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E-Commerce
Voice Shopping: Nutzer kaufen kaum über Alexa – noch nicht
Voice Shopping mit Alexa, Screenshot YouTube, © Amazon

Voice Shopping: Nutzer kaufen kaum über Alexa – noch nicht

Niklas Lewanczik | 09.08.18

Im digitalen Alltag ist Voice Shopping mit Alexa bisher noch nicht angekommen. Amazon ist anderer Meinung – und dürfte zumindest künftig recht behalten.

Das Schöne an Smart Speakern mit ihren jeweiligen Sprachassistenzen ist: man kann ihnen sagen, was sie für einen tun sollen und sie führen diesen Sprachbefehl aus. Daher sind Assistenten wie Amazons Alexa eigentlich für das Voice Shopping prädestiniert; es könnte den Nutzern einige Vorteile liefern. Allerdings stimmen Kaufverhalten und die Nutzung von Smart Speakern im digitalen Raum noch nicht überein. Die wenigsten nutzen Alexa zum Shoppen. Das dürfte sich jedoch ändern; nicht nur, wenn es nach Amazon geht.

Nur gut 2 Prozent nutzen Alexa zum Voice Shopping

„Alexa, bestelle neue Socken!“ So einfach kann es sein, eine Sprachassistenz für Einkäufe zu nutzen, die womöglich sogar lästig fallen. Mit der Option, über die KI recht schnell und reibungslos Käufe zu tätigen, sollen Nutzer grundsätzlich Vorteile erhalten. Vor allem die Zeitersparnis scheint hier ein wichtiger Faktor zu sein. Doch wie eine neue Studie beweist, sind die meisten User mit dem Voice Shopping, konkret über Alexa, noch nicht warm geworden. Ob es an der relativen Neuartigkeit sprachbasierter Einkaufsmöglichkeiten liegt oder doch eher daran, dass Produkte angesehen – womöglich die Bewertungen online gelesen – werden wollen, noch ist die Sprachassistenz nicht die gewünschte Schnittstelle zum E-Commerce.

Das berichtet jedenfalls The Information mit Bezug auf eine aktuelle Studie zur Nutzung Alexas. Demnach haben 2018 nur gut eine Million von rund 50 Millionen Usern der Assistenz Alexa etwas über diese erworben. Das sind verschwindend geringe zwei Prozent der Nutzer. Außerdem haben ganze 90 Prozent der Nutzer angegeben, nach einmaligem Kauf über Alexa kein weiteres Mal die Möglichkeit wahrgenommen zu haben.

Clearly, voice shopping is not yet in the stage of being a mass market product,

wird eine Quelle aus Amazons Umfeld zitiert. Das entspricht verschiedenen Studien zur Thematik. CNBC zeigt eine von Code Computerlove erstellte Grafik zu einer Umfrage von Alexa-Nutzern in den USA. Zwar waren es hierbei immerhin sieben Prozent, die die Assistenz für Einkäufe nutzten; doch blieb die gemeine Nutzung eher auf das Abspielen von Musik (65 Prozent) oder etwa das Abhören von News oder Wetter-Updates (50 Prozent) fokussiert.

Wofür Alexa in den USA genutzt wird, Quelle: CNBC

Die Nutzung von Sprachassistenten nimmt zu und damit wird auch Voice Shopping relevanter werden

Dass Alexa vornehmlich zum Musikspielen oder Einholen von verschiedenen Informationen genutzt wird, ist nicht überraschend. Die Nutzung von Sprachassistenten nimmt jedoch weltweit stetig zu, auch in Deutschland.

Digitale Sprachassistenten werden auch in Deutschland immer häufiger zu Rate gezogen, © Yext

Daher müssen sich Marken möglichst zeitnah auf eine Voice Search SEO einstellen. Allerdings dürfte der sprachliche Informationserhalt bald auch mit Werbeanzeigen in Verbindung stehen. In diesem Fall könnte die sprachbasierte Marken-Kunden-Kommunikation über die Assistenten eine neue Ebene erreichen; und womöglich mehr Verkäufe in diesem Bereich bedingen. Das Voice Shopping dürfte sich ohnehin in den kommenden Jahren verstärken, mag aber vorerst auf bestimmte Produkte beschränkt bleiben.

Welche Produkte über Voice eher gekauft werden – und welche nicht

Amazon selbst hat von den Aussagen bei The Information Abstand genommen. Dort geht man von deutlich mehr aktiven Einkäufern über Alexa aus. Dabei stützt sich diese Annahme etwa durch eine Studie von Voicebot.ai, nach der gut jeder Fünfte in den USA Voice Shopping allgemein betreibt. Und Alexa bietet seinen Nutzern einen unkomplizierten und unmittelbaren Zugang zur Bestellung etwa neuen Kaffees.

Doch es gibt Differenzen bei den Produkten, die die Shopper online über Voice zu kaufen bereit sind. Laptops oder Elektroartikel allgemein wollen mit der jeweiligen Bewertung gesehen und verglichen werden – das schließt die Variante über Voice vorerst aus. Ähnlich verhält es sich sicherlich mit anderen kostspieligen Anschaffungen, mit Büchern, über die man erst mehr erfahren möchte oder deren Cover angeschaut werden wollen. Kurzum, eine ganze Reihe von Produkten ist in der sprachbasierten Darstellung noch nicht soweit, dass die Nutzer sie in Massen per Sprachbefehl ordern. Haushaltsgegenstände oder alltägliche Besorgungen dagegen könnten schon häufiger per Sprachassistenz bestellt werden. Wer auf die gleiche Marke Kaffee setzt oder stets die gleichen Papierhandtücher oder Tintenpatronen bestellt, kann dies guten Gewissens über Voice abwickeln. Derlei Bestellungen dürften sich erhöhen; erst recht, wenn der traditionelle Einkauf im Supermarkt mehr und mehr der Vergangenheit angehört.

Aber auch das Gros aller Produkte im E-Commerce wird früher oder später für das Voice Shopping attraktiv werden. Dazu bedarf es einer Optimierung der Produktbeschreibungen vonseiten der Shops. Aber auch sprachbasierte Vergleichsportale würden ihr Übriges tun. Des Weiteren könnten Voice Ads helfen die Nutzer über besondere Angebote zum direkten Kauf über einen Sprachassistenten zu verleiten. Werden die User von Alexa erst einmal für das Voice Shopping gewonnen, mögen sie auch langfristig über diesen Kanal einkaufen. Damit würde Amazon seinen Smart Speakern weiterhin zu einem Status als wachsender Bestandteil des alltäglichen Lebens im digitalen Zeitalter verhelfen.

40 Milliarden US-Dollar sollen 2022 über Voice Shopping umgesetzt werden

Zu Beginn des Jahres schätzten Analysten der OC & C Strategy Consultants, dass im Jahr 2022 40 Milliarden US-Dollar über das Voice Shopping umgesetzt werden. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung betrug die Summe noch zwei Milliarden. Verantwortlich für die Prognose war die Annahme, dass sich in den USA die Nutzung von Smart Speakern von 13 auf 55 Prozent erhöhen werde. John Franklin, Associate Partner bei OC & C, meinte:

Voice commerce represents the next major disruption in the retail industry, and just as e-commerce and mobile commerce changed the retail landscape, shopping through smart speaker promises to do the same. The speed with which consumers are adopting smart speakers will translate into a number of opportunities and even more challenges for traditional retailers and consumer products companies.

Die Angaben von The Information könnten dieser Prognose einen Dämpfer versetzt haben. Andererseits scheint die Adaption von neuen Technologien wie Smart Speakern und Sprachassistenten rasant vonstatten zu gehen. Besonders bei den Digital Natives. Daher wird das Voice Shopping so oder so wachsen. Dabei wird es spannend sein zu sehen, wie gut sich Retailer schon jetzt darauf einstellen. Hinweise zur Sprachsuche und einige Ausführungen der Voice SEO sind bereits bei uns zu finden.

Letztendlich müssen Nutzer sich aber im Klaren sein, dass über Alexa womöglich Produkte Amazons beim Voice Shopping Vorrang genießen. Schon jetzt hat der Versandhandel dank Amazon’s Choice und seiner Stellung als Produktsuchmaschine großen Einfluss auf die Kaufentscheidungen der User. Wer also über Alexa kauft, arbeitet mit und für Amazon. Doch so wie es andere Produkte gibt, finden sich auch weitere Sprachassistenten. Mehr Perspektiven machen das Voice Shopping wohl nicht einfacher. Aber durchaus differenzierter. Nicht, dass gerade Amazon oder Google darauf abzielen.

Wie Nutzer Alexa für das Voice Shopping nutzen können, zeigt ein Video Amazons.

Kommentare aus der Community

Tobias Turk am 15.08.2018 um 06:38 Uhr

Voice Search wird uns vor allem im Bereich der SEO noch lange begleiten. Bin gespannt auf die Entwicklung und freue mich zu beobachten, wie Unternehmen darauf reagieren werden.
Das größte Problem aus meiner Sicht wird die Tatsache sein, dass der jeweilige Sprachassistent quasi selber entscheidet bei wem das Produkt gekauft wird. Unternehmen werden so den Zugang zu den Kunden verlieren, vor allem wenn bspw. Alexa anstatt regionaler Unternehmen Amazon bei einer Bestellung vorzieht. Wie die Unternehmen darauf reagieren werden und wie die Kunden damit umgehen werden für mich die nächsten Jahre die spannendsten Beobachtungen sein!

PS: Liebe Redaktion, toller Beitrag aber ich denke ein Buch gehört nicht zu den kostspieligen Anschaffungen, die man im täglichen Leben macht. 😛

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Niklas Lewanczik am 15.08.2018 um 08:25 Uhr

Hallo Tobias,

ich denke, dass die Bedenken die du äußerst, gerade in Bezug auf mögliche Vorteilsnahmen bei Alexa zum Beispiel, durchaus berechtigt sind. Hier wird es tatsächlich spannend sein zu sehen, wie Kunden eine solche einordnen und ob sich kleinere Player dann zu behaupten wissen.

Und ja, ein Buch sollte nicht als kostspielige Anschaffung in diesem Kontext stehen, aber dafür steht auch ein hier trennendes Komma. Allerdings hätte an der Stelle ein „oder“ womöglich Missverständnisse vermieden.

Beste Grüße

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