen sind. Eine Umstellung erscheint vor dieser großen Abneigung als enorme Herausforderung. Zudem erfordern Videos auf IGTV im Gegensatz zu den Stories hohen Einsatz: Der Content muss qualitativ hochwertig und professionell produziert sein. Dafür, dass er sich allerdings lediglich auf einer einzigen Plattform, und auch da nur in einem sehr speziellen Segment mit geringen Views, distribuieren lässt, ist der Aufwand den meisten bisher schlichtweg zu hoch. Darüber hinaus gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keine Möglichkeit der Monetarisierung der Inhalte auf IGTV – im Gegensatz zu YouTube, wo populäre Publisher am Anzeigenumsatz beteiligt werden und durchaus bis zu zehn US-Dollar pro 1.000 Views verdienen können. Die Incentivierung extra eigenen Content für IGTV zu erstellen, was enorm viel Zeit frisst und sich kaum lohnt, ist daher gering und Grund dafür, dass sogar die Zugpferde, die Instagram anfangs ins Boot geholt hat, sich zwischenzeitlich abgewandt haben. IGTV stellt aus diesen Gründen bislang jedenfalls keine ernstzunehmende Gefahr für YouTube dar.

Auf Seiten der User stellt sich die Nutzung IGTVs ebenfalls als recht kompliziert dar. Anders als bei YouTube können hier keine Inhalte gesucht werden. Die Suchfunktion zeigt ausschließlich Kanäle an. Möchte ein Nutzer also etwa ein Tutorial über Drohnen ansehen, kann er dies nicht direkt suchen, sondern muss über die entsprechenden Kanäle gehen und sich durch den Content scrollen, bis er irgendwann findet, was er sucht – oder eben nicht.

Wischen und auf das X tippen führt direkt zurück zum Feed. Will man jedoch in IGTV verbleiben, hilft der „Entdecken“-Button.

Auch integrierte sich IGTV bisher nicht richtig in die App, eher handelt es sich um einen völlig abgespaltenen Bereich, in den man nur über einen kleinen Button gelangen konnte. Und wird ein Video seitens des Users mittels des inzwischen intuitiven Wischens oder per Tap auf das X beendet, landet man wieder im Instagram Feed. Will man sich weiter auf dem IGTV Channel des Accounts umsehen, muss man IGTV wieder öffnen und den betreffenden Kanal suchen. Den „Entdecken“-CTA, mit dem man weitere Videos des Kanals aufklappt und anderen Content suchen kann, übersieht man schnell. Die Usability in dem Bereich lässt also zu wünschen übrig.

Massiver Zuwachs an Views nach Preview im Feed

Seitdem Instagram die Previews für den Feed eingeführt hat, nimmt ein Großteil der Kanäle, die IGTV bespielen, eine nennenswerte Zunahme an Views wahr, manche sogar um bis zu 1.000 Prozent. Als Beispiel nennt Later hier etwa @thebucketlistfamily, deren Viewzahlen zuvor im Schnitt bei 30.000 lagen. Das neueste Video nach dem Update verzeichnet 400.000.

Auch der Kanal von Marteria hat drei Mal mehr Views:

The Daily Show kann ebenfalls einen massiven Zugewinn an Views auf ihrem IGTV-Kanal vermelden:

Den IGTV Content neuerdings auch im Feed und im Grid sharen zu können, hebt ihn deutlich hervor und macht ihn für eine größere Zielgruppe sichtbar, die IGTV sonst ausgeblendet hat. Allein dies wird bereits ein großer Faktor für die Multiplizierung der Viewzahlen sein.

Kleine Änderung, große Wirkung

IGTV war seit seiner Einführung im Sommer 2018 ein Rohrkrepierer. Die relativ kleine Änderung der Preview im Feed hat gezeigt, dass die fehlende Adaption nicht an den Inhalten liegt, sondern am Zugang. User lieben es möglichst einfach und sind an eine intuitive Nutzung gewöhnt. Gestalten sich Dinge zu kompliziert, und handelt es sich dabei auch nur um zwei Klicks zu viel, kann das schon ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg sein. Ob die starke Zunahme an Zuschauern jedoch jetzt dazu führt, dass Creators sich vermehrt mit Vertical Video auseinandersetzen, ist nicht abzuschätzen. Die fehlende Monetarisierung könnte den Produzenten bei dem aufwändigen Format bislang ein echter Dorn im Auge sein. Zudem funktionieren wiederverwertete horizontale Inhalte, wie die @thebucketlistfamily eindrücklich beweist, dennoch.

Kommentare aus der Community

Moskito am 16.03.2019 um 21:19 Uhr

Sehr interessante Geschichte die zeigt wir wollen es einfach nur einfach haben. ;-)

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