Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
New Work
Home Office als Karrierebremse? Junge Angestellte fühlen sich vergessen und zurückgelassen

Home Office als Karrierebremse? Junge Angestellte fühlen sich vergessen und zurückgelassen

Michelle Winner | 04.11.21

Vielen Angestellten fehlt bei der Arbeit im Home Office die Möglichkeit, von den Kolleg:innen zu lernen. Sie haben das Gefühl, beruflich nicht mehr voranzukommen und fürchten, von den Vorgesetzten vergessen zu werden.

Die Coronapandemie hat die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt, aber gleichzeitig dafür gesorgt, dass die Beliebtheit von Remote Work gestiegen ist. Viele Arbeitnehmer:innen möchten die Möglichkeit, auch von zu Hause aus zu arbeiten, nicht mehr missen. Doch trotz der zahlreichen Vorteile, bringt das Home Office auch Probleme mit sich. Eine aktuelle Studie von LinkedIn in Kooperation mit Censuswide zeigt, dass die Hälfte der Angestellten im Alter von 16 bis 24 Jahre glaubt, die Zeit im Home Office würde sich negativ auf die Karriere auswirken.

Angst vor dem Vergessen werden

Im Rahmen der Studie wurden über 1.000 Arbeitnehmer:innen ab 16 Jahren befragt, die einer Tätigkeit im Büro nachgehen. Die Sorgen der jungen Generation von Angestellten rühren vor allem daher, dass sie fürchten, vergessen zu werden. Heißt, die Angst liegt darin, dass sie durch das Home Office bei Beförderungen nicht berücksichtigt werden. Außerdem fehlt den 16- bis 24-Jährigen die Möglichkeit, von älteren Kolleg:innen zu lernen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass 48 Prozent von ihnen weiterhin die Arbeit im Büro bevorzugen. Barbara Wittmann, Country Managerin bei LinkedIn DACH, erklärt:

Die Sorge junger Arbeitnehmer:innen, im Homeoffice übersehen zu werden, ist nicht unberechtigt – wir alle tendieren unbewusst dazu, diejenigen Kolleg:innen als besonders engagiert und kompetent wahrzunehmen, die wir täglich sehen. Führungskräfte müssen deshalb jetzt aktiv darauf achten, dass gerade junge Mitarbeiter:innen, die noch viel von anderen und durch den persönlichen Kontakt zu Kolleg:innen lernen möchten, nicht zu kurz kommen.

Lernen ist ein wichtiges Stichwort, wenn es um die Sorgen der Arbeitnehmer:innen hinsichtlich Remote Work geht. 61 Prozent der Befragten geben an, dass die Coronapandemie ihr berufliches Lernen und wie Weiterbildung negativ beeinflusst hat. Bei den 16- bis 24-Jährigen sind es sogar 82 Prozent. Den Betroffenen fehlen jedoch keine persönlichen Coachings oder Weiterbildungsangebote, da diese oft sehr gut online abhaltbar waren. Was wirklich fehlt, ist der Austausch und das Lernen von den Kolleg:innen in einer entspannten Arbeitsatmosphäre vor Ort. Vor allem wird beklagt, dass man sich im Home Office seltener traue Fragen zu stellen, beispielsweise weil man die anderen nicht mit ständigen Chat-Benachrichtigungen nerven möchte. Im persönlichen Gespräch könne man diese hingegen schneller klären.

Ist das Home Office negativ behaftet?

Auch Arbeitgeber:innen haben diese Probleme bereits bemerkt. 89 Prozent der Führungskräfte sind der Meinung, dass die Lernmöglichkeiten für jüngere Arbeitnehmer:innen durch den fehlenden persönlichen Austausch eingeschränkt sind. Dabei wird besonders bemängelt, dass spontane Interaktionen kaum möglich sind. Dabei seien diese es, die kreative Fähigkeiten fördern. Auch Chancen zum Netzwerken und Lernen für ein effektives Zusammenarbeiten fehlen fast gänzlich. So ist es nicht verwunderlich, dass 37 Prozent der jungen Arbeitnehmer:innen die Arbeit im Home Office als negativ behaftet wahrnehmen. Und während bei den Befragten zwischen 45 und 54 Jahren ganze 83 Prozent hybriden Arbeitsmodellen entgegensehen, sind es in der Altersgruppe 16 bis 24 Jahre nur 53 Prozent. Wittmann erläutert:

Wir beobachten derzeit sehr starke Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt – fast alle Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen überdenken gerade, wie sie arbeiten möchten – und die neue Flexibilität schafft für viele ganz neue Möglichkeiten. Gleichzeitig müssen Führungskräfte nun aufpassen, denn die neue Flexibilität verändert auch Unternehmenskultur und die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten. Es ist nun Aufgabe der Unternehmen, geeignete Alternativen und Kommunikationswege zu finden und zu etablieren, damit sich niemand, egal von wo er oder sie arbeitet, zurückgelassen oder ignoriert fühlt.

Trotz aller Sorgen, sieht die junge Generation aber auch viele Vorteile in der Arbeit von zu Hause aus. Sie freut sich vor allem darüber, weniger pendeln zu müssen (45 Prozent), eine bessere Work-Life-Balance zu haben (38 Prozent) und produktiver zu sein (29 Prozent). Damit die Vorteile von Remote Work und hybriden Arbeitsmodellen überwiegen, müssen vor allem die Arbeitgeber:innen Maßnahmen ergreifen, damit niemand sich zurückgelassen fühlt. LinkedIn schlägt die folgenden vor:

  • Bewusstsein schaffen: Eine offene Feedback-Kultur, die sich nach dem Wohlergehen, den Wünschen und Sorgen der Mitarbeiter:innen im Home Office richtet, ist unerlässlich, um empathisch zu führen.
  • Arbeitsort variieren: Bei hybriden Arbeitsmodellen kann es helfen, wenn auch die Vorgesetzten ab und an von zu Hause aus arbeiten. So entsteht nicht das Gefühl, dass eine ständige Präsenz Vorteile für die Mitarbeiter:innen bringt. Außerdem entstehen auch keine unbewussten Bevorzugungen.
  • Führungskräfte schulen: Hybrides Führen ist anders als in Präsenz. Führungskräfte sollten sich dessen bewusst sein und sich hinsichtlich des Managen von Angestellten im Home Office weiterbilden.
  • Leistung bewerten: Anstatt Angestellte nach ihrer Präsenz zu bewerten, sollte im Unternehmen die Leistung zählen.
  • Treffen arrangieren: In einer Zeit ohne Kontaktbeschränkungen, sollten Führungskräfte Anlässe schaffen, um auch Angestellte persönlich zu treffen, die eher selten in Büro anzutreffen sind.

Remote Work und hybride Arbeitsmodelle bringen viele Vorteile und sind bei Arbeitnehmer:innen beliebter denn je. Dennoch dürfen wir die Augen nicht vor Problemen und Sorgen schließen. Die Arbeit von zu Hause aus (oder anderen Orten) darf sich negativ auf die Arbeitnehmer:innen auswirken und sie dürfen nicht das Gefühl vermittelt bekommen, vergessen zu werden. Führungskräfte sind daher dazu angehalten, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und den Weg in die hybride Arbeitswelt zu erleichtern.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.