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Büroalltag
Doppelbelastung durch Home Office und Kinderbetreuung: Immer mehr Eltern erwägen Job-Wechsel

Doppelbelastung durch Home Office und Kinderbetreuung: Immer mehr Eltern erwägen Job-Wechsel

Michelle Winner | 23.03.21

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Eltern die Zeit im Home Office als belastender empfinden als ihre kinderlosen Kolleg:innen. Das führt nicht nur zu einem erhöhten Stresslevel, sondern auch zum Wunsch nach einem neuen Job.

Viele Arbeitnehmer:innen haben während der Coronakrise das Home Office kennen und lieben gelernt. Viele möchten die Option, von zu Hause aus zu arbeiten, auch nach der Pandemie nicht missen und Unternehmen planen entsprechende Maßnahmen für hybride Arbeitsmodelle. Doch es gibt auch Stimmen, die sich negativ über ihre Erfahrungen im Home Office äußern. Zu diesen gehören vor allem Eltern, die unter der Doppelbelastung von Heimarbeit und Kinderbetreuung leiden, wie eine Studie der Boston Consulting Group zeigt, über welche die FAZ berichtet.

Home Office ist mehr Belastung als Erleichterung

Wer die Pflege für Familienmitglieder übernimmt oder sich im Home Office gleichzeitig um die Kinderbetreuung kümmern muss, fühlt sich oft einer Doppelbelastung ausgesetzt. Die positiven Effekte von Remote Work bleiben dadurch auf der Strecke und der Stresslevel steigt. Im Rahmen der Studie wurden knapp 20.000 Beschäftigte aus zwölf Ländern befragt, davon 1.500 Arbeitnehmer:innen großer Unternehmen aus Deutschland. Die Ergebnisse zeigen: Eltern fühlen sich im Vergleich zu ihren kinderlosen Kolleg:innen im Nachteil und denken häufiger über einen Job-Wechsel nach. Insgesamt geben 35 Prozent der Väter und 22 Prozent der Mütter an, dass sie sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft im Unternehmen machen. Bei den kinderlosen Angestellten sind es 21 Prozent.

Eine weitere Belastung im Home-Office-Alltag ist Stress: 40 Prozent der Eltern fühlen sich körperlich und psychisch ausgelaugt, während es bei den kinderlosen nur rund ein Drittel sind. Die Werte mögen nicht weit auseinander liegen, doch trotzdem zeigen sie eine Tendenz dahingehend, dass Eltern und Personen, welche die Pflege von Angehörigen übernehmen, eine größere Belastung im Home Office fühlen.

Frauen sind stärker von Stress und Leistungsabfall betroffen

Rund 30 Prozent der Eltern mit Kindern unter 12 Jahren konnten durch die Doppelbelastung außerdem einen Leistungsabfall bei der Arbeit beobachten. Arbeitnehmer:innen mit älteren Kindern leiden hingegen weniger unter der Kombination aus Home Office und Kinderbetreuung, da Teenager weniger Betreuung bei den Schularbeiten und in der Freizeit benötigen. Abgesehen vom Alter der Kinder wird die Wahrnehmung über die Arbeit im Home Office auch vom Verhalten der Vorgesetzten beeinflusst. Obwohl einige Führungskräfte den Befragten flexiblere Arbeitszeiten, spätere Deadlines und andere Unterstützung angeboten haben, fühlen viele Eltern sich nicht genug verstanden – bei den Frauen sind das sogar 65 Prozent.

Dass Mütter stärker von der Doppelbelastung während der Coronapandemie betroffen sind, haben auch schon andere Untersuchungen nahegelegt. In diesen wird die Krise als Karrierekiller betitelt, der außerdem die Gleichberechtigung um Jahre zurückwirft. Denn häufig sind es die Frauen, die sich trotz Home Office um Kinder und Haushalt kümmern müssen. An dieser Stelle ist es wichtig, an die Gleichberechtigung innerhalb der Familie zu appellieren – heißt, dass Eltern die Doppelbelastung gemeinsam stemmen und auch der Vater dazu bereit ist, beruflich zurückzustecken, damit die Mutter beispielsweise nicht in die Teilzeitfalle gerät oder größere Karriereeinbußen verzeichnen muss.

Unternehmen müssen nach wie vor Verständnis zeigen

Doch neben den Absprachen innerhalb der Familien müssen auch Unternehmen Verantwortung zeigen und weiterhin Verständnis für die Umstände ihrer Mitarbeiter:innen zeigen. Denn die Pandemie ist noch nicht vorüber und trotz Lockerungen ist immer wieder mit Schließungen zu rechnen – gerade auch für Schulen und Kitas. Daher sollten Führungskräfte Eltern weiterhin mit Verständnis entgegenkommen und ihre Unterstützung anbieten, beispielsweise durch flexible Arbeitszeiten. Aber auch kinderlose Arbeitnehmer:innen sollten keine bösen Gedanken gegenüber ihren Kolleg:innen hegen, wenn diese aufgrund der Doppelbelastung nicht so leistungsstark wie sonst sind. Nur wenn Teams gemeinsam an einem Strang ziehen und einander Verständnis und Unterstützung entgegenbringen, können die Herausforderungen der Coronakrise weiterhin erfolgreich gemeistert werden.

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