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Büroalltag
Corona vergrößert Gender Pay Gap: Frauen kämpfen mit den Folgen der Pandemie

Corona vergrößert Gender Pay Gap: Frauen kämpfen mit den Folgen der Pandemie

Michelle Winner | 01.09.21

Ein Report des Weltwirtschaftsforums zeigt, dass die Coronazeit sich negativ auf Entwicklungen in Sachen Gender Equality auf dem Arbeitsmarkt ausgewirkt hat. Es muss dringend gehandelt werden.

In den letzten Jahren konnten wir beobachten, dass die Gender Pay Gap zwischen Männern und Frauen sich zwar nur langsam, aber immer weiter schließt. Diese positive Entwicklung wurde nun jedoch durch die Coronapandemie gestoppt. Das zeigt zumindest der Global Gender Gap Report 2021. Demnach dauert es nun eine Generation länger, bis die Lücke geschlossen ist.

Auswirkungen der Coronapandemie auf Frauen

Der Global Gender Gap Report wurde inzwischen zum 15. Mal vom Weltwirtschaftsforum veröffentlicht und bezieht vor allem die folgenden vier Kategorien in die Untersuchung mit ein: Wirtschaftliche Teilhabe und Chancen, Bildungsniveau, Gesundheit und Überleben sowie politische Ermächtigung. Im Bericht wird erklärt, dass Frauen vor allem von der Coronapandemie betroffen sind, weil sie überproportional in den Bereichen tätig sind, die von Schließungen betroffen waren. Natürlich hat jede ihre Jobwahl selbst getroffen, doch hierbei darf nicht vergessen werden, dass es typische „Frauendomänen“ und „Männerdomänen“ gibt. In letzteren können Frauen oft nur schwer Fuß fassen. Umso wichtiger ist es, dass ein Umdenken stattfindet und nicht mehr von Männer- und Frauenberufen gesprochen wird.

Mit Klick aufs Bild gelangst du zur größeren Ansicht, © Weltwirtschaftsforum

Laut des Reports wurde zudem festgestellt, dass vor allem Frauen aus benachteiligten und diskriminierten Gruppen häufig von Problemen wie Jobverlust und finanziellen Engpässen betroffen sind (beispielsweise BIPoC oder Trans-Frauen). Hinzu kommt, dass während der Coronapandemie die Care-Arbeit hauptsächlich zur „Frauensache“ wurde. Die Pflege von Angehörigen sowie die Betreuung und das Home Schooling der Kinder blieb in vielen Familien an den Frauen hängen, obwohl sie selbst im Home Office tätig waren. Dadurch entstand für viele eine Mehrbelastung und die Produktivität sank.

Als weitere Folge der Coronapandemie kommt hinzu, dass Frauen bei der derzeitigen Erholung der Wirtschaft wieder seltener für Führungspositionen berücksichtigt werden. Laut des Reports werden dadurch Fortschritte der vergangenen Jahre um ein bis zwei Jahre zurückgedreht. Das Ausmerzen der Gender Pay Gap wurde durch die Pandemie verlangsamt und statt der prognostizierten 99,5 Jahre wird der Prozess nun wohl noch 135,6 Jahre andauern.

Gender Equality geht nur durch Umdenken

Um der negativen Entwicklung durch die Coronapandemie entgegenzuwirken, braucht es ein schnelles Umdenken sowie effektive Maßnahmen. Denn aktuell ist der Stand, dass die Gender Gap und damit auch die Pay Gap wieder größer wird. Gerade in zukunftsversprechenden Berufen wie Cloud Computing, Ingenieurwesen, Datenverarbeitung und KI sind Frauen nur selten vertreten. Und jene, die es in diese Branchen geschafft haben, können oft nur schwer Fuß fassen. Die geringe Repräsentation von Frauen in technischen Berufen hängt oft mit Vorurteilen und Schubladendenken zusammen, dass häufig schon im Kindesalter beginnt oder „gelehrt“ wird. Sue Duke, Head of Global Public Policy bei LinkedIn, erklärt im Rahmen des Reports:

Frauen sind bei den meisten wachstumsträchtigen Berufen nicht besonders gut vertreten, d.h., dass die Gleichstellungsprobleme nach der Pandemie eher noch zunehmen werden. Diese Berufe spielen eine bedeutende Rolle bei der Gestaltung aller Aspekte der Technologie und ihrer Verwendung in der Welt. Wir benötigen einfach die Stimmen und Perspektiven von Frauen in dieser wichtigen Anfangsphase, zumal sich die Digitalisierung nur noch beschleunigen wird.Die Konjunkturprogramme von Unternehmen und Regierungen müssen auch die Themen Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion berücksichtigen.Die Beurteilung von Bewerbern nach ihren Fähigkeiten und ihrem Potenzial und nicht nur nach ihrer direkten Berufserfahrung und ihren formalen Qualifikationen ist dabei grundlegend.

Im Report selbst werden jedoch auch Maßnahmen genannt, durch die Frauen mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt bekommen sollen – auch wenn sie beispielsweise für die Betreuung von Kindern oder Angehörigen zuständig sind. Folgende werden hier genannt:

  • Investitionen der Regierungen in den Pflegesektor
  • Gleichberechtigter Zugang zu Pflegeurlaub für Männer und Frauen
  • Politische Maßnahmen zur proaktiven Überwindung der Gender Gap
  • Unvoreingenommene Einstellungs- und Beförderungspraktiken in Unternehmen

Es bleibt zu hoffen, dass diese und weitere Maßnahmen ergriffen werden, damit Gender Gap und Pay Gap nicht weiter auseinanderklappen. Es ist besorgniserregend, wie knapp zwei Pandemiejahre den Fortschritten in Sachen Gender Equality geschadet haben. An dieser Stelle wäre es noch interessant, einen Blick auf die Probleme von Personen zu werfen, die sich jenseits des binären Genderspektrums identifizieren. Schlussendlich sollte das Ziel auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft jedoch sein, geschlechtsspezifische Vorurteile und Ungerechtigkeiten aus dem Weg zu schaffen und Gleichberechtigung zu ermöglichen.

Kommentare aus der Community

Edith Ruprecht am 19.02.2022 um 18:29 Uhr

Danke für den Artikel. Mein persönlicher Corona Gap beträgt über 200.000€.

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