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Human Resources
Durchschnittlich nur eine Frau im Vorstand: Parität dauert noch 18 Jahre

Durchschnittlich nur eine Frau im Vorstand: Parität dauert noch 18 Jahre

Marié Detlefsen | 25.10.23

Obwohl die Zahl der Frauen in Führungspositionen hierzulande gestiegen ist, liegt Deutschland im internationalen Vergleich noch immer zurück. Ein aktueller Bericht zeigt, dass es noch 18 Jahre dauern könnte, bis Frauen in Vorständen von Börsenunternehmen die Hälfte ausmachen.

In Deutschland bleibt die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ein brisantes Thema, das trotz vereinzelter Fortschritte immer noch weit von einer vollständigen Realisierung entfernt ist. Auch der Global Gender Gap Report zeigt, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht. Denn nach dem Global Gender Gap Report von 2022 liegt Deutschland hier auf den hintersten Plätzen. Zwar gibt es im Vergleich zum Vorjahr eine kleine Verbesserung, allerdings dauert es bei einem identischen Tempo in der Entwicklung noch weitere 132 Jahre, ehe der Gender Gap vollumfänglich geschlossen ist. Doch wie hat sich die Lage in den Führungspositionen verändert? Haben Frauen hier mittlerweile eine größere Präsenz? Mit dieser Frage befasst sich ein aktueller Bericht der Allbright Stiftung. Doch auch diese Prognose sieht eher düster aus. Obwohl es in den vergangenen Jahren zu einer Zunahme weiblicher Präsenz in Vorständen von Börsenunternehmen gekommen ist, verdeutlicht die Statistik, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt: 18 Jahre würde es mit dem durchschnittlichen Tempo noch dauern, bis eine Parität in den Vorständen von Unternehmen erreicht wäre.

Unternehmen haben meist nur eine Frau im Vorstand

Die Studie wirft einen Blick auf den Zeitraum zwischen September 2022 und September 2023. In diesem Zeitraum verzeichneten deutsche Börsenunternehmen einen Anstieg des Frauenanteils in ihren Vorständen. Beachtliche 37 Prozent der neu besetzten Vorstandspositionen gingen an Frauen, was erstmals zur Folge hat, dass es mehr Unternehmen mit Frauen im Vorstand (94) gibt als Unternehmen, die rein männliche Vorstände aufweisen (66). Eine positive Entwicklung zweifellos, allerdings haben 71 dieser Unternehmen lediglich eine einzige Frau im Vorstand. Mit einem Frauenanteil von 17,4 Prozent bleibt die Gesamtzahl der Frauen in Vorständen weiterhin alarmierend niedrig. Trotz des Wachstums ist festzustellen, dass fast 83 Prozent der Vorstandsmitglieder immer noch Männer sind. Lediglich der Gesamtanteil an weiblichen Mitarbeiterinnen in Aufsichtsräten ist höher (36,1 Prozent).

Übersicht über die Frauenanteile in Führungspositionen.
Übersicht über die Frauenanteile in Führungspositionen, © Allbright Stiftung

Insgesamt ist der Frauenanteil in den Vorständen der 160 Börsenunternehmen auf 17,4 Prozent gestiegen, was einem Zuwachs von drei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Diese Verbesserung ist dabei hauptsächlich auf mittelgroße Unternehmen im MDAX zurückzuführen, in denen der Anstieg bei etwa fünf Prozent liegt. Somit gibt es zum ersten Mal mehr Börsenunternehmen mit Frauen in den Vorständen als ohne Frauen, so Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der Allbright Stiftung. Gegenüber dem ZDF äußerte sie sich dennoch besorgt darüber, dass die Mehrheit der Unternehmen sich mit nur einer einzigen Frau zufriedengibt.

Allerdings begnügen sich die allermeisten Unternehmen mit einer einzigen Frau. Dieses Verständnis ist bedenklich.

Noch 18 Jahre bis ein Frauenanteil von 50 Prozent in Vorständen erreicht ist

Ein Blick auf die Spitze der deutschen Börsenunternehmen zeigt, dass nur sieben der 160 gelisteten Börsenunternehmen von Frauen geleitet werden. Das ZDF geht in seinem Artikel sogar so weit und sagt, dass es 2023 insgesamt mehr Männer mit dem Vornamen Christian (nämlich genau neun) an den Spitzen der deutschen Börsenunternehmen gab, als weibliche Vorstandsvorsitzende. Dies verdeutlicht, dass trotz der Fortschritte bei der Steigerung des Frauenanteils in Vorständen die Position des Vorstandsvorsitzenden immer noch stark von Männern dominiert ist. Deshalb ist die Aussicht auf eine Geschlechterparität in deutschen Vorständen weiterhin eher düster: Mit dem derzeitigen Tempo würde es noch 18 Jahre dauern, bis ein Frauenanteil von 50 Prozent in den Vorständen der Börsenunternehmen erreicht ist – und das auch nur, wenn es keine Rückschritte gibt. Ein durchschnittliches Vorstandsmitglied ist somit laut Allbright zu 83 Prozent männlich, um 1969 geboren und mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit Wirtschaftswissenschaftler(:in).

Dies sind laut Studie die Merkmale eines durchschnittlichen Vorstandsmitglieds.
Dies sind laut Studie die Merkmale eines durchschnittlichen Vorstandsmitglieds, ©Allbright Stiftung

Deutschland liegt auf dem vorletzten Platz

Erweitert man den Blick nun über die Landesgrenzen hinaus, wird deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich noch immer Nachholbedarf hat. In den USA haben mehr als die Hälfte der Vorstände bereits mehr als 32 Prozent Frauen in ihren Reihen, gefolgt von Großbritannien (29,5 Prozent) und Frankreich (27,9 Prozent). Deutschland landet im Ranking seit zwei Jahren unverändert auf dem vorletzten Platz. Laut Bericht spielt hierbei die Politik eine entscheidende Rolle. Eine konsequente Förderung von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen beispielsweise könnte einen entscheidenden Beitrag zur Gleichstellung leisten.

Die Entwicklung der Frauenquote in Vorständen im internationalen Vergleich.
Die Entwicklung der Frauenquote in Vorständen im internationalen Vergleich, © Allbright Stiftung


Gleichberechtigung:

Noch 132 Jahre bis Frauen im Job gleichgestellt sind

Frau liegt auf einem Felsvorsprung.
© Kristopher Roller – Unsplash

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