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Feierabend: Überstunden sind in Schweden die Ausnahme, nicht die Regel

Feierabend: Überstunden sind in Schweden die Ausnahme, nicht die Regel

Hauke Eilers-Buchta | 10.08.22

Der Feierabend ist in Schweden – anders als in Deutschland – wichtig. Auch Vorgesetzte gehen pünktlich nach Hause und lassen dies ihre Mitarbeiter:innen auch wissen. Regelmäßige Überstunden sind eher die Ausnahme.

In Deutschland sind Überstunden in vielen Unternehmen üblich und werden beinahe schon erwartet. Wer trotz noch offener Aufgaben pünktlich Feierabend macht und nach Hause geht, wird nicht selten schief angesehen. In Schweden ist dies anders. Hier gehen auch Chef:innen pünktlich nach Hause – und zwar so, dass die Mitarbeitenden das auch mitbekommen. Schief angesehen wird hier eher, wer immer wieder Überstunden macht und nicht zum Feierabend die Firma verlässt und nach Hause fährt. Auswirkungen auf den unternehmerischen Erfolg hat dies in aller Regel nicht und schwedische Unternehmen fahren mit diesem Prinzip recht gut.

Work-Life-Balance ist in Schweden kein Problem

Schwed:innen, die abends noch öfter in ihren Büros sitzen, gelten nicht als Held:innen der Unternehmen. Anders als in Deutschland und anderen europäischen Ländern. In Schweden macht man sich dann um die Mitarbeiter:innen eher Gedanken und fragt schon mal, ob jemand Hilfe benötigt oder die Arbeit nicht vollständig leisten kann.

Bereits seit Jahren verzichtet man in Schweden in vielen Unternehmen auf Meetings nach 16 Uhr, damit die Mitarbeiter:innen Zeit für ihre Familien haben und beispielsweise ihre Kinder abholen oder ihre Freizeit individuell verbringen können. Daran sind auch viele Arbeitgeber:innen interessiert, die hierfür das sogenannte Loud Leaving praktizieren. Sie gehen sichtbar und durchaus auch lautstark nach Hause und signalisieren auf diese Weise, dass auch die Angestellten pünktlich Feierabend machen dürfen.

Aber: Es muss auch niemand im Büro bleiben, bloß weil die Chef:innen noch vor Ort sind. Das Privatleben hat in Schweden einen hohen Stellenwert und steht oftmals sogar an erster Stelle.

In Deutschland geht es eher um Leistung und Präsenz

Anders sieht es vielerorts in Deutschland aus. Hier gilt Leistungsstärke als wichtige Prämisse und wer ständig präsent ist, wird als fleißig und effizient wahrgenommen. Berufstätige Elternteile würden in vielen Fällen eher eine Schulveranstaltung ihrer Kinder verpassen, als den Vorgesetzten mitzuteilen, dass sie einen Termin aufgrund einer solchen Veranstaltung nicht wahrnehmen können.

Insbesondere im Führungsbereich verzichtet man als Arbeitnehmer:in häufig auf das eigene Privatleben und setzt den Job an oberste Stelle. Dazu bereit sind aber längst nicht alle Arbeitnehmer:innen – und so kommt es, dass es in Deutschland zahlreiche Fachkräfte gibt, die nicht ihre volle Leistung abrufen (wollen) um nicht in den Konflikt zwischen Karriere und Privatleben zu geraten. Dabei könnten Unternehmen vielfach genau von diesen Fähigkeiten profitieren.

Frauen sind in Schweden häufiger in Vollzeit tätig

Noch ein Unterschied zu Deutschland: In Schweden sind deutlich mehr Frauen als in Deutschland berufstätig und viele dieser Frauen sind außerdem auch in Vollzeit tätig oder leisten zumindest mehr Stunden als reine Teilzeit.

Hinzu kommt, dass Frauen in Schweden auch noch mehr Kinder bekommen als in Deutschland. Das liegt vor allem daran, dass der Staat und die Unternehmen dafür sorgen, dass beide Elternteile ihre Karriere voranbringen können. Die Angebote an Kitas und Ganztagsschulen sind hierfür das Eine, andererseits braucht es aber auch eine human ausgerichtete Arbeitskultur und ausreichend Raum fürs Leben.

Und dabei liegt die Produktivität im skandinavischen Land auf einem ähnlichen Niveau wie auch in Deutschland.

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