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Blockchain Domains – sinnvolles Marketing Tool oder überflüssige Technik?

Blockchain Domains – sinnvolles Marketing Tool oder überflüssige Technik?

Ein Gastbeitrag von Ann-Kathrin Gräfe | 18.07.24

Blockchain Domains verändern die Art und Weise, wie wir das Internet nutzen. Sind sie auch als Marketing Tool interessant? Und wie kann der konkrete Nutzen aussehen?

Die Blockchain-Technologie stellt das bisherige Konzept von Domain-Namen auf den Kopf: Statt auf einem zentralen Server sind die Informationen zu einer Domain dezentral auf der Blockchain gespeichert. Als Besitzer:in einer Blockchain Domain hast du damit – im Gegensatz zur klassischen Domain – die vollständige Kontrolle und kannst sie eigenständig verwalten. Massentauglich ist die neue Technologie zwar noch nicht, trotzdem verspricht sie interessante Vorteile – auch für das Marketing.

Blockchain einfach erklärt

Wie der Name sagt, basieren Blockchain Domains auf der Blockchain-Technologie. Zum ersten Mal gehört hast du den Begriff wahrscheinlich in Zusammenhang mit der Kryptowährung Bitcoin. Bekannt wurde sie während der Weltfinanzkrise 2008, als ein gewisser Satoshi Nakamato sein digitales Zahlungsmittel als Alternative zum herkömmlichen Geldsystem ins Spiel brachte.

Der Bitcoin sollte nicht nur Finanzinstitute überflüssig machen, sondern außerdem die Probleme bereits eingeführter Kryptowährungen lösen – zum Beispiel, dass eine Kryptomünze mehrfach ausgegeben wird. Nakamato wählte die Blockchain als Basis für seine digitale Währung, weil ihm die Technologie besonders sicher erschien.

Wie funktioniert die Blockchain? Ein Beispiel
Wie funktioniert die Blockchain? Ein Beispiel, © dotBERLIN

Wie die Blockchain funktioniert, beschreibt die deutsche Übersetzung „Blockkette“ ziemlich genau. Im Grunde ist sie eine große Datenbank, auf der Informationen verwaltet werden. Das Besondere ist, dass diese Daten in Form digitaler „Blocks“ aneinander gereiht sind, so dass eine Datenkette entsteht. Gleichzeitig ist die Blockchain dezentral organisiert: Jede Person, die Teil eines Blockchain-Netzwerks ist, hat eine Kopie der exakt gleichen Daten.

Vorteile der Blockchain

Von der Anfangsidee als Grundlage für Kryptowährungen, hat sich die Blockchain mittlerweile viel weiter entwickelt. Immer mehr Branchen interessieren sich für die Technologie, denn sie eignet sich für vielfältige Einsatzszenarien und bietet entscheidende Vorteile:

  • Sicherheit: Jeder Rechner, der an die Blockchain angeschlossen ist, besitzt eine Kopie der vollständigen Datenkette. Selbst wenn eine Datei manipuliert wird, deckt ein Abgleich mit den anderen im Netzwerk enthaltenen Dateien den unerlaubten Eingriff schnell auf.
  • Transparenz:
    Die Daten in der Blockchain stehen allen Netzwerk-Mitgliedern vollumfänglich zur Verfügung. Jede Transaktion wird unveränderbar aufgezeichnet, so dass nachträgliche Analysen immer möglich sind.
  • Effizienz:
    Sobald Daten in der Blockchain gespeichert werden, werden sie direkt an alle angeschlossenen Rechner verteilt. So haben die Netzwerk-Mitglieder auch bei großen Datenmengen direkten Zugriff.
  • Kostenersparnis:
    Weil alle Netzwerk-Mitglieder alle Informationen einsehen können, sind Kontrollinstanzen überflüssig. Das senkt die entstehenden Kosten.

Was sind Blockchain Domains?

Von den Vorteilen der Blockchain können auch Domains profitieren. Auf den ersten Blick unterscheiden sich Blockchain Domains gar nicht so sehr von ihren klassischen Verwandten: Beides sind Zeichenfolgen, die du ohne Schwierigkeiten lesen kannst. Gibst du sie in einen Browser ein, führen sie dich zu einem bestimmten Ort im Internet.

Bei den klassischen Domains kümmert sich allerdings das Domain Name System (DNS) darum, dass eine gewünschte Website aufgerufen wird. Jeder Domain wird eine IP-Adresse zugeordnet. Tippst du die Domain ein, fragt dein Browser einen DNS-Server, der wiederum die richtige IP-Adresse heraussucht. Die Website öffnet sich auf deinem Bildschirm.

Blockchain Domains nutzen das DNS hingegen nicht, sondern führen zu einer Adresse in einer Blockchain. Alle Informationen zur Domain sind in der Blockchain gespeichert. Wer eine Blockchain Domain registriert, hat damit nicht mehr nur eine Art dauerhafte Lizenz zur Nutzung – stattdessen wird die Domain zum tatsächlichen Eigentum. Dritte haben weder Zugang zur noch Kontrolle über die Domain. 

DNS-Domain-Endungen und Blockchain-Domain-Endungen
DNS-Domain-Endungen und Blockchain-Domain-Endungen, © dotBERLIN

Unterschiede zwischen Blockchain und klassischen Domains

Insgesamt gibt es drei grundlegende Unterschiede, die Blockchain Domains und klassische Domains voneinander unterschieden. Hier sind sie noch einmal im Überblick:

  • Eigentum: Registrare wie Strato oder Ionos verwalten klassische Domains. Wer eine Domain registriert, hat deshalb nicht wirklich das Eigentum an der Domain, sondern im Grunde nur eine Lizenz zur Nutzung. Registrierst du eine Blockchain Domain, gehört sie dir tatsächlich. Damit hast du auch das Recht, die Domain jederzeit an eine andere Person zu übertragen.
  • Kontrolle: Die sogenannte Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ist für die Verwaltung des DNS verantwortlich. Klassische Domains unterliegen daher ihren Richtlinien. Weil Blockchain Domains nicht auf das DNS zurückgreifen, haben ihre Besitzer:innen die volle Kontrolle.
  • Speicherung: Während klassische Domains auf DNS-Servern gespeichert werden, befinden sich Blockchain Domains in Blockchain-Netzwerken. Wenn du beispielsweise eine Domain mit der Endung .eth kaufst, befindet sie sich in der Blockchain des Anbieters Ethereum Name Service (ENS).

Anwendungsbeispiele für Blockchain Domains

Blockchain Domains kannst du wie klassische Domains verwenden – und weit darüber hinaus. Einsatzmöglichkeiten haben sie zum Beispiel schon in der Finanz- oder Gesundheitsbranche oder für das Identitätsmanagement gefunden. Die folgenden Beispiele zeigen, wie Blockchain Domains das Marketing bereichern können:

1. Zukunftsorientiertes Image

Unternehmen müssen sich schon lange nicht mehr nur mit ihrer eigenen Zukunft auseinandersetzen, sondern auch mit globalen Herausforderungen. Der technische Fortschritt gehört dazu. Wer in einem Umfeld, das sich immer schneller verändert, Oberwasser behalten möchte, sollte für neue Entwicklungen offen sein. Mithilfe von Blockchain Domains können Unternehmen unter Beweis stellen, dass sie an der Spitze technologischer Entwicklungen stehen und sich so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Es gibt bereits eine ganze Reihe von Unternehmen, die ihre Bereitschaft, mit der Zeit zu gehen, anhand von Blockchain Domains unter Beweis stellen: Nike besitzt zum Beispiel schon seit ein paar Jahren die Domain dootswoosh.eth, die eine Hommage an das berühmte Unternehmenslogo darstellt. Der Biermarke Budweiser gehört die Domain beer.eth und der NBA, Nordamerikas Profi-Basketballliga, die Domain nba.eth.

2. Neue Branding-Möglichkeiten

Statt mit der klassischen Domain können Unternehmen ihre Website mit der Blockchain Domain verknüpfen. Zum einen erleichtern sie sich damit das Leben, weil die jährliche Domain-Verlängerungsgebühr oder die Bindung an die Geschäftsbedingungen des Registrars entfallen. Zum anderen lassen sich unter der Blockchain Domain vielfältige Inhalte versammeln: Ob Anlaufstelle für die Marken-Community, digitale Galerie oder Plattform für virtuelle Güter – mithilfe von Blockchain Domains lassen sich neue kommunikative Wege erschließen.

Mit .bitcoin, .crypto oder .nft gibt es bereits einige Blockchain-Domain-Endungen. ENS, der die .eth-Domains anbietet, nutzt für sich ens.eth. Ausschließlich mithilfe der Blockchain sichtbar zu sein, ist aber (noch) keine gute Idee. Auch ENS nutzt zusätzlich die klassische Domain ens.domains. Hintergrund ist, dass Browser wie Chrome Blockchain Domains nicht auflösen können. Dafür braucht es bislang Add-Ons oder spezielle Browser wie etwa Brave. Mit steigender Relevanz kann sich das natürlich ändern. Opera zum Beispiel zeigt Blockchain Domains schon standardmäßig an.

Brave und Opera
Brave und Opera, © dotBERLIN

3. Öffentliche Sichtbarkeit

Immer mehr Unternehmen akzeptieren Kryptowährungen als Zahlungsmittel. Schon die simple Ankündigung „Wir akzeptieren Bitcoin“ erregt Aufmerksamkeit. Aber egal, ob alternative oder traditionelle Zahlungsmethode – sowohl Kryptowährungsadresse als auch IBAN sind umständlich beim Eingeben und damit anfällig für Fehler. Leichter wird es, wenn Unternehmen ihre Kundschaft mithilfe von Blockchain Domains bezahlen lassen. Statt einer langen Zeichenfolge heißt es dann zum Beispiel nur noch: Zahlung bitte an firma.eth.

Wer Zahlungen in digitaler Währung akzeptiert, stärkt allerdings nicht nur die Kund:innenbindung, sondern erweitert gleichzeitig den Kreis potenzieller Neukund:innen. Seit 2022 akzeptiert der Schweizer Uhrenmacher Breitling Bitcoin & Co als Zahlungsmittel und sorgte damit für ein bemerkenswertes mediales Echo.

4. Markenschutz

Blockchain Domains können außerdem dazu beitragen, das Vertrauen der Kundschaft in die zugehörige Marke zu stärken. Sobald eine Domain in die Blockchain geschrieben wird, kann sie nicht mehr verändert werden. Potenzielle Kund:innen wissen damit: Diese Domain ist vertrauenswürdig. Unternehmen, die jetzt schon ihre Blockchain Domains registrieren, verhindern eine unbefugte Nutzung und bestätigen gleichzeitig die Integrität ihrer Marke in der digitalen Welt.

Blockchain Domains von Mercedes-Benz
Blockchain Domains von Mercedes-Benz, © dotBERLIN

Zu den Unternehmen, die sich frühzeitig Blockchain Domains gesichert haben, gehört Mercedes-Benz. Mit Namen wie mercedesbenz-nfts.eth oder mercedes-benz-ag.eth, hat der Automobilbauer zahlreiche Markenbegriffe registriert. Ob Mercedes-Benz seine Blockchain Domains tatsächlich nutzen wird, ist noch unklar. Tatsache ist aber, dass das Unternehmen sich schon länger mit dem Thema Blockchain auseinandersetzt und zum Beispiel digitale Kunst und Sammlerstücke anbietet, die auf der Blockchain-Technologie beruhen.

Fazit: Technologie mit Potenzial

Im heutigen Zeitalter der Digitalisierung machen Eigenschaften wie Transparenz und hohe Sicherheit die Blockchain Domains zu einer wertvollen und zukunftsweisenden Technologie. Zwar sind sie bisher noch nicht weit verbreitet; dass ihre Popularität steigt, beweisen allerdings Unternehmen wie Mercedes, Nike oder Budweiser, die bereits Blockchain Domains registriert haben. Schon gezeigt hat sich außerdem, dass Blockchain Domains für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden können und das Potenzial haben, die Marketing-Aktivitäten gewinnbringend zu ergänzen. Wer früh dran ist und jetzt schon Blockchain Domains registriert, hat im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit potenzieller Kund:innen möglicherweise also die Nase vorn.

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