Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Human Resources
Hohe Intelligenz garantiert keine Führungsqualität

Hohe Intelligenz garantiert keine Führungsqualität

Hauke Eilers-Buchta | 03.11.22

Menschen mit einer hohen Intelligenz können nicht zwingend mit guter Führungsqualität punkten. Eine Studie ergab sogar, dass eine zu hohe Intelligenz der Vorgesetzten sogar negativ für das gesamte Team sein kann.

In TV-Serien und Filmen wird immer wieder verdeutlicht, dass eine hohe Intelligenz im Leben zu Problemen und Schwierigkeiten führen kann. Ein gutes Beispiel ist sicherlich der Seriencharakter Sheldon Cooper aus The Big Bang Theory oder auch aus Young Sheldon. Die Serien erfreuen sich sicherlich auch aufgrund der Eigenheiten des Protagonisten großer Beliebtheit. Doch die zwar häufig überinszenierte Darstellung von Hochintelligenz und Genie in Filmen und im Fernsehen verweist dennoch darauf, dass diese „Gaben“ im realen Leben auf sozialer Ebene zu Probleme führen können. Eine Studie von John Antonakis zeigt etwa, dass eine hohe Intelligenz keine gute Führungsqualität garantiert.

Laut der Studie, die wiederum auf Untersuchungen von Dean Keith Simons basiert und kürzlich im „Journal of Applied Psychology“ veröffentlicht wurde, gelten Menschen mit einem Intelligenzquotienten der höher als 120 ist, als weniger kompetente Chef:innen. Die Studie widmete sich bereits im Jahr 2017 den Führungsqualitäten von Menschen mit höheren IQ-Werten als der Durchschnitt. Der durchschnittliche Intelligenzquotient liegt bei etwa 100, Menschen mit Werten ab 130 gelten als hochintelligent.

Ähnliche Tendenzen gab es bereits im Jahr 2004

Dass Intelligenz kein Indikator für die Qualität von Führungskräften sein muss, wurde im „Journal of Applied Psychology“ bereits vor 16 Jahren angemerkt. Eine damalige Untersuchung widmete sich ebenso dieser Thematik. Die Ergebnisse von Antonakis unterstreichen diese These nun. Dabei ist ein gewisser Grad an Intelligenz für Führungsverantwortliche durchaus hilfreich. Sobald der IQ allerdings einen Wert von 128 übertrifft, kann die vorhandene Intelligenz auch problematisch sein. Kurz und knapp: Intelligenz kann durchaus hilfreich sein, zu viel (und zu wenig) davon aber auch schaden.

Für die Studie aus dem Jahr 2017 hatte ein Forscherteam der Schweizer Universität Lausanne verschiedene Führungskräfte über einen Zeitraum von sechs Jahren begleitet und untersucht. 379 Führungskräfte waren an der Studie beteiligt, sie stammten aus unterschiedlichen Ländern. Zu den Untersuchungen zählten beispielsweise Persönlichkeitstests und auch IQ-Testungen. Mitarbeiter:innen bewerteten zudem die Führungsstile ihrer Vorgesetzten. Das Ziel dabei: Die Zusammenhänge zwischen Intelligenz, Führung und anderen Führungsmerkmalen herstellen und daraus entsprechende Schlüsse ziehen.

Hohe Intelligenz als Führungskraft: Das ergab die Studie

Dass Menschen mit sehr hoher Intelligenz nicht unbedingt danach streben, Führungsverantwortung zu übernehmen, wurde bereits früher festgestellt. Die jüngere Studie ergab allerdings noch weitere Aspekte, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen. So ergaben sich dabei unter anderem Auffälligkeiten bei größeren Unterschieden der Intelligenz. Unterscheidet sich der IQ der Führungskraft zu stark von denen, der Mitarbeiter:innen, führt dies möglicherweise zu Problemen. Eine zu große Lücke kann somit negative Auswirkungen auf die Führungsqualität haben. Aus diesen Ergebnissen lässt sich andererseits ableiten, dass ähnliche Intelligenzwerte bei Chef:innen und Mitarbeiter:innen eine bessere Führung möglich machen könnten.

Schwierige Kommunikation durch hohe Intelligenz

Ebenso kann es der Studie von Antonakis zufolge Probleme in der Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Angestellten kommen, wenn die Intelligenz der Führungskraft zu hoch ist. Vermutet wird dabei, dass betroffene Chef:innen eine zu komplizierte Sprache wählen, wenn sie über die Aufgaben für die Mitarbeiter:innen sprechen, ebenso wenn es um die Erwartungen an das Team geht. Das kann zu einer geringeren Nachvollziehbarkeit im Team führen, wodurch sich dann die Probleme ergeben. Eine weitere Folge: Durch die Andersartigkeit der Vorgesetzten würden diese ausgegrenzt werden und weniger oft als etablierter Teil der Gruppe angesehen werden.

Hochintelligente Chef:innen: Wie kann der Führungsstil optimiert werden?

Würde die Führungsqualität rein von der Intelligenz abhängen und dabei die Annahme gelten, dass eine hohe Intelligenz eine gute Führung bedingt, würde dies laut Annahmen der Forschenden bedeuten, dass es zwischen dem IQ des:der Chef:in und dem der Mitarbeiter:innen eine gewisse Kompatibilität geben müsste. Allerdings wird dieses Kriterium selten, wenn überhaupt, bei der Auswahl von Mitarbeiter:innen und Chef:innen angesetzt. Statt bloß den IQ-Wert eines Menschen zu betrachten, setzen Unternehmen vermehrt auf Einstellungstests, Vorabgespräche oder auch Assessment Center. Dennoch könnten Führungskräfte, die eine (zu) hohe Intelligenz aufweisen, folgende Tipps befolgen:

Sich nicht selbst isolieren

Mitunter neigen Menschen mit hoher Intelligenz dazu, sich zu isolieren und, statt im Team, lieber alleine für sich zu arbeiten. Denn Hochintelligente schätzen es häufiger, alleine zu sein oder zu für sich zu arbeiten, da sie dann so sein können, wie sie sind – und beispielsweise selbstbestimmt und flexibel agieren können. In Gesellschaft zu arbeiten, wird stattdessen oft als anstrengend wahrgenommen. Als Führungskraft kann dies aber negative Signale an das Team senden. Die Selbstisolation kann daher für einen eloquenten Führungsstil negativ sein. Denn oft ist es hilfreich, sich als Führungspersönlichkeit in das Geschehen im Unternehmen zu integrieren. Denn gute Führung benötigt häufig auch Empathie, zumindest auf dem immer stärker auf die Bedürfnisse von Arbeitnehmer:innen fokussierten Markt. sowie die Fähigkeit, zu kommunizieren und ein gewisses Maß an Kreativität.

Hochmut so gut es geht vermeiden

Menschen mit einer signifikant höheren Intelligenz könnten dazu neigen, diese scheinbare Überlegenheit auch regelmäßig kundzutun. Das aber führt beim eigenen Umfeld oft zu Unzufriedenheit und damit auch zu einer möglichen Distanz. An dieser Stelle ist jedoch zu betonen, dass Hochmut nicht unbedingt ein Anzeichen besonderer Intelligenz ist, eher im Gegenteil,. Auf Hochmut und zu viel Selbstdarstellung sollten daher Führungskräfte generell verzichten. Viel eher sollten sie darauf achten, ihren Mitarbeitenden Respekt entgegenzubringen und auch zu signalisieren, dass man selbst nicht fehlerfrei ist.

An der eigenen Empathie arbeiten

Zusätzlich gilt oft die Annahme, dass besonders hochintelligente Personen in ihrer eigenen Welt leben würden. Das zeigt sich beispielsweise durch das Interesse an besonderen Bereichen der Wissenschaft oder an besonders komplexen Themen. Auch eine umfassende Analysefähigkeit wird hochintelligenten Menschen oftmals zugeschrieben. Das ist für Menschen mit durchschnittlicher Intelligenz (zumindest nach dem IQ-Wert) oft nicht so leicht nachvollziehbar. Um anderen Menschen also näher sein zu können, bedarf es Empathie. So kann auch ein gesteigertes Verständnis entwickelt werden – auf beiden Seiten. Für Führungskräfte ist Empathie heutzutage sowieso ein wichtiger Skill, sodass man an diesem auf jeden Fall arbeiten sollte.

Kommentare aus der Community

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*

Melde dich jetzt zu unserem HR-Update an und erhalte regelmäßig spannende Artikel, Interviews und Hintergrundberichte aus dem Bereich Human Resources.