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Human Resources
Equal Pay Day 2024: Höchste Zeit für Gerechtigkeit

Equal Pay Day 2024: Höchste Zeit für Gerechtigkeit

Caroline Immer | 05.03.24

Auch in diesem Jahr sind die Geschlechterunterschiede beim Gehalt enorm, wie die Kampagne des Equal Pay Day 2024 verdeutlicht. Wie groß die Pay Gap aktuell ist und wie sich Care-Arbeit auf die Lohnlücke auswirkt, erfährst du im Artikel.

Unter dem Motto „Höchste Zeit für equal pay“ macht der Equal Pay Day, welcher 2024 am 6. März stattfindet, auf die immer noch bestehende Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam. Laut Auswertungen des Statistischen Bundesamtes lag die unbereinigte Gender Pay Gap 2023 bei 18 Prozent – und damit unverändert zu 2022. Ein Grund für die Lücke ist die hohe Teilzeitquote bei Frauen sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf das Gehalt. Eine Tätigkeit in Teilzeit sei, so erklärt die Staatssekretärin im Bundesgleichstellungsministerium Margit Gottstein, von den Betroffenen keineswegs immer gewünscht:

Dabei entspricht die Aufteilung – Männer in Vollzeit und Frauen eher in Teilzeit – nicht unbedingt ihren Wünschen, sondern hat viel mit stereotypen Rollenzuschreibungen und strukturellen Hürden zu tun. Was sich ändern muss, damit Sorgearbeit, Erwerbsarbeit und Freizeit paritätisch aufgeteilt werden, diskutiert die Equal Pay Day Kampagne 2024.

Ein weiterer Aspekt, welcher sich auf die Verdienstlücke auswirkt, ist die Unterschiedlichkeit der Branchen, in welchen Frauen und Männer tätig sind. So werden viele Berufe, die über eine höhere Frauenquote verfügen, grundsätzlich schlechter bezahlt. Werden Faktoren wie Teilzeitarbeit und Branche herausgerechnet, bleibt ein unerklärter Verdienstunterschied von sechs Prozent bestehen, welcher als bereinigte Gender Pay Gap bezeichnet wird.

Frauen leisten wöchentlich 9 Stunden mehr Care-Arbeit als Männer

Auch bei der unbezahlten Arbeit tut sich eine klaffende Lücke zwischen den Geschlechtern auf. Auf diese macht der Equal Care Day aufmerksam, welcher jährlich am 1. März (in Schaltjahren am 29. Februar) stattfindet. Zur Care-Arbeit zählen nicht nur die Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen, sondern auch Aufgaben im Haushalt wie kochen und putzen, Einkäufe und ehrenamtliches Engagement. Jene Aufgaben werden nach wie vor deutlich häufiger von Frauen erledigt als von Männern.


Konkret haben Frauen in Deutschland im Jahr 2022 wöchentlich rund neun Stunden mehr unbezahlte Care-Arbeit geleistet als Männer. Daraus ergibt sich eine Gender Care Gap von 43,8 Prozent. Frauen verbrachten ganze 30 Stunden pro Woche mit unbezahlter Arbeit, bei den Männern waren es 21 Stunden. Die folgende Grafik veranschaulicht, wie genau sich die wöchentliche Care-Arbeit zusammensetzt.

Wöchentliche Care-Arbeit bei Frauen und Männern
Wöchentliche Care-Arbeit bei Frauen und Männern, © Statistisches Bundesamt

Obwohl die Gender Care Gap im Laufe der Jahre kleiner geworden ist, ist die wöchentliche unbezahlte Arbeitszeit nicht nur bei den Männern, sondern auch bei den Frauen angestiegen. Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, konkretisiert:

Die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Arbeit wurde im Zeitvergleich kleiner, sie ist aber nach wie vor beträchtlich. Dabei hat sich die Zeit, die Frauen wöchentlich mit unbezahlter Arbeit verbringen, im Zehnjahresvergleich sogar um knapp 20 Minuten erhöht. Allerdings stieg der Zeitaufwand bei den Männern noch stärker, nämlich um gut 1 Stunde und 20 Minuten.

Auswirkungen der Care-Arbeit auf die Erwerbsarbeit

Die mit Care-Arbeit und speziell Kinderbetreuung verbrachte Zeit wirkt sich stark auf die Erwerbsarbeit und damit auch die Gender Pay Gap aus. So schätzt jede vierte erwerbstätige Mutter (24,1 Prozent) ihre für bezahlte Arbeit verfügbare Zeit als zu niedrig an. Derweil gibt ein ähnlicher Prozentsatz (25,5 Prozent) der Väter an, wiederum zu viel Zeit mit Erwerbsarbeit zu verbringen.

Dies verdeutlicht einmal mehr, dass die Geschlechterunterschiede bei der Erwerbs- und Care-Arbeit nicht unbedingt den Bedürfnissen der Männer und Frauen entsprechen. Dennoch ist insbesondere für eine gerechtere Aufteilung der Care-Arbeit ein Umdenken erforderlich: Während viele Frauen aufgrund der Familie in Teilzeit wechseln, wünschen sich Männer vor allem mehr Freizeit.

Lösungsansätze: Strukturelle Änderungen, Selbstbewusstsein und Transparenz

Damit sich die Gender Pay Gap und auch die Gender Care Gap nach Jahrzehnten der Ungerechtigkeit schließen können, sind weitreichende strukturelle und gesellschaftliche Veränderungen nötig. Doch was können Betroffene und Arbeitgeber:innen selbst tun, um für mehr Gerechtigkeit im Arbeitsalltag zu sorgen?

Laut einer Studie von 2022 könnte ein Teil der bereinigten Lohnlücke durch etwaiges mangelndes Selbstbewusstsein bei Frauen, oftmals bedingt durch unbewusste Vorbehalte der Arbeitgeber:innen, zu erklären sein. So geht ein großer Teil der Befragten nicht selbstbewusst in Gehaltsverhandlungen und befürchtet, die eigene Zurückhaltung könne sich negativ auf das Gehalt auswirken. Arbeitgeber:innen können diese Sorgen lindern, indem Safe Spaces für Gehaltsverhandlungen geschaffen werden. Darüber hinaus sind 67 Prozent der Befragten überzeugt, dass sich Gehaltstransparenz positiv auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen auswirkt. Ein Unternehmen, welches diese seit 2022 vorlebt, ist InnoGames. Die Gehaltsbänder der Games-Firma sollen nicht nur für Geschlechtergerechtigkeit, sondern auch für Fairness für neue Mitarbeiter:innen sorgen, erklärt COO Michael Zillmer:

Selbst jetzt, mehr als eineinhalb Jahre nach der Erstveröffentlichung, erhalten wir noch unaufgefordert positive Rückmeldungen, bei denen fast immer die gerechte Bezahlung unabhängig von Geschlecht oder Verhandlungsgeschick im Vordergrund steht. Was oft vergessen wird: Gehaltsbänder sorgen gerade auch in Krisenzeiten für Fairness, denn sie garantieren, dass neue Mitarbeiter genauso viel verdienen wie die aktuelle Belegschaft.



Gender Pay Gap:
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© Josh Appel – Unsplash

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