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Programmatic Advertising
Tech aus dem Silicon Schwarzwald als Alternative zu Google & Facebook – Joachim Schneidmadl, virtual minds
Joachim Schneidmadl, Vorstand und COO der virtual minds AG

Tech aus dem Silicon Schwarzwald als Alternative zu Google & Facebook – Joachim Schneidmadl, virtual minds

Anton Priebe | 07.02.18

Joachim Schneidmadl, COO und Vorstand der virtual minds AG, nennt das einzig Gute an der DSGVO und spricht über Gründen auf dem heutigen Technologiemarkt.

In Hamburg steht am 10. und 11. April Data Driven Display Advertising auf dem Programm. Die d3con 2018 versammelt die schlausten Köpfe der Programmatic-Branche, um Trends, Herausforderungen und Lösungen zu diskutieren. Als offizieller Medienpartner stellen wir euch in den kommenden Wochen einige ausgewählte Speaker vor, um eine Vorschau auf die Themen zu geben, die bei der Konferenz im Zentrum stehen.

Joachim Schneidmadl ist seit 2012 COO und Vorstand der virtual minds AG. Die Gesellschaft ist eine Technologieholding, an der unter anderem die ProSiebenSat.1 Group und die United Internet AG maßgeblich beteiligt sind. Schneidmadl ist für die Produktstrategie im Geschäftsbereich Mediatechnologie zuständig und verantwortet die internationale Expansion des Unternehmens. Der 47-Jährige ist außerdem CEO der DSP Active Agent AG, einer Tochter von virtual minds. Vor seinem Einstieg bei der Holding hatte Schneidmadl unter anderem leitende Positionen bei Web.de und United Internet Media inne. Sein letzter Stopp war 2010 bis 2012 im Vorstand der IntelliShop AG.

Interview mit Joachim Schneidmadl, COO und Vorstand der virtual minds AG

OnlineMarketing.de: Ihr habt mit Virtual Minds alle Aufs und Abs der Digital Marketing-Branche in Deutschland mitgemacht und mittlerweile eine ziemlich beeindruckende Unternehmensgruppe aufgebaut. Was ist eure Vision, wo wollt ihr noch hin?

Joachim Schneidmadl: Wir haben immer auf lange Sicht strategisch geplant und agiert. Heute haben wir einen starken Full-Tech-Stack, den in dieser Form, d.h. vor allem aus einer Hand, eigentlich nur noch Google für den Werbemarkt bietet. Und da sind wir schon bei unserer Vision und unserem Ziel: Wir wollen uns in diesem immer stärker durch die globalen Medienkonzerne bestimmten Media-, Daten- und Adtech-Markt als neutraler Dienstleister und als DIE Technologie-Alternative zu den Googles & Facebooks dieser Welt etablieren.

Unser großer Vorteil dabei: Erstens sind wir sehr fokussiert auf unsere DACH-Heimatmärkte, mit auf die spezifischen Anforderungen dieses speziellen Marktumfeldes angepassten Angeboten. Zweitens: Wir konzentrieren uns auf die Wachstumsmärkte der sich gerade erst vernetzenden „klassischen“ Medien mit starken, marktrelevanten Partnern. Und drittens:  Wir haben eine transparente, „schwarzwälderische“ Kostenstruktur, auf die kein VC-finanzierter, Exit-getriebener oder börsennotierter US-Player jemals herunterkommen kann. Das wird mit zunehmender Marktreife und dem Verständnis der Kunden für die Kostenstrukturen unserer Branche immer mehr zum Wettbewerbsvorteil.

Muss man dazu eigentlich in einem bodenständigen Ort wie Freiburg sitzen oder wäre eine Geschichte wie eure auch in Düsseldorf oder Berlin möglich gewesen?

Für die Virtual Minds Geschichte ist Freiburg ein ganz entscheidender Ort – nicht umsonst wird die Breisgau-Metropole auch als das „Silicon Schwarzwald“ bezeichnet. In der guten mittelständischen Schwarzwälder Industrie lernt man, dass man nur Geld ausgibt, das man auch verdient hat. Zwar investieren wir über die Gruppe immer zukunftsgerichtet, aber wir riskieren mit einem Venture nie das Unternehmen. Während in Berlin in jeder Krise der letzten 15 Jahre reihenweise Start-Ups über den Jordan gegangen sind, haben wir in genau diesen Phasen Boden gutgemacht und erfolgsentscheidend skaliert. Das Gleiche passiert jetzt auf globaler Ebene: Reine Adtech ist für VC und die Börse zunehmend uninteressant, die Margen sind zu gering und die Aussichten darauf noch schlechter. Hoch geventureten Unternehmen geht die Kohle aus, wir wachsen beständig weiter.

Ihr wart und seid sehr technologielastig. Wie viel entwickelt ihr in Deutschland oder habt ihr auch ausländische Standorte bzw. Offshore-Partner?

Wir sind 100% made in Germany. Natürlich kann man heute über Off- oder Nearshoring schneller skalieren, aber man kauft sich auch einen Haufen Probleme und Overhead-Kosten damit ein – kosteneffizienter ist das schon lange nicht mehr. Und: Unsere Kunden honorieren es ja auch gerade, dass wir schnell und flexibel auf den Markt zugeschnittene Lösungen umsetzen können. Wir haben uns darauf spezialisiert, ausländische Experten hier in Deutschland einzustellen und beschäftigen inzwischen Mitarbeiter aus über 20 Nationen.

Wie stehst du zu DSGVO und ePrivacy? Wie betreffen die neuen EU-Datenschutzgesetze euer Geschäft und die ganze Branche?

Über die Blindheit der Politik und die Schizophrenie der Nutzer, wenn es um Daten und Datenschutz geht, könnte ich pausenlos heulen. Aber, hilft ja nichts: Wir müssen schauen, wie wir im Rahmen der durch die DSGVO und vor allem durch die ePrivacy Richtlinie nochmal massiv verschärften Wettbewerbsungleichheit mit den US-Medienkonzernen alternative und für die Kunden attraktive Angebote stricken können. Das einzig Gute, was der in der geplanten Form regulatorische Wahnsinn hat: Die deutschen Unternehmen sind endlich aufgewacht, und das branchenübergreifend. Ohne die drohende Gesetzgebung wären die beiden deutschen Datenallianzen zwischen den Partikularinteressen und Eitelkeiten der beteiligten Unternehmen zerrieben worden. So eint der Druck und bietet die reelle Chance, hier den US-Konzernen konkurrenzfähige Alternativen entgegensetzen zu können.

Auf der d3con im April werden wir dich auf dem Unternehmerpanel sehen. Adtech war ja eine zeitlang ein sehr beliebtes Thema bei jungen Gründern, mittlerweile sind viele davon auch wieder verschwunden. Würdest du heute noch mal in der Branche gründen oder anderen das empfehlen?

Sicher fängt man heute nicht mehr an und baut einen Display AdServer. Aber man darf nicht vergessen, dass die Digitalisierung und Vernetzung von Radio, Außenwerbung und TV gerade erst am Anfang steht. Da gibt es ein riesiges Potenzial für schlaue Lösungen und schnelle, findige Gründer. Die großen Veränderungen in den Medien- und Werbemärkten waren und sind allesamt technologiegetrieben. Und sie kommen nur selten aus den Medienhäusern, Agenturnetzwerken oder von den Werbetreibenden selbst.

Insofern ist die Technologiebranche grundsätzlich nach wie vor sehr attraktiv.  Und wenn man bei der Kapitalsuche und in VC-Präsentationen dann noch auf jede Folie abwechselnd Blockchain und AI draufzuschreibt, klappt es auch in Deutschland mit dem Startkapital. Nein, ganz im Ernst: Der Technologiemarkt ist sicher kein einfacher – aber ein allemal spannender.

Vielen Dank für das Interview!


OnlineMarketing.de ist offizieller Medienpartner der d3con 2018. Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit den Event-Organisatoren entstanden. Interessierte können sich hier für die d3con anmelden.

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