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Digitalpolitik
Verpasst Europa die Zukunft? Big Tech fordert neue AI-Regeln

Verpasst Europa die Zukunft? Big Tech fordert neue AI-Regeln

Niklas Lewanczik | 20.09.24

Über 25 Unternehmen, Researcher und Entwickler:innen haben in einem offenen Brief an die EU eine veränderte Regulation von KI-Entwicklungen gefordert, die der Wirtschaft und den Usern mehr Potentiale eröffnet. EU-User-Daten sollen für umfassende KI-Trainings verwendet werden können – andernfalls könne das Wachstum in der EU gehemmt werden.

Während der Rest der Welt vom starken Wachstum neuer KI-Modelle und -Tools profitiert, hinkt der technologische Wirtschaftsraum in der EU etwas hinterher – und das könnte der Region langfristig einen massiven Nachteil und Wachstumseinbruch verschaffen. Das ist eine der Kernaussagen eines offenen Briefes an die EU, den diverse bekannte CEOs, Researcher und Entwickler:innen unterzeichnet haben. Dazu zählen Meta CEO Mark Zuckerberg, Spotify CEO Daniel Ek, Criteo CTO Diarmuid Gill, Klarna CEO Sebastian Siemiatkowski, Senior Research Scientist Stefano Iacus von der Harvard University und viele mehr.

Beitrag von @zuck
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Tatsächlich ärgern sich viele User darüber, dass sie hochfunktionale KI-Funktionen wie die Meta AI oder die Apple Intelligence in Europa bisher nicht nutzen können. Der Grund dafür ist, dass die Datenschutzregularien der EU ein Consent-System zur Datenverarbeitung im Kontext von AI Trainings vorsehen, dass Meta und Apple als dedizierten Rahmen noch nicht bereitstellen. Nun pochen viele Marktteilnehmer:innen auf klarere Regulierungsansätze, erhoffen sich aber eher Lockerungen derselben, und warnen zugleich vor etwaigen Folgen.

Europe faces a choice that will impact the region for decades.

Die Regulationsansätze der EU – zu denen mit dem AI Act auch das weltweit erste übergeordnete KI-Gesetz zählt – müssen jedoch multiperspektivisch betrachtet werden.


Nach Kritik:

Meta legt KI-Training in der EU auf Eis

Hand hält Smartphone. Hier sind die App Icons von Meta drauf zu sehen.
Foto von Julian Christ auf Unsplash (Änderungen vorgenommen via Canva)


Innovation vor Verantwortung? Das zweischneidige Schwert der KI-Entwicklung in der EU

Der offene Brief an die EU hat eine klare Botschaft: Wenn es nicht zeitnah veränderte Rahmenbedingungen zur KI-Entwicklung gibt, verpasst Europa zentrale Wachstumschancen. In diesem Zuge wird auch die Prognose von JP Morgan angeführt, nach der das globale Bruttoinlandsprodukt im nächsten Jahrzehnt um über zehn Prozent auf Basis von Gen AI wachsen könnte.

Die Nutzung und Weiterentwicklung insbesondere von Open-Source- und multimodalen Modellen werde durch unklare Vorgaben gehemmt, so die Verfasser:innen.

Beitrag von @aiatmeta
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Im Brief ist sogar ein warnender Ton zu vernehmen:

It [die EU, Anmerkung der Redaktion] can choose to reassert the principle of harmonisation enshrined in regulatory frameworks like the GDPR so that AI innovation happens here at the same scale and speed as elsewhere. Or, it can continue to reject progress, betray the ambitions of the single market and watch as the rest of the world builds on technologies that Europeans will not have access to.

Auf den ersten Blick ist die Forderung der Researcher auch renommierter Universitäten, der CTOs und CEOs und Entwickler:innen nur allzu nachvollziehbar. Sie möchten das Wachstum auf Basis der für beinah jede Industrie zum Thema gewordenen generativen KI fördern und damit den Bürger:innen (und Usern) in der EU zu mehr Möglichkeiten verhelfen.

Gleichzeitig möchten sie aber auch den eigenen Profit fördern; Meta, Spotify und Co. möchten ihre Gen AI Features nicht völlig uneigennützig hunderten Millionen weiteren Usern zur Verfügung stellen. Und dabei wird, wie auch im Brief, die Notwendigkeit zur datenschutzzentrierten Regulierung von KI-Entwicklungen, der sich die EU verschrieben hat, sehr stark ausgeklammert. Immerhin soll die oft als vorsichtig beschriebene Herangehensweise in der EU auch die Transparenz bezüglich der Datenverarbeitung für das KI-Training fördern. Eine solche wird im AI Act gefordert. Allerdings sind bei vielen Modellen und Tools, die darauf zurückgreifen, die Trainingsgrundlagen nicht transparent; es zuweilen auch nicht klar, ob nicht unlauter geistiges Eigentum von Dritten dafür verwendet wurde.

So befindet sich die Digitalbranche in Europa einmal mehr im Zwiespalt. Innovation und Datenschutz sowie strenge Regularien müssen sich nicht ausschließen. Nichtsdestoweniger ist nicht von der Hand zu weisen, dass das enorme Wachstum im Kielwasser der Gen AI-Entwicklung derzeit ein verlockendes wirtschaftliches Potential birgt, das außerhalb der EU womöglich einfacher ausgeschöpft werden kann. Die Fragen nach einem verantwortlichen Umgang mit generativer KI bleiben indes in jedem Fall bestehen, allerorts.


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© Mariia Shalabaieva – Unsplash

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