Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Human Resources
Starke Blue Collar-Nachfrage: 93 Prozent der Unternehmen suchen Arbeitskräfte für Industrie und Dienstleistungen

Starke Blue Collar-Nachfrage: 93 Prozent der Unternehmen suchen Arbeitskräfte für Industrie und Dienstleistungen

Marié Detlefsen | 14.09.23

Während Bürojobs in Fülle zu finden sind, suchen Unternehmen verzweifelt nach Blue Collar-Arbeitskräften. Unser Artikel wirft einen Blick auf den wachsenden Arbeitskräftemangel, die Gründe dafür und wie Unternehmen auf diese Herausforderung reagieren müssen, um langfristig erfolgreich zu sein.

Während Unternehmen weiterhin in großer Zahl Bürojobs ausschreiben und versuchen, den Erwartungen der Gen Z gerecht zu werden, indem sie flexible Arbeitsbedingungen oder Home-Office-Möglichkeiten bieten, wird gleichzeitig überall händeringend nach Blue Collar-Jobs gesucht. Diese Positionen, die traditionell in Industrie, Handel und anderen Bereichen zu finden sind, zeichnen sich vor allem durch körperliche Arbeit aus. Laut einer von forsa im Auftrag der Recruiting-Marke onlyfy by XING durchgeführten Studie gaben 93 Prozent der Unternehmen an, Probleme zu haben, offene Stellen in diesem Bereich zu besetzen. Was dies für Auswirkungen hat und warum es so schwierig ist, Bewerber:innen für diese Branche zu finden, zeigen wir dir hier.

Fachkräftemangel sorgt für viele offene Stellen

Für die Studie wurden insgesamt 1.736 Teilnehmer:innen in Deutschland befragt. Darunter waren 1.006 Blue Collar- und 730 White Collar-Arbeitnehmer:innen. Parallel dazu wurde eine Umfrage durchgeführt, bei der 200 HR-Entscheider:innen zu diesem Thema befragt wurden. Hierbei stellte sich heraus, dass es für Unternehmen besonders schwierig ist, neue Mitarbeiter:innen für die Blue Collar-Branche zu finden: Dieser Aussage stimmten etwa 95 Prozent der HR-Entscheider:innen aus dem Dienstleistungssektor zu, 94 Prozent aus der Industrie und 88 Prozent aus dem Handel.

Als Grund wird in erster Linie der Mangel an verfügbaren Arbeitskräften auf dem Markt (83 Prozent) genannt, gefolgt von Defiziten in den fachlichen Qualifikationen der Bewerber:innen (62 Prozent) und die hohen Gehaltsansprüche der Kandidat:innen (55 Prozent). Diese Faktoren führen dazu, dass fast die Hälfte der Unternehmen (44 Prozent) drei bis sechs Monate benötigt, um eine offene Position erfolgreich zu besetzen.

Blue Collar-Arbeitnehmer:innen sind unzufrieden und wechselwillig

Wie nehmen die Arbeiter:innen der Branche ihre eigene Situation wahr? Rund jede:r fünfte Befragte (21 Prozent) zeigt sich mit der derzeitigen beruflichen Situation unzufrieden. Im Vergleich dazu äußerten nur 14 Prozent der befragten Büroangestellten Unzufriedenheit. Dies sorgt für eine höhere Wechselwilligkeit unter den Angestellten: Somit gaben 37 Prozent der Teilnehmer:innen aus dem Blue Collar-Bereich an, auf der Suche nach einem neuen Job zu sein. Sechs Prozent suchen davon aktiv und 31 Prozent denken zumindest darüber nach.

Besonders die Generation Z (Erwerbstätige im Alter zwischen 18 und 29 Jahren) zeigt eine hohe Wechselbereitschaft von 59 Prozent. Dabei schmieden 22 Prozent der Befragten konkrete Pläne für einen Berufswechsel, während diese Neigung bei den 30- bis 49-Jährigen bei lediglich fünf Prozent liegt und bei den über 50-Jährigen nur vier Prozent beträgt. Darüber hinaus sind vier von zehn Angehörigen der Generation Z offen für die Aussicht auf eine neue berufliche Herausforderung, wobei sich 37 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, 36 Prozent der 30- bis 49-Jährigen und 26 Prozent der über 50-Jährigen dazu bereit erklären.


37 Prozent der Arbeitnehmer:innen sind offen für Jobwechsel

Abbildung eines leeren Büros mit Tisch und Stuhl.
© Matt Hoffman – Unsplash


Was wünschen sich Angestellte in körperlich anstrengenden Berufen?

Gründe für diese hohe Wechselwilligkeit der Arbeitnehmer:innen liegen vor allem in der Unzufriedenheit mit dem aktuellen Job. In der Rangliste der größten „Nervfaktoren“ im Arbeitsalltag steht die hohe Belastung unangefochten an erster Stelle (45 Prozent). Gleich dahinter rangiert ein zu niedriges Gehalt (39 Prozent) sowie das teilweise störende Verhalten von Kolleg:innen (35 Prozent) und das der Führungskräfte (34 Prozent). Für jede:n fünfte:n Arbeitnehmer:in (21 Prozent) stellt auch das Fehlen flexibler Arbeitszeiten einen weiteren Störfaktor dar, der den Arbeitsalltag belastet. Bei der Nachfrage, warum sie trotz hoher Unzufriedenheiten immer noch im Unternehmen bleiben, wurde insbesondere die Jobsicherheit, der attraktive Standort und die erfolglose Suche nach einer neuen Stelle genannt.

Auf die Frage, welche Ansprüche die Angestellten an einen neuen Job haben, wurden folgende Kriterien genannt:

  • Jobsicherheit (74 Prozent)
  • Höheres Gehalt (71 Prozent)
  • Attraktiver Standort und pünktliche Bezahlung (jeweils 69 Prozent)
  • Flexible Arbeitszeitgestaltung (66 Prozent)
  • 4-Tage-Woche (66 Prozent)
  • Gutes Führungsverhalten (64 Prozent)
  • Sinnerfüllende Aufgabe (55 Prozent)
  • Gehaltstransparenz (39 Prozent)

Blue Collar-Jobs müssen attraktiver werden

Es ist somit unerlässlich, dass Unternehmen sich zukunftsorientiert für die Arbeitskräfte im Blue Collar-Bereich positionieren. Die Bedeutung der Arbeit dieser Gruppe sollte nicht unterschätzt werden. Die Herausforderungen des modernen Arbeitsmarkts erfordern kreative Ansätze, die die Arbeitsbedingungen und die Anforderungen der Jobsuchenden berücksichtigen. Es ist an der Zeit, die Attraktivität von Blue Collar-Jobs zu steigern und gleichzeitig die Qualifikationen und die Zufriedenheit der Arbeitnehmer:innen in diesen Bereichen zu fördern. Nur so können Unternehmen nachhaltig erfolgreich sein und die drängende Nachfrage nach Fachkräften in körperlichen Berufen effektiv bewältigen. Frank Hassler, verantwortlicher Vorstand für das Geschäftsfeld Recruiting und Employer Branding der NEW WORK SE, sagt hierzu:

Bei der Diskussion um Fachkräftemangel wird viel zu häufig auf die Bedürfnisse von Wissensarbeitern geschaut. Wir müssen viel mehr auf die Wünsche der Personen schauen, die hierzulande den Laden am Laufen halten. Während Vorreiter in Handwerk, Hotellerie oder Einzelhandel die Bedürfnisse von Jobsuchenden und Beschäftigten ernst nehmen, sind andere immer noch zu sehr in gewohnten Strukturen verhaftet. Unternehmen müssen sich auch für Arbeitskräfte im sogenannten Blue-Collar-Bereich zukunftsfähig aufstellen Flexible Arbeitszeitgestaltung steht auch bei denen mit auf der Wunschliste, die nicht in Büros arbeiten. Hier ist handfester Gestaltungswille gefragt.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.