Digitalpolitik
TikTok-Entscheidung in 30 Tagen: Fusion mit Perplexity, Verkauf an Oracle?

TikTok-Entscheidung in 30 Tagen: Fusion mit Perplexity, Verkauf an Oracle?

Niklas Lewanczik | 27.01.25

Viele US-Unternehmen sind am Kauf von oder gar der Fusion mit TikToks US-Geschäft interessiert. US-Präsident Donald Trump möchte eine schnelle Lösung. Ein Joint Venture mit US-Beteiligung wäre bei einer Lösung mit Perplexity möglich.

An wen geht das US-Geschäft von TikTok denn nun, wenn ByteDance dieses wirklich verkauft? Diese Frage treibt Creator, Brands, die US-Regierung, den Mutterkonzern TikToks und womöglich die ganze Digitalbranche um. Der US-Präsident sprach kürzlich von diversen Gesprächen mit potentiellen Käufer:innen. Ihm zufolge soll es binnen 30 Tagen eine Lösung geben, wie Reuters berichtet.

Derzeit ist TikTok trotz eines gesetzlichen Verbots als Dienst in den USA nach einem kurzen Shutdown am 19. Januar wieder aktiv. Die App lässt sich in den App Stores in den USA aber weiterhin nicht herunterladen. Eine Überwindung der Kompromisslösung, gegen die sich ohnehin viele Gruppierungen wehren, und eine nachhaltige Neuausrichtung TikToks soll durch einen Verkauf des US-Geschäfts erreicht werden, der die USA finanziell beteiligt. Trump sprach von einem Joint Venture. Während die Verkaufsverhandlungen laufen, stellt ein KI-Unternehmen genau diese Option in den Raum.


TikTok schon wieder zurück:

Trump lässt sich feiern und fordert Joint Venture

TiKTok Logo in Halle
© Jonathan Kemper – Unsplash


Fusion von Perplexity und TikTok möglich? Es soll dann ein Joint Venture geben

Zu den möglichen Interessent:innen für einen Kauf des TikTok-US-Geschäfts zählen X-Eigner und Trump-Verbündeter Elon Musk, Oracle, das auch seit einigen Jahren die US-User-Daten TikToks verwaltet und als Service Provider fungiert, diverse Milliardär:innen und, womöglich eher als PR Stund gedacht, der größte YouTuber der Welt MrBeast.

Doch ausgerechnet das KI-Unternehmen Perplexity könnte bald, vielleicht sogar eher als X, mit TikTok kombiniert werden. Denn Perplexity schlägt ByteDance laut Reuters vor, das US-Geschäft zu kaufen, den vom chinesischen Konzern aber nicht zum Verkauf gedachten Empfehlungsalgorithmus nicht zu übernehmen. Des Weiteren soll Perplexity das US-Geschäft nicht selbst komplett aufkaufen – das wäre finanziell für das Unternehmen auch kaum machbar. Vielmehr steht eine Fusion unter einer neuen Holding-Gesellschaft namens NewCo. im Raum. Diese würde als Joint Venture, wie es Donald Trump gern sehen würde, gebildet und von Investor:innen unterstützt. Dabei soll die US-Regierung nach einem möglichen IPO mit einem geschätzten Wert von 300 Millionen US-Dollar die Hälfte am Joint Venture halten. In diesem Szenario könnte auch Perplexity von der Holding-Gesellschaft gekauft werden. Auch CNBC berichtete.

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Perplexity soll schon vor dem US Shutdown TikToks am 19. Januar ein Angebot zu einer möglichen Fusion eingereicht haben. Das KI-Unternehmen bietet eine AI Answering Machine, die ChatGPT, Google und Co. Konkurrenz macht. Zuletzt wurden die neue API Sonar zum Erstellen eigener AI-Suchoptionen sowie der leistungsfähige Perplexity Assistant vorgestellt.


TikTok, CapCut, Lemon8 und Co. nicht mehr in US App Stores

– Rückkehr wohl nur bei Verkauf

TikTok Bann
© visuals– Unsplash


Die Zukunft TikToks in den USA erscheint noch immer vage, trotz der Dringlichkeit

Eine Kombination der Unternehmen würde die KI-Suche mit Entertainment Content verknüpfen und damit eine für Creator, User und auch Advertiser facettenreiche und interessante Plattform schaffen. Wie diese ohne TikToks Kernalgorithmus aussehen würde und ob solch ein Unterfangen als Joint Venture sowohl rechtlich als auch real-praktikabel umsetzbar ist, bleibt zunächst aber fraglich.

Derweil gilt weiterhin das noch von Joe Biden unterzeichnete Gesetz, das TikTok im Grunde eine Daseinsberechtigung ohne Verkauf an ein US-Unternehmen abspricht. Donald Trumps Zusicherungen liefern dem Unternehmen derzeit einen Aufschub, der auf wackligen Beinen steht. Die Verkaufsbereitschaft von ByteDance ist unterdessen auch noch nicht eindeutig kommuniziert worden. Jüngst äußerte sich die stellvertretende Direktorin der Presseabteilung des Außenministeriums der Volksrepublik China, Mao Ningerklärte kürzlich auf einer Pressekonferenz:

TikTok has operated in the US for years and been very popular with American users. It has played a positive role in boosting US employment and consumption. We hope the US will earnestly listen to the voice of reason and provide an open, fair, just and non-discriminatory business environment for market entities from all countries. When it comes to actions such as the operation and acquisition of businesses, we believe they should be independently decided by companies in accordance with market principles. If it involves Chinese companies, China’s laws and regulations should be observed.

Wir dürfen die Entwicklungen der nächsten Tage und Wochen gespannt verfolgen. Für die freiheitliche Entwicklung der Plattformökonomie dürfte keine der aktuell vorstellbaren Lösungen von Vorteil sein. Was die Unsicherheit rund um TikTok für den Digitalmarkt bedeutet, habe ich vergangene Woche mit der Kollegin Stella-Sophie Wojtczak von t3n ausführlich im Podcast besprochen. In ihrem Beitrag auf t3n findest du noch mehr Details zu den Hintergründen.



Disclaimer: t3n und OnlineMarketing.de gehören zu Yeebase und sind jeweils Teil der heise-Familie.

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