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Büroalltag
Bist du ein Workaholic? Bei diesen Anzeichen wird es Zeit für den Entzug

Bist du ein Workaholic? Bei diesen Anzeichen wird es Zeit für den Entzug

Michelle Winner | 12.03.21

Arbeitssucht ist eine ernste Problematik, die Betroffenen und deren Angehörigen das Leben schwer macht. Deshalb ist es wichtig, Wege raus aus der Sucht zu finden. Erfahre mehr zum Thema im Artikel und teste im Quiz, ob auch du ein Workaholic bist.

Einige Menschen brennen für ihren Job und legen freiwillig Überstunden und Extraschichten ein. Die Arbeit ist auch oft in der Freizeit Thema, sei es in Gesprächen oder in den Gedanken. Solche Personen werden auch oft unruhig, wenn sie einmal nichts zu tun haben und werden deshalb auch gern als Workaholics betitelt. Doch zwischen hoher Arbeitsbereitschaft und ungesunder Arbeitssucht gibt es eine – wenn auch vage – Grenze. Deshalb wollen wir einen Blick auf die Anzeichen für gefährlichen Workaholismus werfen und vor allem Auswege aufzeigen, die deine Karriere, dein Sozialleben und besonders deine Gesundheit schützen sollen.

Welche Anzeichen gibt es für die Arbeitssucht?

Eine Sucht festzustellen, die nicht an einen bestimmten Stoff gebunden ist, stellt eine große Herausforderung dar. Das macht das Diagnostizieren des Workaholismus besonders schwierig. So berichtet die Krankenkasse IKK in einem Bericht, dass Arbeitssucht von der WHO nicht im Internationalen Klassifikationssystem der Krankheiten aufgeführt wird. Stattdessen werde Workaholismus oft als Störung der Impulskontrolle beschrieben. Ursachenforschung wird meist erst dann betrieben, wenn körperliche Beschwerden auftreten. Doch welche Symptome können Anzeichen einer krankhaften Arbeitssucht sein? Die IKK listet folgende Indizien auf:

  • Starkes Arbeitsverlangen auch in der Freizeit
  • Arbeitsabstinenz bereitet Unwohlsein
  • Toleranzbildung, durch die Arbeitssüchtige müssen mit der Zeit mehr und mehr leisten
  • Kontrollverlust über das eigene Arbeitspensum
  • Rückzug und Leugnung, wenn das exzessive Arbeitsverhalten angesprochen wird
  • Körperliche Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Probleme, Stimmungsschwankungen, Erschöpfung, Geschwüre, Blackouts

Es gibt noch weitere Symptome, die vor allem auch von Vorgesetzten und Verwandten und Freund:innen als Warnzeichen wahrgenommen werden können:

  • Team-Verhalten: Wutausbrüche, ständige Kritik an anderen
  • Sozialverhalten: Arbeit an freien Tagen, Vernachlässigung sozialer Kontakte, zwanghaftes Verhalten
  • Arbeitsverhalten: Hinauszögern von Abgaben, übertriebener Perfektionismus, Kontrollsucht

Die Folgen von Arbeitssucht

Wer von großer Arbeitsbereitschaft in die Arbeitssucht rutscht, riskiert viel. Theoretisch erscheint es so, dass der zwanghafte Drang zu arbeiten sich positiv auf Leistung und Karriere auswirkt, doch dem ist nicht so. Im Gegenteil: Die Produktivität lässt nach, denn übertriebener Perfektionismus und das Hinauszögern von Abgaben führen dazu, dass langsamer gearbeitet wird. Außerdem halsen sich krankhafte Workaholics oft zu viel auf und verzetteln sich dadurch schnell. Gleichzeitig leidet darunter das Verhältnis zu Kolleg:innen und Vorgesetzten, was eine enorme psychische Belastung darstellen kann. Verhalten Betroffene sich dann auch noch respektlos gegenüber dem Team, kann es zu handfesten Konflikten kommen, die im schlimmsten Fall in Abmahnungen und Kündigung resultieren.

Eine große Belastung stellen auch die mit der Arbeitssucht einhergehenden Probleme im sozialen Umfeld dar. Freund:innen und Familie können sich von den Betroffenen abwenden, weil sie von diesen nur noch Ablehnung erfahren und vernachlässigt werden. Die Arbeitssüchtigen isolieren sich weiter und weiter und nutzen wiederum die Arbeit als Zuflucht vor den Problemen im Privatleben – ein Teufelskreis. So führt die Arbeitssucht schnell zu körperlichen und psychischen Beschwerden. Hier sind neben Geschwüren und Herz-Kreislaufstörungen vor allem auch Burnout und Depressionen zu nennen. Die Folgen einer Arbeitssucht sind fatal und genau deshalb sollte so früh wie möglich dagegen vorgegangen werden.

Zeit für einen Entzug: Was hilft gegen Arbeitssucht?

Doch was tun, wenn du bemerkst, dass du oder jemand in deinem Umfeld arbeitssüchtig ist – oder kurz davor steht, es zu werden? Der wohl wichtigste Schritt, wie bei anderen Suchterkrankungen auch, ist, dass die Betroffenen ihre Sucht erkennen. Solange diese abgestritten wird, ist eine Verbesserung der Situation kaum möglich. Besonders das private Umfeld ist hier gefragt: Dieses sollte versuchen, die Betroffenen sensibel darauf aufmerksam zu machen, dass es Probleme gibt und diese im Zusammenhang mit der Arbeit stehen. Wer andersherum die Sucht bei sich selbst erkennt, sollte bei Freund:innen und Familie auf ein offenes Ohr zählen können und professionelle Hilfe suchen, beispielsweise in einer Selbsthilfegruppe oder Therapie. Hier müssen Strategien entwickelt werden, die das Arbeitsverhalten wieder in eine gesunde Bahn lenken – schließlich kann mit dem Arbeiten nicht einfach aufgehört werden.

Hilfe bietet beispielsweise der Verein für Anonyme Arbeitssüchtige (AAS), der mit einem 12-Punkte-Plan Lösungswege anbietet. Wer noch an der Schwelle zur Sucht steht, kann sich eventuell noch selbst helfen, indem bestimmte Maßnahmen ergriffen werden:

  • Freizeittermine wie Geschäftstermine planen und in den Kalender eintragen, anstatt diese abzusagen
  • Handy und Laptop am Abend abschalten, damit keine Mails beantwortet oder Projekte weiter geplant werden
  • Delegieren von Aufgaben an die Kolleg:innen – einer der schwierigsten Schritte, der viel Vertrauen erfordert
  • Freund:innen und Familie einweihen, sodass diese ein Veto einlegen, sobald man in „süchtige“ Verhaltensmuster fällt
  • Das Selbstwertgefühl nicht nur von der Arbeit abhängig machen, sondern andere Wege finden wie Hobbys

Was können Arbeitgeber:innen gegen Arbeitssucht unternehmen?

Auch die Unternehmen selbst sind angehalten, auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen zu achten und dabei auch auf Anzeichen für Arbeitssucht. Eine der Hauptursachen für den krankhaften Workaholismus ist Leistungsdruck, der oft schon in der Schulzeit beginnt und sich ins Erwachsenenalter weiter zieht. Arbeitgeber:innen sind daher angehalten, so viel Druck wie möglich von den Schultern ihrer Angestellten zu nehmen. Das klappt zum Beispiel, indem Mikromanagement und ständige Kontrolle vermieden, Konkurrenzkampf unterbunden und ungesundes Arbeitsverhalten – wie ständige Überstunden – angesprochen und getadelt werden. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sollte mit offenen Karten gespielt werden, ohne dabei jedoch die Angst der Mitarbeiter:innen zu schüren.

Abgesehen davon sollten Vorgesetzte beide Augen offen halten und reagieren, wenn sie auffällige Verhaltensweisen bei Angestellten feststellen. Hier lohnt es sich zunächst ein privates Gespräch zu suchen oder in schlimmeren Fällen die Einschätzung von Kolleg:innen einzuholen und dann in Absprache mit der Personalabteilungen Maßnahmen zu ergreifen.

Rechtzeitig die Notbremse ziehen

Natürlich ist nicht jede Person, die Workaholic genannt wird, sofort arbeitssüchtig. Doch die Grenzen verschwimmen schnell, gerade in einer Gesellschaft wie der unseren, wo gute Leistung oft fälschlicherweise mit langen Arbeitszeiten und Erschöpfung gleichgesetzt wird. Umso wichtiger ist es, das eigene Verhalten sowie das von Freund:innen oder Familienmitgliedern im Auge zu behalten. So kann vielleicht noch die Notbremse gezogen werden, bevor die Betroffenen in die Sucht abrutschen und nur schwer wieder einen Weg hinausfinden.

Bist du ein Workaholic?

Workaholismus kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Doch oftmals wissen Betroffene gar nicht, dass sie an einer Arbeitssucht leiden. Teste jetzt im Quiz, ob auch du ein Workaholic sein könntest. Achte darauf, dass du alle Fragen ehrlich beantwortest. Wenn du mehrere der Anzeichen bei dir wiedererkennst, ist es sinnvoll, dich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen oder deinen Hausarzt anzusprechen.


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