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Unternehmenskultur
Psychische Probleme am Arbeitsplatz – reden oder schweigen?

Psychische Probleme am Arbeitsplatz – reden oder schweigen?

Ein Gastbeitrag von Nicole Inez Fuchs | 06.03.20

Psychische Probleme am Arbeitsplatz nehmen immer mehr zu. Doch die Akzeptanz in der Gesellschaft hinkt hinterher. Wie also damit umgehen?

Die Arbeitswelt ist in den vergangenen zehn Jahren immer mehr vom Thema psychische Erkrankungen betroffen. Laut einem Bericht der Krankenkassen nehmen die Krankenstände aufgrund psychischer Probleme seit 2006 kontinuierlich zu. Immer mehr Menschen leiden unter psychischen Problemen und diese können sich auf den Arbeitsalltag auswirken. Die DAK-Versicherung erklärt sogar, dass sich die Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Erkrankungen in den letzten 20 Jahren verdreifacht hat.

Fakten zu psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz

Es gibt zahlreiche Statistiken zu diesem Thema im Internet. Hier ein Auszug aus den Ergebnissen:

  • Krankenstände aufgrund von psychischen Erkrankungen haben sich verfünffacht.
  • In den vergangenen 40 Jahren stieg die Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Probleme von 2 auf 16,6 Prozent.
  • In den letzten 22 Jahren stieg die Anzahl an Pensionierungen aufgrund psychischer Erkrankungen von 18,6 auf 43 Prozent.
  • Psychische Krankheiten sind der zweithäufigste Grund für Krankschreibungen und Arbeitsausfälle.

Was versteht man unter psychischen Problemen?

Wenn du von einer psychischen Störung betroffen bist, dann merkst du das an deinen Gefühlen, deinem Verhalten und deinen Gedanken. Je nach Erkrankung verändert sich deine Stimmung und dein Leben sukzessive. Du wirst merken, dass die Dinge nicht mehr so sind, wie sie früher waren. Das betrifft sowohl dein berufliches als auch dein privates Leben. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören: Depressionen, bipolare Störungen und Angsterkrankungen. Besonders Millennials sind häufiger von Depressionen und Burnout betroffen.

So wirken sich psychische Probleme am Arbeitsplatz aus

Je nach Krankheitsbild können sich psychische Probleme am Arbeitsplatz unterschiedlich auswirken. Auf jeden Fall leiden die Arbeitsleistung, die Motivation und das Selbstvertrauen bezüglich der eigenen Leistungen darunter. Bei einer Depression etwa legt sich ein grauer Schleier über deine Gedanken. Du fühlst dich antriebslos und alles, was dir früher Freude gemacht hat, freut dich nun nicht mehr.

Auch ist es möglich, dass sich Menschen aufgrund von psychischen Problemen von ihren Kollegen zurückziehen. Eine Verhaltensänderung macht sich in den meisten Fällen bemerkbar. Betroffene schämen sich und wollen nicht darüber sprechen, wie es ihnen geht. Zu groß ist die Angst vor der Verurteilung durch die anderen.

Psychische Stressfaktoren am Arbeitsplatz

Eine psychische Störung entsteht nicht von heute auf morgen. Daran sind etliche Faktoren beteiligt. Wer über Jahre einem Leidensdruck ausgesetzt ist, läuft Gefahr sowohl körperlich als auch psychisch zu erkranken. Nicht selten ist es ein Zusammenspiel aus privaten und beruflichen Faktoren, das letztendlich in einem depressiven Zustand endet. Am Arbeitsplatz könnten diese Faktoren folgende sein:

  • Dauerhafter Stress
  • Mobbing
  • Tyrannisierender Chef
  • Überforderung
  • Perfektionsstreben
  • Falsche Work-Life-Balance

Aktueller Umgang: Psychische Probleme am Arbeitsplatz

Obwohl psychische Probleme am Arbeitsplatz immer mehr zunehmen und zusehends zur Belastung für Unternehmen werden, werden sie noch immer häufig totgeschwiegen. Wer eine starke Verkühlung oder eine körperliche Erkrankung hat, redet meist offen darüber. Denn auf körperlicher Ebene Probleme zu haben, ist „normal“ und niemand braucht sich vor Verurteilung fürchten. Bei psychischen Erkrankungen sieht es jedoch anders aus. Das Stigma von „der ist doch selbst schuld“, ist nach wie vor in vielen Köpfen. Häufig fehlt das Verständnis seitens Kollegen und Vorgesetzten dafür.

Darüber reden oder schweigen?

Es gibt immer mehr Institutionen, die sich dem Thema psychische Probleme annehmen und diese auch offen thematisieren. Jedoch ist die Arbeitswelt häufig an Zahlen und Fakten interessiert und nicht am psychischen Befinden der einzelnen Personen. Dennoch sind psychische Probleme eine enorme Belastung. Sowohl für die betroffene Person als auch für das Unternehmen an sich. Jemand, der mit sich selbst kämpft, kann nicht mehr voll bei der Sache sein. Führt eine psychische Störung zu einem Ausfall, kostet dies einem Konzern mehr als eine Behandlung dieser gekostet hätte. In allen Staaten Europas verursachen solche Krankheiten jährlich 600 Milliarden Euro an ökonomischen Kosten.

Vorteile

Auch wenn es Angst macht und möglicherweise unangenehm ist, kann es helfen, offen anzusprechen, dass es einem psychisch nicht gut geht. Dabei gilt zu beachten, dass du bedenkst, wem du dich anvertraust. Nicht jeder ist dein Freund, egal ob es dir gut oder schlecht geht.

  • Probleme, die angesprochen werden, können auch gelöst werden.
  • Es wirkt erleichternd, sich jemandem anzuvertrauen.
  • Das Gefühl, dass man „allein“ ist, fällt weg.
  • Die Chance, dass man auf Verständnis stößt, steigt.
  • Man setzt ein Zeichen, dass man Hilfe braucht.
  • So kann man auch eher Hilfe erhalten.

Nachteile

  • Nicht jeder wird Verständnis haben oder zeigen.
  • Es bestehen nach wie vor Vorurteile gegenüber psychischen Problemen.
  • Eventuell wird man auf seine Erkrankung reduziert.
  • Wenn keine Offenheit seitens Chef besteht, kann man möglicherweise als „Risikofaktor“ gesehen werden.

Egal, ob du offen mit deinen psychischen Problemen umgehst oder nicht, es gibt auf jeden Fall Hilfe für dich. Sei es nun in Form von psychologischer Onlineberatung oder Psychotherapie in deiner Nähe. Ein erster Schritt ist oft, sich einer Person seines Vertrauens anzuvertrauen. Auch das Bewusstsein, dass man sich seinen Zustand nicht ausgesucht hat, wirkt entlastend.

Psychische Probleme bei der Arbeit: Ein Ausblick

Bei dem doch eher bedrückenden Thema gibt es auch einen Ausblick: Viele Firmen setzen auf Prävention. Dies geschieht häufig in Form von betrieblicher Gesundheitsförderung. Dazu gehören etwa Schulungen für den adäquaten Umgang mit Stress, das Verbessern der internen Kommunikation und das Lösen von Team-Problemen. Probleme sind da, um gelöst zu werden und nicht, um sie unter den Tisch zu kehren.

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