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Social Media Marketing
Gefälschtes Engagement: Da hört der Social Media Spaß für Konsumenten auf

Gefälschtes Engagement: Da hört der Social Media Spaß für Konsumenten auf

Atilla Wohllebe | 11.06.14

Wenn es um gefälschte oder gekaufte Bewertungen geht, scheiden sich die Geister. Konsumenten sehen Social Media Marketing deshalb kritisch.

Konsumenten Sicht: „Social Media gehört dem Verbraucher“

Seit es Blogs, Bewertungsportale und soziale Netzwerke gibt, ist für Konsumenten völlig klar, sich vor dem Kauf eines Produkt dort entsprechend zu informieren. Das ist nicht nur praktisch, sondern auch viel besser als auf irgendwelche platten Werbeversprechen zu hören, oder?

So oder so ähnlich, dürfte wohl die Meinung der meisten (zugegeben etwas naiven) Konsumenten bisher ausgesehen haben. Seit allerdings – wer hätte das auch nur ahnen können? – bekannt ist, dass man sich

  1. ziemlich günstig viele Bewertungen kaufen kann und
  2. Blogger und Social Media Heroes ihre Reviews teils teuer bezahlen lassen,

steht Social Media bei Verbrauchern in der Kritik. 67 Prozent finden es „unethisch“, wenn Firmen negative Inhalte aus Suchergebnissen rauszuhalten versuchen. Wer dann sogar noch seine Mitarbeiter anhält, Likes auf die eigene Marke zu setzen und positive Inhalte zu teilen, der – so meinen 41 Prozent der Konsumenten – betreibe Irreführung.

Fast schon selbstverständlich ist auch, dass nur 48 Prozent der Konsumenten die Praxis akzeptabel finden, dass Firmen Produkte gratis verteilen, um dafür positive Reviews zu erhalten.

Also, klarer Sachverhalt? Nein. Der WSJ Blog, der über die Umfrage berichtet, zeigt auch die Marketer Sicht auf. Und die ist durchaus spannend.

Social Media Marketer Sicht: „Wir sind ja nicht zum Spaß hier“

  1. Gerade mal 38 Prozent der Marketer empfinden den Versuch, die Verbreitung von negativen Inhalten möglichst einzudämmen, dramatisch. Kein Wunder: Übertragen auf die Konsumentensicht hätte ja auch kaum ein Verbraucher Lust, Trunkenheitsfotos von sich öffentlich bei Facebook zu sehen oder in der Zeitung lesen zu müssen, dass er mit Mitte 30 Bettnässer ist.
  2. Die Anregung zum Liken und Sharen finden nur 15 Prozent der Marketer verwerflich. Gegenfrage: Finden Konsumenten es eigentlich auch verwerflich, wenn sie selbst ihre Freunde bitten, ihren Blogartikel zu teilen? Oder ein Facebook Foto zu liken?
  3. Was das kostenlose Verteilen von Produkten für den Erhalt positiver Reviews angeht, finden das zwei Drittel der Marketer in Ordnung. Spannend wäre an der Stelle eine Abwandelung der Frage dahingehend, wie sie die Geschenke beurteilen, wenn es darum geht, überhaupt Reviews zu erhalten (einem Blogger ein Paket zuzuschicken und ihn zu bitten, mal einen ganz tollen, wohlwollenden Review zu schreiben kann ja doch ziemlich nach hinten losgehen). Kritisch kann man auch hier wieder den Konsumenten fragen: „Fänden Sie es auch noch so schlimm, wenn Sie die Person wären, die das Gratisprodukt erhält?“

Klar, gerade am ersten Punkt kann man berechtigte Kritik üben und kritisch nachfragen, ob Missstände bei Arbeitsbedingungen vielleicht nicht doch jeden etwas angehen. Dennoch: Alles in allem ist es im Social Media Marketing so ähnlich wie im Datenschutz – jeder möchte tolle Inhalte sehen und lesen und dabei hochwertig unterhalten werden, aber niemand möchte etwas dafür hergeben müssen – Daten zum Beispiel. Und Geld kommt erst gar nicht in Frage.

Aber von irgendetwas müssen die Leute, die den Content produzieren, schließlich leben, oder nicht? Das fängt beim Social Media Manager von Musterfirma an und hört bei Y-Titty auf YouTube auf. Diese Leute machen das, nur weil es nebenbei auch Spaß macht und nicht nur rein zum Spaß. Sie leben davon. Oder glaubt der Verbraucher wirklich, dass die Kassenkraft im Supermarkt da auch nur zum Spaß sitzt und zu allem und jedem so freundlich ist?

Kommentare aus der Community

Mike am 12.06.2014 um 13:29 Uhr

Hm, ich sehe das durchaus anders. Positive Bewertungen zu erschleichen finde auch ich als Marketer verwerflich. Allerdings finde ich es verständlich, wenn Mitarbeiter dazu angehalten werden (in jedem Falle natürlich freiwillig!) Beiträge der Firma zu liken und zu verteilen.

Ich denke, dass wieder einmal der Sinn und Zweck des Social Media Marketings aus den Augen gerät.
Negative Kommentare sollten nicht gelöscht, sondern dazu genutzt werden Engagement zu zeigen, Veränderungen zu dokumentieren. Bewertungen sollen dem QM dienen und das Unternehmen besser machen.

Letztlich wird DAS Unternehmen mit dieser Art des SMM erfolgreich sein, der Veränderungen zum Kundenwunsch hin nicht nur in Kauf nimmt, sondern den Kundenwunsch ernst nehmen will und ihn umsetzt – und wenn er es nicht umsetzen kann zumindest argumentiert warum das nicht geht. SO ist ein Unternehmen authentisch. Im Grunde ist es doch so: wenn ein Unternehmen von Anfang an nur darauf aus ist werblich zu agieren und das entsprechend zu planen, der hat den Sinn des SMM nicht verstanden. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.

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Atilla Wohllebe am 17.06.2014 um 22:05 Uhr

„Im Grunde ist es doch so: wenn ein Unternehmen von Anfang an nur darauf aus ist werblich zu agieren und das entsprechend zu planen, der hat den Sinn des SMM nicht verstanden. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.“

Eine Meinung, die hier sicherlich die meisten Leute sofort unterschreiben würden. :)

Viele Grüße
Atilla Wohllebe

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