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Karrieretipps
Kreativität bei der Bewerbung: So zeigst du Individualität

Kreativität bei der Bewerbung: So zeigst du Individualität

Michelle Winner | 13.02.18

Ein kreatives Design hebt dich zwischen den Unmengen an Bewerbern hervor. Doch wie kreativ darf es werden, bevor es als unprofessionell gilt?

Zugegeben, es ist eine Gratwanderung: Unternehmen verlangen nach individuellen Bewerbungen, die den Bewerber herausstechen lassen. Doch gleichzeitig sollen gewisste Stadards gewahrt werden. Wie kreativ eine Bewerbung im Endeffekt sein darf, hängt zudem sehr von der Branche ab. Wie solltest du also vorgehen, um in Zukunft die Ansprüche von Personalern zu erfüllen? Auf jeden Fall ist es nicht verkehrt, sich ein paar Inspirationen zu holen. Mache dir aber bewusst, wo die Grenze zwischen Individualismus und Unprofessionalität gezogen wird.

Kreativität mit Vorsicht genießen

Bevor du loslegst und dich designtechnisch richtig austobst, solltest du die folgenden Hinweise beachten. Denn trotz aller Kreativität soll der Fokus immer noch auf dem Inhalt deiner Bewerbung liegen, sprich deinen Fähigkeiten. Besonders die Übersichtlichkeit von Anschreiben und Co. sind wichtig, da hierdurch ein professionelles Bild vermittelt wird. Ein wildes Durcheinander lässt dich hingegen chaotisch dastehen. Daher solltest du bestimmte Standards unbedingt beibehalten: Ein professionell geschossenes Bewerbungsfoto ist unerlässlich, egal wie schön dich der Snapchat Filter mit großen Augen und Blumenkranz aussehen lässt. Und auch der Aufbau deiner Bewerbung sollte dem alten Bild von Deckblatt, Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen folgen. Außerdem ist bei einer Onlinebewerbung zu beachten, dass die Dateien trotz eingefügten Grafiken nicht zu groß werden.

Der Versuch, zwanghaft mit deiner Bewerbung hervorzustechen, wird auch fehlschlagen. Natürlich kannst du dein Anschreiben mit einem Edding auf einen Ziegelstein schreiben, doch was hat das mit einer Stelle im Food & Beverage Management zu tun? Nichts. Genau deshalb solltest du gewagte Ideen nur dann umsetzen, wenn sie ideal auf die angestrebte Stelle passen. Alles andere wirkt schnell übertrieben und aufgesetzt. Authentizität ist auch bei einer kreativen Bewerbung gefordert. Schlussendlich lässt sich sagen, dass ein individuelles Design in erster Linie dafür sorgen soll, dass du dem Personaler im Gedächtnis bleibst. Überzeugen musst du aber durch Expertise und Soft Skills.

Und nach all den Warnungen, folgen jetzt ein paar Inspirationen, die du bei deiner nächsten Bewerbung umsetzen könntest.

Die Macht des ersten Satzes

Was im Journalismus und in der Literatur längst ausschlaggebend ist, kannst du auch in deiner Bewerbung anwenden: Dein erster Satz muss ein Attention Grabber sein. Dem Personaler wird klar sein, dass du irgendwo eine Stellenanzeige gelesen hast. Verzichte also darauf eine Referenz zu dieser als Einstieg zu nutzen. Falle lieber mit der Tür ins Haus, indem du geforderte Kriterien der Ausschreibung als Frage formulierst und auf diese direkt antwortest. Das ganze sieht dann in etwa so aus: „Anforderung 1? Anforderung 2? Ich passe perfekt auf die Stelle, weil ich A und B bin und mich X und Y an der Firmenpolitik faszinieren.“ Direkte Bezüge herzustellen verbessert deine Bewerbung nicht nur stilistisch, sondern zeugt auch davon, dass du dich intensiv mit den Anforderungen des Jobs auseinander gesetzt hast.

Infografik: Bewerberschreck Anschreiben | Statista

Eigenwerbung stinkt nicht immer

Werbeslogans bleiben im Gedächtnis hängen wie Ohrwürmer. Bei „Ich liebe es“ oder „Ich bin doch nicht blöd“ hast du mit 99-prozentiger Sicherheit sofort die dazugehörigen Marken im Kopf. Diese Technik kannst du auch in deiner Bewerbung vorteilhaft nutzen. Es geht darum besonders einprägsame 3-Wort Kombinationen zu erfinden, die deine Vorzüge unterstreichen. Natürlich wählst du dafür nicht etwas Abgedroschenes wie „groß, gebräunt und gutaussehend“, sondern Eigenschaften die dich für den Job qualifizieren. Diese drapierst du dann wie eine Überschrift auf dem Deckblatt neben deinem Bewerbungsfoto. Doch wenn du dich als „innovativ, kreativ und progressiv“ bezeichnet, solltest du dies auch in Anschreiben und Lebenslauf beweisen und nicht nur Behauptungen in den Raum werfen.

Die Vorteile eines Corporate Designs

Diese Idee eignet sich besonders für kreative Berufe oder moderne Unternehmen. Vielleicht hast du schon einmal gesehen, wie Personen in der Social Media Branche ihre Bewerbung als Facebook Timeline dargestellt haben. Damit sollen nicht nur die Designskills und Kreativität bewiesen werden, sondern es wird auch ein Bezug zum Unternehmen hergestellt. Nun musst du aber nicht auf aufwendiges Webseitenprogrammieren zurückgreifen, sondern kannst durch kleine Schritte einen ähnlichen Effekt erzielen. Sieh dir als erstes den Internetauftritt des Unternehmens an und orientiere dich an Farbschema und Typologie. Dies überträgst du dann auf deine eigene Bewerbung und vermittelst damit automatisch, dass du dich mit der Firma auseinandergesetzt hast.

Ausgelernt hat man nie

Eine simple Idee ist es, in deinem Anschreiben darauf zu verweisen, was du durch eine Einstellung dazulernen kannst. Wenn du zum Beispiel aus dem Printjournalismus kommst, kannst du erklären, dass du nun Erfahrungen in einem Online News Portal sammeln möchtest, da deren Bedeutung sich eines starken Wachstums erfreut und du der Digitalisierung nicht hinterherhinken möchtest. Dabei sind es natürlich die vielen formalen Unterschiede, die du dir vor Augen führen möchtest. Diese Methode lässt sich in jedem Feld anwenden und selbst wenn du dich auf einen Job bewirbst, der deinem alten ähnelt, kannst du versuchen Unterschiede zwischen vorherigem und neuem Arbeitgeber zu finden und auf diese zu verweisen.

Infografik: Online-Check bei Bewerbungen nicht die Regel | Statista

Spannungsaufbau durch Teaser

Das Anschreiben ist in der Regel zu kurz, um auf jeden Punkt detailliert eingehen zu können. Daher bietet es sich an, besondere Projekte zu erwähnen und deren Ausgang dann anzuteasern. Stelle dir deine Lieblingsserie vor, deren neuste Folge in einem riesigen Cliffhanger endet. Du hältst die Spannung kaum aus und musst unbedingt in der nächsten Woche wieder einschalten. Damit haben die Macher genau den erwünschten Effekt erzielt.

Für deine Bewerbung suchst du dir also am besten ein Projekt aus, auf das du besonders stolz bist und bei dem es viele Herausforderungen gab. Erläutere es kurz und deute dann an, dass du es trotz Problem XY geschafft hast, einen Erfolg daraus zu machen. „Wie ich dies im Detail vollbracht habe, können sie im beigefügten Projektbericht nachlesen.“ Und schon hast du deinen eigenen Teaser geschaffen. Aber Achtung: Dein Anschreiben sollte nicht zu viele davon enthalten und trotzdem erklärend sein.

Querdenken beim Lebenslauf

Eine etwas gewagtere Idee ist der horizontale Lebenslauf in Form eines Zeitstrahls. Obwohl sonst komplett auf Vorlagen aus dem Internet verzichtet werden sollte, gerade bei kreativen Bewerbungen, bieten sie sich in diesem speziellen Fall an. Die unübliche Form der Vita erfordert entweder sehr gute Designskills deinerseits, oder ein Hilfsprogramm, von denen es im Netz einige gibt. Was auf den ersten Blick schön aussieht, ist aber mit Vorsicht zu genießen: Wie in unserem Artikel über Lebensläufe im Jahr 2018 erwähnt, kann ein zu extremes Design eher abschreckend wirken. Daher nutze diese Art wirklich nur, wenn du dir zu 100 Prozent sicher bist, dass dein künftiger Arbeitgeber davon beeindruckt sein wird.

Ebenso gewagt ist die Geschichte von Alex Brownstein, der ausnutzte, dass Firmenchefs oft den eigenen Namen googeln. Mit Hilfe der Suchmaschine hinterließ er ihnen eine Nachricht:

Beeindrucken durch eigene Schwächen

Eine normale Bewerbung besteht aus ehrlichen Angaben und ist meist auf Hochglanz poliert, damit der Bewerber einen guten Eindruck vermittelt. Dabei kann es durchaus erfrischend sein, wenn ein Personaler von deinen Schwächen liest. So berichtet der Spiegel von einem Experiment der Karriereberaterin Svenja Hofer. Gemeinsam mit einem Klienten hat sie zwei neue Kategorien in dessen Lebenslauf eingebaut: Erstens, „Das kann ich“, und zweitens, „Das kann ich nicht“.

Während in der ersten Kategorie natürlich alle essenziellen Fähigkeiten für den angestrebten Job stehen, berichtet der Klient in der zweiten von fehlenden Fremdsprachen- und Programmierkenntnissen. Tatsächlich luden ihn von den 50 Unternehmen, an die er die Bewerbung geschickt hatte, 25 Prozent zu einem Vorstellungsgespräch ein. Die Erfolgsquote einer standardmäßigen Bewerbung liegt dagegen nur bei 15 bis 20 Prozent. Also sei mutig und komme nicht erst im Bewerbungsgespräch auf deine Schwächen zu sprechen.

Kreativität bei Initiativbewerbungen zeigen

Wer sich direkt auf eine Stellenanzeige bewirbt, sollte den Hang zum Individualismus mit Vorsicht genießen. Doch gerade bei Initiativbewerbungen kannst du mit deiner Kreativität punkten. Dein Ziel ist es Eindruck zu machen und dem Unternehmen im Gedächtnis zu bleiben, daher kannst du dich tatsächlich etwas mehr austoben. Natürlich ohne zu übertreiben. Aber gerade der horizontale Lebenslauf oder Corporate Designs bieten sich in diesem Fall an. Wenn das Unternehmen dann erst einmal auf dich aufmerksam geworden ist, kann es immer noch nach den Standardunterlagen deiner Bewerbung fragen. Aber vielleicht überzeugst du auch einzig mit deinen kreativen Ideen.

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