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Unternehmenskultur
Quiet Constraint: Neues Phänomen am Arbeitsplatz führt zu großen Problemen in Unternehmen

Quiet Constraint: Neues Phänomen am Arbeitsplatz führt zu großen Problemen in Unternehmen

Selina Beck | 01.11.22

Ein aktueller Report zeigt, dass mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer:innen Wissen, welches ihren Kolleg:innen weiterhelfen könnte, aktiv zurückhält.

Der Kahoot! Workplace Culture Report 2022 zeigt ein neues Phänomen am Arbeitsplatz: Das sogenannte Quiet Constraint beschreibt das Verhalten im Job, wenn Mitarbeiter:innen eigene Wissenressourcen aktiv zurückhalten, obwohl diese ihren Kolleg:innen weiterhelfen könnten. 58 Prozent der befragten Arbeitnehmer:innen tun dies. Bei der Generation Z sind es sogar 77 Prozent.

„Größte, verborgene Bedrohung für Unternehmen am Arbeitsplatz“

Die Umfrage wurde vom 18. August bis 12. September 2022 in den Vereinigten Staaten durchgeführt. Dabei wurden 1.635 Antworten von Arbeitnehmer:innen gesammelt. Die Expert:innen des Reports sehen das Phänomen Quiet Constraint als „die derzeit größte, verborgene Bedrohung für Unternehmen am Arbeitsplatz“.

Aus dem Report geht hervor, dass dieses Phänomen überwiegend bei Männern auftritt. So halten 63 Prozent der männlichen Beschäftigten Informationen bei der Arbeit zurück. Bei den Frauen sind es 57 Prozent.

Als Gründe für die Zurückhaltung von nützlichen Informationen berichten 23 Prozent der Befragten, dass Kanäle fehlen, über welche Mitarbeiter:innen ihr Wissen teilen können. Zudem sagen 26 Prozent der Teilnehmer:innen, dass sie das Gefühl haben, dass ihr Talent und ihre Selbstdarstellung am Arbeitsplatz unterdrückt werden.

Wissensaustausch innerhalb der Belegschaft fördern

Die Umfrage zeigt auch, dass viele Unternehmen Kanäle, über die das Engagement von Mitarbeiter:innen stattfinden kann (Meetings und Schulungen), immer noch nicht auf eine virtuelle Arbeitsumgebung ausgerichtet haben. Das sorgt bei 87 Prozent der Befragten für Langeweile am Arbeitsplatz. Deshalb beschäftigen sich viele Arbeitnehmer:innen während der Online-Sitzungen mit dem Lesen und Beantworten von E-Mails (45 Prozent) oder anderweitig (18 Prozent).

Einige Arbeitnehmer:innen schwänzen die Arbeit sogar vollständig. 23 Prozent der Frauen beschäftigen sich mit Zeichnungen, während 21 Prozent der Männer Sport treiben. Fast ein Viertel der Befragten spielt in der Zeit mit ihren Haustieren, während 20 Prozent schlafen. James Micklethwait, VP Kahoot! at Work, sagt dazu:

Zum ersten Mal bekommen wir einen Einblick in das, was Mitarbeitende wirklich tun, wenn sie ihr Video ausschalten und sich von den virtuellen Meetings, die ihrer Meinung nach ihre Aufmerksamkeit nicht wert sind, abwenden. Was uns aber wirklich überrascht hat, ist, wie sich Arbeitnehmer*innen hinsichtlich ihres Erfahrungsschatzes verhalten: Sie glauben einen speziellen Wissensstand zu haben und entscheiden sich jedoch dafür diesen nur für sich zu nutzen – und nicht an andere Mitarbeitende weiterzugeben. Es liegt auf der Hand, dass Arbeitgeber*innen hier aktiv werden müssen: Sie müssen eine Arbeitskultur schaffen, die den Wissensaustausch innerhalb der Belegschaft fördert und entsprechende Angebote schaffen, die eine solche Kultur möglich machen.

Freundschaftlicher Wettbewerb als Motivation

51 Prozent der Befragten ist die Besprechungszeit zu lang. Auf die Frage nach Motivationshilfen sagen 59 Prozent, dass ihnen freundschaftlicher Wettbewerb helfen könnte. 51 Prozent sprechen sich für ein Brainstorming mit Kolleg:innen für mehr Engagement aus, 38 Prozent für mehr interaktive Medien.

Kommentare aus der Community

Sophie Hafner am 09.11.2022 um 05:26 Uhr

kann ich nur bestätigen. sinnlose Investitionen, Hauptsache teuer, weder Zeitersparnis noch sonst ein Nutzen. Wenn man als älterer Mitarbeiter aufzeigt, dass es nichts bringt, wird man als rückständig abgestempelt.

Antworten
Rolf am 03.11.2022 um 08:30 Uhr

Die Kommentare spiegeln das wieder,was ich erleben durfte. Aufgewachsen in der ehemaligen DDR habe ich als Handwerker noch ein Miteinander bei der Arbeit kennengelernt, Verbesserungsvorschläge mit Sinn wurden sogar honoriert. Seit 1992 arbeite ich ohne Unterbrechungen in den sogenannten alten Bundesländern und mußte feststellen – Erfahrung ist nicht gefragt, Dienst nach Vorschrift ist in und für persönliche Kontakte ist keine Zeit. Von den Unternehmern auch nicht erwünscht. Ich gehe Anfang nächstes Jahr in Rente und nehme meine Erfahrungen und Fähigkeiten mit.

Antworten
Sophie Hafner am 09.11.2022 um 05:21 Uhr

kann ich nur bestätigen. sinnlose Investitionen, Hauptsache teuer, weder Zeitersparnis noch sonst ein Nutzen. Wenn man als älterer Mitarbeiter aufzeigt, dass es nichts bringt, wird man als rückständig abgestempelt.

Antworten
Matthias Mieth am 08.11.2022 um 09:45 Uhr

Ebenfalls auf dem Gebiet der ehemaligen DDR geboren, mache ich ähnliche Erfahrungen. Meine letzte Stelle habe ich verloren, weil mein Verbesserungsvorschlag als Nicht-Unterordnung aufgefasst würde. Dabei wurde der Vorschlag umgesetzt! In diese Falle tappe ich nie wieder.

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Enrico B. am 02.11.2022 um 21:38 Uhr

Also ganz ehrlich ? Auch wenn das jetzt zynisch oder gemein klingt , aber soziale Verhaltensweisen werden in der Arbeitswelt selten belohnt sondern eher noch mit Erwartungshaltungen und Mehrarbeit bestraft.
Warum sollte ich mein Wissen teilen , vielleicht auch noch mit Kollegen die dann das Wissen nutzen um selbst persönlich weiterzukommen oder für die ich dann als Besserwisser gelte ?
Und grade Vorgesetzte nutzen gerne das Wissen von Mitarbeitern gerne um eigene Unzulänglichkeiten zu verbergen oder auf deren Rücken voranzukommen.
Die deutsche Arbeitskultur ist kein Ponyhof wo alle lieb und nett zueinander sind , sondern da zählt nur wer sich durchsetzen kann und die nötigen Ellbogen hat.

Unternehmen sollten endlich die Augen aufmachen , sich weiterentwickeln und Potenziale bei Mitarbeitern SELBSTSTÄNDIG erkennen ohne das man sie mit dem Holzhammer drauf stoßen muss.

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Jonathan am 02.11.2022 um 21:26 Uhr

Das Gegendere nervt einfach nur. Sehr unangenehm zu lesen.

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Nicolas Scheidtweiler am 03.11.2022 um 10:47 Uhr

Ich sehe das Elend gar nicht mit der Chrome-Erweiterung „Binnen-I be gone“ ;-)
Leicht zu installieren.

Antworten
Andy am 03.11.2022 um 08:10 Uhr

mit dem Dauer Gender liest sich der Text schrecklich

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Andreas J. am 03.11.2022 um 05:20 Uhr

Ein vom Arbeitgeber seit Jahren gepuschtes Verhalten. In der deutschen Arbeitswelt ist man schon lange nur noch Einzelkämpfer. Besser über die Fehler anderer sinnieren, als das eigene aufgedeckt werden. Besonders hierbei spielen die Vorgesetzten eine grosse Rolle. Verantwortung haben wollen, aber nicht tragen wollen. Dann kommt noch Problemresistenz dazu und schon ist der deutsche regelarbeitzplatz fertig.
Der Verlust von Mitarbeiteraustausch, Teamplay und zusammenhalt dürfte den deutschen Betrieben Milliadenverluste bescheren.
Aber bevor die Arbeiter zusammen halte n und ja vieleicht aufmüpfig werden, wird lieber arglist und Zwiespalt betrieben…..

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Bruno Koop am 03.11.2022 um 17:58 Uhr

das sehe ich genau so!
Ich habe in meiner alten Firma mehrere Projekte im Alleingang zu vollsten Zufriedenheit aller durch gezogen. Auch wurde ich auf meiner Stabsstelle unter Tarif bezahlt (bekam keinen Bereichsleiter-Lohn).
Wie ich zum Chef gegangen bin und mehr Kohle wollte, bekam ich zur Antwort „Das wäre ungerecht meinen Kollegen gegenuber!“

Darauf hin habe ich meine Konsequenzen gezogen! Sollen Sie doch ihren Scheiß selber machen.

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Andrea am 02.11.2022 um 19:07 Uhr

Was mich wundert ist, daß sich darüber jemand wundert. Das Thema ist in leicht abgewandelten Facetten seit Jahrzehnten vorhanden und verstärkt sich immer mehr.
Solange Mitarbeiter von Seminaren beschult werden, damit sie sich genauso verhalten, wie eine HR oder Geschäftsleitung das für richtig hält, solange man die frustrierten Mitarbeiter dann wiederum „motivieren“ will, damit sie weiterhin möglichst mehr machen als die eigentlich vereinbarte Arbeit, solange echte Zusammenarbeit nicht belohnt wird, sondern stattdessen die Verhaltensweisen, die davon Profiteure sind und das Gegenteil tun, solange ungeeignete Personen zu Vorgesetzten gemacht werden undundund – solange haben darüber erstaunte HRler und ‚Manager‘ noch einen weiten Weg vor sich. Ich empfehle Christian Scholz zu lesen: die Loyalität wurde aufgekündigt – und die Mitarbeiter haben damit nicht angefangen …

PS: Nein, ich bin weder frustierter Mitabeiter, noch Betriebsrat, noch Sozialirgendwas. Ich habe bereits vor fast 30 Jahren meine Herzenswahl Personalentwicklung aus diesen Gründen verlassen und es nicht einen Tag bereut.

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Kerstin D. am 02.11.2022 um 17:37 Uhr

Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass einige Kollegen meine Infos gar nicht haben wollen und ich als „Klugsch…..“ dastehe.
Ich ärgere mich über solches Verhalten und bin der Meinung, dass wir alle so gut voneinander profitieren könnten.
Mancher kann mit Infos aus Erfahrung einfach nichts anfangen, weil grundsätzlich „auf dem alten Stand“ gearbeitet wird und dadurch oftmals viel Zeit verbrannt wird.

Es muss auch immer der Wille vorhanden sein, von anderen zu lernen.

Antworten
Ingrid am 02.11.2022 um 13:07 Uhr

Von mir erworbenes Wissen wurde mehrfach von „Anderen“ für eigene Ausarbeitungen in direktem Wortlaut benutzt – ohne Referenzangabe – , so dass ich tatsächliche meine eigenen Lösungswege erneut in andere Worte fassen musste. Der Missbrauch tut weh, schmälert Vertrauen, generiert Vorsicht, wenn fremdes Gedankengut frech für Eigenes ausgegeben wird.

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Tobias am 02.11.2022 um 09:48 Uhr

Wissen ist macht , daher mein know how , meine Erfahrung, und für um sonst gibt es nichts , auch nicht von mir.

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Tom am 02.11.2022 um 16:25 Uhr

Euer an sich gut geschriebener und informativer Text ist vor überbordenden Kolleg:innen, Mitarbeiter:innen, Arbeitnehmer:innen, Expert:innen, Teilnehmer:innen wirklich sehr sehr anstrengend zu lesen.

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Jonathan am 02.11.2022 um 21:28 Uhr

Absolut deiner Meinung

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Jorgo am 02.11.2022 um 22:29 Uhr

Die deutsche Personal Strategie hat es nicht anders verdient, basiert sie doch zu einem hohen prozentualen Anteil auf Lohndrückerei. Vordern und fördern… Fehlanzeige….überwiegend Hinhaltetaktiken und Lügen, sonst nix. Wenn Vorgesetzte welche die Verantwortung zwar bezahlt bekommen, diese aber meist nicht übernehmen sich gegenüber denen welche sie eigentlich führen sollen verhalten wie Arschlöcher….Mit Deckung von „oben“ Dafür soll man noch was weitergeben? Im Ernst?

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Peter am 09.11.2022 um 10:51 Uhr

Ja, Lohnsklaven sollen wir sein. Sozusagen die zweite Kaste über den „überflüssigen“ Arbeitslosen. Man gesteht uns Integrität zu, solange wir ja und Amen sagen. Aber sobald wir fordern, dass man uns wertschätzt wird der Abstieg in die unterste Kaste angedreht, man sei ja schließlich so leicht ersetzbar und die Rechnungen zahlt das Amt ja erst mit monatelanger Verspätung. Arbeiten muss man sich eben leisten können!

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