Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Mobile Marketing
Apple iOS 14 schockt App Marketer: Entwickler müssen Erlaubnis für Tracking einholen

Apple iOS 14 schockt App Marketer: Entwickler müssen Erlaubnis für Tracking einholen

Niklas Lewanczik | 24.06.20

Entwickler müssen für ihre Apps und verknüpfte Dienste Dritter im App Store ab Herbst genau angeben, welche Daten sie wie tracken. Mobile Marketing könnte damit eine Zäsur erfahren.

User des Betriebssystems iOS 14 können bald vor dem Download von Apps in Apples App Store genau nachvollziehen, wie diese Tracking betreiben. Die Entwickler müssen dann außerdem die Erlaubnis der Nutzenden einholen, um diese überhaupt tracken zu können. Auf der diesjährigen WWDC, die aufgrund der Coronakrise lediglich digital stattfinden konnte, hat Apple neben einer Reihe attraktiver neuer Features eine Verschärfung der Datenschutzmaßnahmen im Kontext des eigenen App Stores vorgestellt. Und während diese den Usern mehr Sicherheit und Privatsphäre im Mobile-Kontext bieten sollen, dürften sie Marketern ein Dorn im Auge sein.

Entwickler müssen mit iOS 14 ihre Tracking-Praktiken komplett offenlegen

We’ll show you what they tell us. You can see if the developer is collecting a little bit of data on you, or a lot of data, or if they’re sharing data with other companies to track you, and much more,

erklärte Katie Skinner, Apples Managerin für User Privacy Software, auf der WWDC 2020. Das Event hat viele Neuerungen im Apple-Kosmos ans Licht gebracht, unter anderem eine App Library für die Organisation von Applikationen, ein umfangreiches Update für die Sprachassistenz Siri, die Nutzung eines Apple-Geräts als Autoschlüssel oder die Integration von App Clips zur Erledigung diverser Aufgaben. Dass der Datenschutz und das Tracking aber weiterhin ein großes Thema für Apple sind, zeigt auch ein Update für den Browser Safari:

Safari bietet eine Übersicht über den Datenschutz mit einem Tastendruck, sodass Nutzer einfach einsehen können, welche seitenübergreifenden Tracker blockiert wurden, eine sichere Passwortkontrolle, um Anwendern zu helfen, gespeicherte Passwörter zu erkennen, die möglicherweise an einer Datenschutzverletzung beteiligt waren, und einen integrierten Übersetzer für ganze Webseiten.

Privatsphäre sei ein fundamentales Menschenrecht, betonte Apple auf der WWDC und unterstrich diese Angabe mit der Veröffentlichung neuer und erstaunlich strikter Vorgaben für Entwickler. Die zentralen neuen Anforderungen könnten Marketern jedoch Sorgen bereiten.

https://twitter.com/panzer/status/1275126330346991616

Im Kern des Privatsphäre-Updates steht die Notwendigkeit für Entwickler, User um Erlaubnis zu fragen, ob diese auch in Apps oder auf Websites Dritter getrackt werden dürfen. Mit iOS 14 sollen die Nutzenden zudem auf der Produktseite einer App im App Store darüber informiert werden, welche Daten die App sammelt und ob diese Informationen zum Tracking genutzt oder mit ihrer Identität oder ihrem Gerät verknüpft und gespeichert werden.

Apple zeigt mit iOS 14 mehr Informationen zum Tracking-Verhalten von Apps
Apple zeigt mit iOS 14 mehr Informationen zum Tracking-Verhalten von Apps, © Apple

Angaben zu Third Parties und die Abfrage der Erlaubnis zum Tracking gefordert

Bei den Angaben zu den neuen Privatsphärebestimmungen im App Store gibt Apple an, dass Entwickler im Bereich App Store Connect Angaben zu den Privatsphärepraktiken machen müssen. Dabei sind beispielsweise auch Informationen zur Verwendung von Third Party Code, im Kontext von Werbung oder Analytics SDKs, zu teilen. Zudem muss angegeben werden, wie die auf diese Weise aggregierten Daten verwendet und ob sie für ein Tracking eingesetzt werden.

Mit der Veröffentlichung von iOS 14, iPadOS 14 und tvOS 14 benötigen die Entwickler zunächst die Einwilligung der User, um diese zu tracken. Über das AppTrackingTransparency Framework lässt sich diese künftig einholen.

Apps für iOS fordern künftig die Einwilligung der User für Tracking
Apps für iOS fordern künftig die Einwilligung der User für Tracking, © Apple

Daher brauchen die Entwickler auch die Zustimmung, wenn sie etwa Location-Daten abfragen und teilen oder Ad Targeting auf Grundlage der User-Daten betreiben möchten. Oder wenn sie E-Mail-Listen oder Advertising IDs mit Dritten teilen möchten, um ein Retargeting zu ermöglichen oder aber wenn sie SDKs von Third Parties integrieren, um beispielsweise ein Targeting in einer anderen App des Entwicklers zu ermöglichen. In zwei Fällen ist ein Tracking jedoch ohne Zustimmung gestattet:

  • Wenn Benutzer- oder Gerätedaten aus der App ausschließlich auf dem Gerät des Benutzers mit Daten von Drittanbietern verknüpft sind und nicht so vom Gerät gesendet werden, dass der Benutzer oder das Gerät identifiziert werden kann.
  • Wenn der Datenbroker, mit dem Daten geteilt werden, die Daten ausschließlich zur Aufdeckung von Betrug, zur Verhinderung von Betrug oder zur Sicherheit und ausschließlich für diese App verwendet. Beispielsweise, wenn ein Datenbroker ausschließlich Daten verwendet, um Kreditkartenbetrug zu verhindern.

Digital Experience Platform Wieso eine gute Omnichannel-Strategie für Unternehmen heute essentiell ist und wie du diese effektiv planst – jetzt lesen!

Jetzt kostenlos herunterladen


Ein Grund für das Tracking muss angeben werden

Wer auch in iOS 14 die User über Apps tracken möchte, muss im AppTrackingTransparency Framework einen sogenannten Purpose String integrieren, der den Grund für diese Praktik erklärt. Sofern der User dem Tracking nicht zustimmt, ist ein Tracking über die Advertising ID des User-Geräts nicht erlaubt. Und die ID for Vendors (IDFV) darf dann nicht mit anderen Daten kombiniert werden, um einen User über Apps oder Websites Dritter zu tracken.

Als weitere Neuerungen im App-Netzwerk Apples stellte das Unternehmen vor, dass das SKAdNetwork ab Herbst Zugriff auf Source-App-Informationen bei Apple erhalten soll. So können registrierte Werbenetzwerke nachvollziehen, welche Apps und Kampagnen darin für Installationen verantwortlich sind. Auch Re-Downloads werden verzeichnet. Neu ist zudem, dass User künftig entscheiden können, wie granular die angegebene Location geteilt wird; und ob überhaupt. Außerdem ermöglicht Apple Entwicklern, User dazu zu bewegen, bestehende Accounts von Drittanbieter-Apps in Sign in with Apple Accounts umzuwandeln. Das könnte für die Datengenerierung der App-Anbieter zum Problem werden.

Insgesamt stellen die neuen Privatsphärevorgaben im App Store einen wichtigen Schritt hin zu mehr Transparenz im Mobile-Kontext dar. Für die App-Anbieter und die Marketer jedoch repräsentieren diese Neuerungen große Herausforderungen. Allerdings müssen sich User letztlich darauf verlassen, dass die Anbieter und Entwickler stets wahrheitsgemäße Angaben zu ihrem Tracking machen; was womöglich ausgenutzt werden könnte. Denn dass in diesem Kontext auch Raum für Manipulation besteht, hat die Vergangenheit – etwa am Beispiel Zoom – schon des Öfteren gezeigt.

Die Beta-Version für iOS 14 ist bereits verfügbar. Ein umfassender Roll-out ist für den Herbst 2020 geplant. Die gesamte Keynote der Apple WWDC 2020 kannst du im Video nachverfolgen.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*