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SEO - Suchmaschinenoptimierung
Google will Dir den Kopf crawlen: Lesen Suchmaschinen bald unsere Gedanken?

Google will Dir den Kopf crawlen: Lesen Suchmaschinen bald unsere Gedanken?

Stefan Rosentraeger | 27.06.14

Crawlt Google bald auch unsere Gedanken? Das neue Android L und Google Glass wirft Fragen auf, wie Suchmaschinen in unser Leben eingreifen.

Die Android L Plattform, die Google auf einer Entwicklerkonferenz in den USA vorgestellt hat, ist nicht nur eine Schönheitsoperation am Betriebssystem. „Android is about to become much more than a mobile operating system. It’s about to consume your life“, lautet das düstere Fazit des Konferenzteilnehmers Engadget. Das Kürzel bei Android L steht für „Life“. Und erneut kocht die Diskussion hoch, wie weit wir die Suchmaschinen mit ihren Services in unser Leben lassen. Fakt ist: Jede Suchmaschine von Google bis Yandex will letztlich unseren Kopf crawlen – und damit nicht für unser Wohlbefinden sorgen, sondern so viele Daten wie möglich über uns sammeln. Daher treibt viele Nutzer die Angst um: Können Suchmaschinen bald unsere kompletten Gedanken lesen? Erstmal langsam! Werfen wir zunächst einen Blick auf die neuen Services und wo Chancen und Grenzen der Macht von Suchmaschinen liegen.

Ein Pappkarton als Tor zur virtuellen Realität

“I think technology is changing people’s lives a lot, and we’re feeling it,” gab Google-Gründer Larry Page in einem Interview mit der New York Times am Rande der Konferenz zu. Dass Google nicht nur „so ein Gefühl“ hat ist klar, schließlich dockt die Suchmaschine an nahezu jedem Endgerät an, um dem Nutzer als Assistent zur Seite zu stehen. Lauren Kaye von Brafton hat in ihrem Content & Coffee Podcast für Brafton einmal nachgezeichnet, wie sich die Suchmaschine Schritt für Schritt durch unseren Alltag hangelt:

If we’re being honest about how the internet, search technology and web content have affected our lives, I think we could say they’ve made them significantly easier. […] Get lost on the way to dinner? Look up directions on your phone so you don’t have to stop a stranger on the street. Want to know the answer to a weird and or embarrassing question, like whether you will lose your hair by wearing a hat too much? Look it up on the ‘net and erase your search history rather than calling up your doctor and asking over the phone or drive yourself crazy wondering. […] The way Google is going, we might not even have to go to the trouble of asking these questions. Search technology has the potential to become so advanced that it anticipates the information we’ll need to know next.

Eine der neuesten Innovationen aus dem Google Tech-Labor ist so unkompliziert wie genial. Auf den ersten Blick ein simpler Pappkarton mit Gucklöchern, an dem höchstens Kinder oder Katzen ihre Freude haben dürften, entpuppt sich das Cardboard Project als cleverer Schachzug, um einer breiten Masse das komplexe Thema Virtual Reality schnell zugänglich zu machen, wie die Google-Entwickler auch selbst betonen: „We want everyone to experience virtual reality in a simple, fun, and inexpensive way. That’s the goal of the Cardboard project.“

Nach dem Motto aufreißen, zusammenstecken, in virtuelle Welten abtauchen ermöglicht die Box, sein Smartphone anzustecken und die Apps mithilfe von Kopfbewegungen zu steuern. Ein erster Test des Google Cardboard kann bei Forbes nachgelesen werden:

You hold the box up to your face, and suddenly you’re looking at a horizontal row of applications. To scroll back and forth, you just turn your head. Oh and you see that little washer that’s held to the side? That’s how you click on things! […] It was incredibly immersive. Responsive, too. The gyroscopes in the phone worked very well, and as I turned my head, the world turned with me with no lag […].

Google-Cardboard

Bing rüstet auf mit einem neuen Knowledge Widget

Microsoft’s Suchmaschinen-Rivale Bing hingegen rüstet mit seinem neuen Knowledge Widget auf, um Wissen auf Webseiten immer besser zu erkennen und zu extrahieren. Webmaster können das Widget, aktuell noch in der Betaphase, als JavaScript Code auf ihrer Seite einbauen und vorab konfigurieren, auf welche Weise (Bild, Textmarkierung oder Hervorheben von Links) relevanter Content bzw. Entitäten für den User hervorgehoben werden.

Auf diese Weise können zum dargestellten Content auf der Webseite passend im Kontext zusätzliche relevante Inhalte und damit Mehrwerte für Seitenbesucher präsentiert werden. Das Widget greift dabei auf Bing’s hauseigenes Wissensnetz zu, das analog wie der Google Knowledge Graph funktioniert. Im Content-Marketing ist dieses Entitäten-Widget eine willkommene Ergänzung, nicht nur um bestehende Seiteninhalte zu analysieren. Diese werden um verwandten Content angereichert, der seitlich in einer aufklappbaren Box angezeigt wird. Wenn ein Besucher auf die Seite kommt, antizipiert das System, was ihn im jeweiligen Kontext zusätzlich interessieren könnte.

Hier wird das Gedankenlesen durch Bing produktiv genutzt. Nachteil: Es gibt keine großen Gestaltungsspielräume. Zudem wird externer Content angezapft, was das Risiko birgt, dass auf der eigenen Webseite Mitbewerber empfohlen werden. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte einen Blick auf semantische Widgets werfen. Diese nehmen den eigenen Content als Grundlage, sodass man hier selbst steuern kann, welcher Content verwendet wird.

Bing-Knowledge-Widget

Sinnvolle Services statt Killer-Robotor

Puls messen mit Fitness Sensoren und „Google Fit“, Armbanduhren mit eingebauten Apps zum Essen bestellen von unterwegs oder die Erweiterung von Google Glass, die den Brillenträger in die Lage versetzt, seine Umgebung zu scannen und beispielsweise sein Auto in der Tiefgarage zu orten: Die Services, die Google mithilfe von User-Daten entwickelt, gehen schon längst über die Verarbeitung von Suchanfragen hinaus. Suchmaschinen sind durchaus in der Lage, unsere Gedankengänge anhand von Suchanfragen zu erkennen und über die verschiedenen Endgeräte gezielte Empfehlungen oder Dienste anzubieten.

Aber jetzt in Panik auszubrechen, dass Google Killer-Roboter baut, wie das ein Besucher der Google-Konferenz in San Franzisco getan hat, brauchen weder Endnutzer noch Werber. Nur wer genügend Daten an Google & Co. liefert, bekommt auch die entsprechenden Services. Und wer das Verhalten seiner Nutzer für Marketing-Zwecke nutzen will, sollte sich mit den geltenden Gesetzen vertraut machen, damit das Gedankenlesen bei seinen Kunden nicht zum Bumerang wird.

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