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Digitalpolitik
Googles Choice Screen: Android User bekommen alternative Suchmaschinen vorgeschlagen

Googles Choice Screen: Android User bekommen alternative Suchmaschinen vorgeschlagen

Niklas Lewanczik | 10.01.20

Google ist gezwungen, Android-Nutzern in der EU Wettbewerb bei den Suchmaschinen zu bieten. Welche Anbieter profitieren, hängt aber von deren Investment ab.

Google wird Android-Nutzern in der EU bei der Neueinrichtung von Geräten verschiedene Suchmaschinen vorschlagen. Nach einem Urteil der EU-Kommission aus dem Jahr 2018 verstößt das Unternehmen gegen geltendes Wettbewerbsecht in der EU, wenn die eigene Suchmaschine per Default alternativlos mit dem Betriebssystem Android gekoppelt ist. Die Rekordstrafe von 4,3 Milliarden Euro war nicht die einzige Folge. Google hat inzwischen einen sogenannten Choice Screen eingeführt. Dieser zeigt Usern von Android in europäischen Ländern ab dem 01. März alternative Suchmaschinen als Standardoption an. Allerdings konnten sich die Suchmaschinen über eine Auktion in diese Anzeige einkaufen. Das ermöglicht mehr Wettbewerb – von dem Google aber direkt profitiert. Einige Konkurrenten halten die Lösung daher für unangemessen.

DuckDuckGo, GMX oder Bing: Angezeigt dank Fourth Price Auction

Im August 2019 gab Google mit dem Choice Screen eine Reaktion auf die EU-Entscheidung von 2018. Dieser Screen wird bei allen neuen Smartphones und Tablets, die im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) vertrieben werden, integriert. Über den Choice Screen erhalten die User der Geräte bei der Einrichtung dieser eine Auswahl von Suchmaschinen. Neben Google werden Alternativen angezeigt, im Beispiel auf dem Android-Blog etwa DuckDuckGo, Yahoo oder Bing.

Googles Choice Screen mit beispielhaften Suchmaschinen, Screenshot Android-Blog
Googles Choice Screen mit beispielhaften Suchmaschinen, Screenshot Android-Blog

Die gewählte Suchmaschine wird dann zum Standard für die User des Android-Geräts. Um zu klären, welche Suchmaschinen den Nutzern im Choice Screen angezeigt werden, hat Google zunächst zwei Bedingungen gestellt. Sie müssen einen „general search service“ betreiben, also Informationen im gesamten Netz miteinbeziehen. Außerdem müssen sie die je lokalen Sprachen unterstützen.

Allerdings hat nicht Google selbst ermittelt, welches Unternehmen angezeigt wird. Hierfür wurde eine sogenannte Fourth Price Auction etabliert. Diese wird in Zyklen von vier Monaten wiederholt. Bei der Auktion können Anbieter von Suchmaschinen auf die Anzeige im Choice Screen bieten. Die drei höchsten Bieter werden neben Google angezeigt; dabei werden sie zufällig angeordnet. Die Suchmaschine, für die der User sich entscheidet, muss dann eine Gebühr in Höhe des Gebots des Vierthöchstbietenden an Google abtreten. So werden Wettbewerber wie Bing, DuckDuckGo oder auch Qwant angezeigt.

Eine faire Lösung?

Viele Konkurrenten dürften mit dieser Option nicht zufrieden sein. Der CEO der gemeinnützigen Suchmaschine Ecosia, erklärte gegenüber der BBC:

We believe this auction is at odds with the spirit of the July 2018 EU Commission ruling. Internet users deserve a free choice over which search engine they use and the response of Google with this auction is an affront to our right to a free, open and federated internet. Why is Google able to pick and choose who gets default status on Android?

Eine pragmatische Antwort auf die abschließende Frage wäre, dass Google, obwohl Android im Kern viel auf Open Source basiert, seit 2005 Besitzer der Android Inc. ist – und der Hauptentwickler des Betriebssystems Android. Auch der CEO von Qwant, Eric Leandri, stellte sich gegen die Auktion und nannte sie laut The Verge einen „totalen Missbrauch der dominanten Position“ Googles. Gabriel Weinberg, CEO von DuckDuckGo, erklärte, dass diese Wettbewerbsöffnung in erster Linien den Profit von Google steigere.

Während Ecosia die Auktion boykottiert hat, haben andere Suchmaschinen allerdings trotzdem teilgenommen. Und Google hat erstmals Ergebnisse geteilt. In Europa hat vor allem DuckDuckGo, das stark auf Privatsphäre der Nutzer setzt, auf eine Anzeige geboten. In Deutschland wird Usern diese Suchmaschine, GMX und Info.com angezeigt. Bing, eine der international relevanteren Suchmaschinen neben Google, wird nur in Großbritannien angezeigt. Dies ist der Stand zu den Wettbewerbern, die im EWR angezeigt werden:

  • Österreich: DuckDuckGo, GMX, Info.com
  • Belgien: DuckDuckGo, Info.com, Qwant
  • Bulgarien: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Kroatien: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Tschechien: DuckDuckGo, Info.com, Seznam
  • Dänemark: DuckDuckGo, Givero, Info.com
  • Estland: DuckDuckGo, Info.com, Yandex
  • Finnland: DuckDuckGo, Info.com, Yandex
  • Frankreich: DuckDuckGo, Info.com, Qwant
  • Deutschland: DuckDuckGo, GMX, Info.com
  • Griechenland: DuckDuckGo, Info.com, Qwant
  • Ungarn: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Island: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Irland: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Italien: DuckDuckGo, Info.com, Qwant
  • Lettland: DuckDuckGo, Info.com, Yandex
  • Liechtenstein: DuckDuckGo, Info.com, Qwant
  • Litauen: DuckDuckGo, Info.com, Yandex
  • Luxembourg: DuckDuckGo, Info.com, Qwant
  • Malta: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Niederlande: DuckDuckGo, GMX, Info.com
  • Norwegen: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Polen: DuckDuckGo, Info.com, Yandex
  • Portugal: DuckDuckGo, Info.com, Qwant
  • Zypern: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Rumänien: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Slowakei: DuckDuckGo, Info.com, Seznam
  • Slowenien: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Spanien: DuckDuckGo, Info.com, Qwant
  • Schweden: DuckDuckGo, Info.com, PrivacyWall
  • Großbritannien: Bing, DuckDuckGo, Info.com

Mehr Informationen zum Choice Screen von Google und eine ausführliche FAQ-Sektion findet ihr auf dem Android-Blog.

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