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E-Commerce
Neue EU-weite Umsatzsteuerregelung: Wie Online-Händler:innen sie anwenden können

Neue EU-weite Umsatzsteuerregelung: Wie Online-Händler:innen sie anwenden können

Ein Gastbeitrag von Marcos Raiser do Ó | 09.09.21

Der Fachbeitrag erklärt, welche Fragen Händler:innen beim internationalen Verkauf umtreiben und warum die EU-weite Umsatzsteuerregelung ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist.

Knapp drei Viertel (72 Prozent) der europäischen Digitalunternehmen empfinden die Einhaltung von komplexen regulatorischen Vorschriften in den unterschiedlichen EU-Mitgliedstaaten als Hindernis für ihr Wachstum. Das ergab eine Studie, die das Marktforschungsinstitut B2B International im Auftrag von Stripe durchführte. Die Unternehmen wünschen sich eine bessere Harmonisierung von Vorschriften in EU-Ländern. Das merken wir auch in unserer täglichen Arbeit: Unterstützung bei der Einhaltung von Steuerrichtlinien gehört schon seit Jahren zu den häufigsten Produktwünschen der Kunden von Stripe.

Der grenzüberschreitende Handel soll einfacher werden

Aus diesem Grund arbeitet die EU daran, den grenzüberschreitenden Handel weniger bürokratisch zu gestalten. Um international Mehrwertsteuer zu erheben, müssen Händler:innen oftmals mühselig die lokal geltenden Sätze einpflegen und aufrechnen. Denn digitale und physische Waren werden in jedem Land unterschiedlich besteuert, was den internationalen Verkauf erschwert. Die Steuervorschriften ändern sich zudem immer wieder und unterscheiden sich in ihren feinen Details und Ausnahmen.

Beispielsweise variiert der Steuersatz für Tickets für ein und dasselbe Webinar erheblich – je nachdem, ob es sich um ein Live- oder ein aufgezeichnetes Webinar handelt, wo sich der Käufer beziehungsweise die Käuferin befindet und ob es sich dabei um eine Privatperson oder ein Unternehmen handelt. Für die Anbieter:innen eines Webinars bedeutet das einen erheblichen Aufwand bei der richtigen Abrechnung der Mehrwertsteuer.

Die Unsicherheit, die Händler:innen bei internationalen Geschäften umtreibt, ist bezeichnend. Die Studie kam auch zum Ergebnis, dass Digitalunternehmen nach eigener Angabe ihre Einnahmen um beeindruckende 30 Prozent steigern könnten, wenn der Umgang mit Vorschriften, Compliance und Mehrwertsteuer in den verschiedenen Mitgliedstaaten unkompliziert und einheitlich wäre. Das Potenzial ist erheblich: B2C-E-Commerce-Unternehmen in der EU zusammen könnten mehr als 100 Milliarden Euro mehr einnehmen, wenn Regeln vereinheitlicht würden. Eine gewaltige Chance!

Weniger Bürokratie dank neuer EU-Mehrwertsteuerregulierung

Eine wichtige Maßnahme ist die neue EU-Umsatzsteuerregel, die am 1. Juli 2021 in Kraft getreten ist. Online-Händler:innen, die über EU-Ländergrenzen hinweg verkaufen und Waren an Käufer in der EU exportieren, können nun für die Meldung der Umsatzsteuer den EU-weiten „One-Stop-Shop“ (OSS) nutzen. In Frage kommen alle Händler:innen, die seit 2020 inklusive Versand und Verpackung einen Nettoumsatz von über 10.000 Euro durch innergemeinschaftliche Verkäufe gemacht haben.

Die Vorteile der neuen Regulierung liegen auf der Hand. Der Aufwand verringert sich erheblich, denn Händler müssen sich nicht mehr in allen Ländern registrieren, in die sie verkaufen möchten. Die Umsatzsteuervoranmeldung erfolgt nur einmal im Quartal, nicht mehr monatlich. Außerdem müssen Händler:innen nicht weiterhin mehrere Umsatzsteuererklärungen einreichen, sondern nur eine einzige.

Auch Kosten dürften sich bei den meisten Unternehmen reduzieren, denn der Bedarf für Steuerberatungsaufwände verringert sich, sofern im Ausland Beratung in Anspruch genommen wurde. Doch auch wenn die neue Regulierung eine deutliche Vereinfachung des innergemeinschaftlichen Handels darstellt, ist sie zunächst eine weitere Herausforderung für Händler:innen. Sie müssen sich genau informieren, ob das Gesetz auf sie zutrifft und wie sie es umsetzen können.

Die EU-Umsatzsteuerregelung ist nur ein erster Schritt

Eine Harmonisierung verschiedener nationaler Vorschriften ist ein wichtiger Bestandteil für das weitere Wachstum der europäischen Digitalwirtschaft, wie es der europäische Binnenmarkt vorsieht. Mit einer Chance auf wirtschaftliches Wachstum im dreistelligen Milliardenbereich sollte dies ganz oben auf der Agenda von EU-Entscheidungsträger:innen stehen. Wie die Harmonisierung der Umsatzsteuerregelung zeigt, sind politische Entscheider:innen hier auf dem richtigen Weg.

Eine harmonisierte EU-weite Regulierung kann neben Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Kryptowährungen eine erhebliche Umsatzsteigerung im innergemeinschaftlichen Handel bewirken. Technologie und Politik sollten daher gemeinsam alles tun, um die Digitalwirtschaft zu stärken. Denn letztendlich ist eine erfolgreiche Onlinewirtschaft ein wichtiger Bestandteil für ein geeintes Europa.

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